LSD-Symposium zum 100. Geburtstag von Albert Hofmann

60 Jahre nach der Entdeckung der psychoaktiven Substanz LSD trafen sich in Basel ca. 2000 Menschen, unter ihnen renommierte Wissenschaftler, Forscher, Therapeuten, Künstler, “Reisende” und Interessierte aus aller Welt, um den Geburtstag des Erfinders des LSD, Albert Hofmann, gebührend zu feiern.

Wenn lebenslange Bewusstseinsforschung mit Unterstützung von LSD ein Garant für geistige und körperliche Gesundheit, für Lebendigkeit bis ins hohe Alter wären, so wäre Albert Hofmann ein lebender Beweis dafür.

Als der hundertjährige Mann mit den blitzenden Augen zur Eröffnung des Baseler Symposiums zu den Gästen aus der ganzen Welt sprach, lag neben der tiefen Ehrerbietung vor dem Altmeister der Bewusstseinsforschung ein Hauch der Liebe und des Verbundenseins über der Veranstaltung.

Vor allem an das jüngere Publikum gerichtet, erzählte Hofmann von seinem Weg vom Wissenschaftler, der sich besonders für Arzneipflanzen interessiert, hin zum Naturphilosophen und kulturkritischen Visionär. 1938 isoliert er als angestellter Chemiker der Firma Sandoz in Basel den Grundbaustein aller therapeutisch bedeutsamen Mutterkornalkaloide, die Lysergsäure. Er versetzt sie mit einigen Chemikalien und gewinnt LSD-25. Seine Auftraggeber hatten sich ein Kreislauf und Atem anregendes Medikament erhofft. Die Wirkung entspricht jedoch nicht den Erwartungen und so dauert es fünf Jahre, bis zum 19. April 1943, bis sich Albert Hofmann auf eigene Faust, “einer ungewissen Ahnung folgend”, als erster Mensch auf eine LDS-Reise begibt.

“Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und meines Ichs aufzuhalten, schienen vergeblich”.

“Ich war in eine andere Welt geraten, in andere Räume, in eine andere Zeit.”

Albert Hofmann gab sich der ungewöhnlichen Erfahrung hin und kam daraus erfrischt, wie von neuem Leben durchdrungen hervor. Er hatte nicht bloß eine weitere chemische Wirksubstanz entdeckt, sondern das Geheimnis der “Pflanzen der Götter” gelüftet. Erst viele Jahre später konnte Albert Hofmann die Verwandtschaft von LSD mit den Zauberpflanzen der Naturvölker nachweisen.

LSD galt zunächst als vielversprechendes Medikament, das nüchtern erforscht und in neuen Behandlungskonzepten der Psychiatrie und Psychotherapie eingesetzt und erprobt wurde,  so Dr. Ralf Metzner, (USA), Bewusstseinsforscher, Psychotherapeut und Pionier psychedelischer Forschung in Harvard. Da die Versuche stets in einem kontrollierten Setting stattfanden, kam es kaum je zu negativen Auswirkungen. Bis Mitte der 60er Jahre waren mehr als tausend Artikel in angesehen Fachzeitschriften und mehrere fundierte Studien erschienen, in denen über ermutigende Behandlungsergebnisse bei ca. 40 000 Patienten mit Schizophrenie, Depression, Süchten und anderen Störungen berichtet wurde. Einige Forscher, unter ihnen der bekannte tschechische Psychiater Stanislav Grof, erkannten, dass LSD nicht nur hilft, unbewusste Seelenanteile ans Licht zu bringen, sondern dass es auch die spirituelle Entwicklung von Menschen unterstützt.

So war es nur konsequent, dass sich einige Veranstaltungen des Symposiums der Verwandtschaft von LSD mit mexikanischen Zauberpilzen, dem Peyotekaktus oder Ayahuasca widmeten. Hofmann gelang es 1958, aus den mexikanischen Zauberpilzen die psychoaktiven Wirkstoffe Psilosybin und Psilocin zu isolieren. Seine wissenschaftliche Tätigkeit war jedoch nie auf eine rein naturwissenschaftliche Sicht der Dinge beschränkt. Er unterstützte die Bemühungen der Psychotherapeuten LSD zur Heilung von psychischen Krankheiten einzusetzen. Aber er meint vor allem, dass Erfahrungen mit der Substanz allen Menschen nützen könnten, weil sie die immaterielle Seite unseres Daseins erkennen lasse.

“LSD ist die engste, dichteste, geheimnisvollste Verbindungsstelle zwischen der materiellen und der geistigen Welt und es vermag im menschlichen Bewusstsein den Himmel und die Hölle wachzurufen.”

Gerade weil für Albert Hofmann der positive Nutzen der Substanz so deutlich war, bekümmert ihn die Entwicklung der späten sechziger und frühen siebziger Jahre bis heute. Angefangen hatte es mit dem von LSD-Reisen euphorisierten Psychologieprofessor Timothy Leary. Er wagte den Sprung aus den geschützten Räumen von Therapie und Forschung und hielt statt Therapiesitzungen LSD-Parties ab. Die “Wunderdroge” wurde zum Rauschmittel der jungen amerikanischen Generation, die sich aufmachte, einen gesellschaftlichen Gegenentwurf zu leben. Die mangelnde Tradition und Einbindung der westlichen Kultur in religiöse Rituale, die Vergnügungssucht der “Love and Peace”-Generation wurden in den Foren der Baseler Konferenz unter die Lupe genommen, und dennoch schwebte manchmal für Augenblicke auch der gute Geist dieser Zeit, die Offenheit und Experimentierfreude – das “Alles ist möglich” im Raum. Viele Künstler, u. a. Aldoux Huxley, Allen Ginsberg, die Beatles und die Stones produzierten aus den Erfahrungen mit LSD eine neue Art von Literatur, Musik und Malerei. Schließlich wurde  der unkontrollierte Massenrausch der Hippiebewegung und der politischen Protestbewegung  von reaktionären Politikern genutzt, um im Jahre 1966 LSD als gefährliche Droge ohne jeden medizinischen Nutzen einzustufen und zu verbieten. 

Danach kam die LSD-Forschung nahezu zum Erliegen, und seitdem konnten LSD und andere psychoaktive Substanzen legal nur noch in kleinsten, staatlich streng überwachten Forschungsprojekten eingesetzt werden. Zur Zeit scheint sich jedoch weltweit eine leise Öffnung abzuzeichnen. An einigen Instituten wird zur Zeit wieder an Schwerstkranke oder Traumapatienten LSD, MDMA oder Psilocybin im geschützten therapeutischen Setting abgeben. Bei all diesen Diskussionsforen wurde deutlich, dass die psycholytische und psychedelische Therapie mit dem Verbot der psychoaktiven Substanzen keineswegs ein Ende gefunden hat. Das Interesse an einer differenzierten Auseinandersetzung darüber, wie psychoaktive Substanzen uns auf dem Weg zum höheren Bewusstsein begleiten können, fand reges Interesse. Über eines jedoch ließen die Redner auf dem Podium keinen Zweifel: Die Macht der Substanzen erfordert Respekt und Achtsamkeit im Umgang damit, und in der Regel auch eine Führung durch erfahrene Begleiter.

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