Wer bin ich als Mann? Früher oder später stellen sich Männer die Frage nach ihrer männlichen Identität. Die 7 Archetypen der Seele geben Antworten.

Wenn Männer beginnen, sich zu fragen, was wirklich wichtig ist im Leben und was wirklich zählt, dann machen sie dies entweder allein  oder orientieren sich an Frauen. Männer brauchen aber zu ihrer männlichen Selbstbestimmung und männlichen Initiation die Unterstützung und Begleitung von anderen Männern. Wenn Männer zu ihrer männlichen Identität finden wollen, dann finden sie diese Identität nicht bei Frauen, so angenehm die Gesellschaft auch sein kann, sondern nur im Kreis von Männern, die auch auf der Suche nach ihrer Essenz sind und schon Erfahrungen mit Initiationen gesammelt haben.

Der wachsenden Unsicherheit und Orientierungslosigkeit von Männern, die keine männliche Urkraft in sich spüren, weil ihnen männliche Bezugspersonen und Vorbilder fehlen, steht zum Glück ein wachsendes Angebot von Männergruppen und Männerprojekten gegenüber, die dem Mann im 21. Jahrhundert das Angebot machen, die Essenzen des Männlichen zu erforschen und in die Gesellschaft einzubringen. Eines davon ist das Männerprojekt „Die Heldenreise des Mannes“, das seit Mitte der 90iger Jahre vom Therapeuten Walter Mauckner in Form einer 7-teiligen Seminarreihe angeboten wird und die Männer durch die 7 Essenzen der männlichen Archetypen führt. Natürlich gelten die Archetypen grundsätzlich auch für Frauen und sind somit geschlechtslos. Ich beziehe mich in diesem Artikel aber auf die männliche Ausformung der Archetypen, die sich von der weiblichen Ausformung ein wenig unterscheidet.

Was sind Archetypen?

Die Archetypen wurden vom Psychoanalytiker C. G. Jung 1934 in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt. Er verstand darunter die Inhalte des kollektiven Unbewussten, die Grundmuster instinktiven Verhaltens. Berühmt geworden und in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind Begriffe wie „Animus“, „Anima“, „Schatten“ und „Selbst“. In der Typologie des Männerprojekts werden Archetypen als „Urbilder menschlicher Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster verstanden. Diese sind kulturübergreifende kollektive innere Bilder, nach denen die Seele reift und wächst.“ (Andreas Schick: Selbsterfahrung Mann, Springer 2015)

In jedem Mann (wie auch in jeder Frau) liegen also bestimmte Essenzen, Grundmuster für den positiv gereiften, kraftvollen Mann. Diese männlichen Qualitäten manifestieren sich in den 7 Archetypen und ihren Essenzen, die der Mann für seine eigene Entwicklung braucht, um eine erfüllte Beziehung zu führen und seinen Beitrag zum Wohl der Gesellschaft zu leisten. In den früheren Kulturen waren die Entwicklungsschritte meist in Form von Initiationsprozessen ritualisiert und wiesen dem heranreifenden Mann einen sicheren Weg zu seiner Identität, Würde und Beziehungsfähigkeit. Heute sind Männer in unserem Kulturkreis oft weit über die Lebensmitte hinaus, bevor sie sich für den inneren Weg des Mannseins öffnen.

Jeder der 7 Archetypen hat einen Essenzaspekt (die Urkraft), bewegt sich in einem polaren Spannungsfeld, hat bestimmte Qualitäten und Verzerrungen und ist einem Energiezentrum (Chakra) zugeordnet. Dieser Artikel gibt einen kurzen Einblick in die Themen und die Spannbreite der 7 Archetypen, wie sie Walter Mauckner mit seiner initiatisch-phänomenologischen Therapiemethode entwickelt hat. (vergl. www.zipat.de)

Männer-Archetyp: Der Heiler

Der Mann begegnet in seiner ersten Initiation dem Archetypen des Heilers. Dieser Archetyp umfasst das Spannungsfeld von Verletzt sein und Ganz sein, hat den Essenzaspekt des Mitgefühls und bringt die Qualitäten von Verletzbarkeit, Offenheit, Empathie und Seelentiefe mit hinein. Seine Verzerrungen sind Opfermentalität, Selbstmitleid, Resignation und das Helfersyndrom.

Jeder von uns, egal ob Mann oder Frau, ist verletzt. Das liegt daran, dass traumatisierte Mütter und Väter traumatisierte Söhne und Töchter erzeugen. Überall auf der Welt begegnen wir dem Prinzip der Wunde und der Verletzlichkeit. Oft werden die Wunden (Traumata) über Generationen weiter vererbt. Erst wenn sich eine Generation ihrer Wunde und ihren Verletzungen stellt, kann dieser Vererbungskreislauf unterbrochen werden. Aber was bedeutet überhaupt Wunde oder Verletzung? Nach der spirituellen Lehrerin Lise Bourbeau entsteht die seelische Verletzung dann, wenn wir nicht wir selbst sein dürfen, sondern so werden, wie es sich die Eltern wünschen. Um die Liebe der Eltern nicht zu verlieren, legen wir uns Überlebensstrategien, Schutzmechanismen zu. Unter der Maske der Flucht, der Abhängigkeit, der Unterwürfigkeit, der Kontrolle oder Starrheit spüren wir den Schmerz nicht mehr, nicht mehr wir selbst sein zu dürfen.

In der Begegnung mit der Wunde geht es nicht darum, die Wunde schnell heilen oder wegmachen zu wollen, sondern „den Raum der Wunde zu betreten, der sich hinter all den mächtigen Gefühlen von Wut, Trauer, Schmerz und Angst auftut.“ (Walter Mauckner) In Abwandlung des berühmten Satzes „ein Indianer kennt keinen Schmerz“ könnte man auch sagen „ein Indianer kennt seinen Schmerz gut, darum kann er angemessen mit ihm umgehen.“ (Walter Mauckner) Das Anerkennen der eigenen Wunde und das damit verbundene Mitgefühl mit sich selbst ist also ein unverzichtbarer erster Schritt auf dem Weg, in die eigene Kraft zu kommen.

Mögliche Fragen zur Selbsterforschung:

  • Wie erlebe ich mich als verletzt?
  • Wie habe ich Kontakt zu meiner Wunde?
  • In welchen Situationen spüre ich meine Wunde?
  • Wie beeinflusst meine Wunde mein Verhalten/mein Leben?
  • Wie, von wem wurde ich verletzt?
  • Wie vermeide ich es, meine Wunde zu spüren?
  • Wo spüre ich meine Wunde körperlich?

Männer-Archetyp: Der Vater

Der Vater-Archetyp beweht sich im Spannungsfeld zwischen Unterstützung/Stärkung einerseits und Herausforderung/Bedrohung andererseits. Die Essenz ist die Stärke. Der Archetyp des Vaters ist wie alle anderen Archetypen polar angelegt. Erst wenn sowohl die positiven als auch negativern Aspekte des jeweiligen Archetyps integriert sind, entfaltet sich deren volle Essenz. Der Vater-Archetyp beinhaltet also als Qualität eine unterstützende, stärkende, erdende, haltende Seite und in seiner Verzerrung eine destruktive, herausfordernde, verletzende Seite. Erst wenn der Vater mit allen seinen Seiten vom Sohn angenommen wurde, wenn also die Vater-Wunde ganz gefühlt und als Wirklichkeit angenommen wird, kann der Vater zur Quelle der väterlichen männlichen Energie werden und die Söhne schöpfen aus dieser Quelle Kraft für ihr eigenes Leben.

Es geht dabei nicht darum, dem Vater zu „verzeihen“, sondern ihn gegebenenfalls in seiner Schuld so wie in seinem Schicksal zu achten. Der leibliche Vater ist das Tor zu den Vorvätern und letzten Endes zur männlichen Urkraft. Wenn es dem Sohn gelingt, neben den nährenden und unterstützenden Seiten des Vaters auch Verzerrungen wie übermächtige, schweigende, nicht anwesende oder schlagende Väter zu integrieren, dann steht ihm die Stärke der kompletten männlichen Ahnenreihe zur Verfügung.

Mögliche Fragen zur Selbsterforschung:

  • Wie ist der Kontakt zu meinem Vater?
  • Wie ist mein Vater verletzt?
  • Wie wurde ich von meinem Vater verletzt?
  • Wie ist mein Vater geachtet?
  • Wie ist die dunkle Seite meines Vaters?
  • Wie ist die helle Seite meines Vaters?
  • Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen meinem Vater und mir?

Männer-Archetyp: Der Krieger

Der Krieger-Archetyp steht im Spannungsfeld zwischen Aggression und Hingabe und für den Essenzaspekt des Willens. Der Krieger steht für Entscheidungskraft, Konfliktfähigkeit, Kontakt, Disziplin und Hingabe auf der positiven Seite und auf der negativen Seite für Gewalt, Starrheit und blindem Gehorsam. Ein typischer Vertreter dieses Archetyps ist Nelson Mandela, der einen ausgeprägten Willen, Entscheidungskraft und Hingabe in sich vereinte. Die Energie, um die es beim Krieger geht, kommt im Prozess des Laufen-Lernens zum Ausdruck: „Wenn Kinder damit anfangen….auf ihren eigenen Beinen zu stehen und zu laufen, dann fallen sie sehr häufig hin. Mit einer Entschlossenheit und mit gerichteter Energie stehen sie jedoch immer wieder auf, um neue Gehversuche zu starten.“ (Walter Mauckner)

Der gereifte Krieger ist in Kontakt mit dem schwarzen Willen, der im Gegensatz zum rücksichtslosen roten Willen und moralisierenden weißen Willen keinem System mehr angehört und direkt aus der Quelle, der Essenz kommt und deshalb dem Wohl des Ganzen dient. Robert Bly spricht in seinen bekannten Männerbuch „Eisenhans“ von einer Entwicklung „von der roten Intensität über das weiße Engagement zur schwarzen Humanität.“ Ohne Hingabe an den Lebensfluss, an den größeren Willen des Ganzen, würde die Energie des Kriegers verhärten und sich im Lebenskampf aufreiben.

Ein gereifter Krieger kann seine eigenen Grenzen verteidigen, ohne andere zu verletzten und steht in einem offenen und ehrlichen Kontakt zu seiner Umwelt. Er ist an ehrlichen Rückmeldungen interessiert, um seine Selbstwahrnehmung im Spiegel von anderen zu hinterfragen. Ein gereifter Krieger ist bereit zu scheitern und daran zu wachsen. Er kennt seine Schattenseiten und weicht seiner Wunde nicht aus. Mit dem inneren Schwert trennt er Mut und Risikobereitschaft von Leichtsinn und selbstschädigendem Verhalten.

Mögliche Fragen zur Selbsterforschung:

  • Wie bin ich ein Kämpfer?
  • Wie lebe ich Aggression?
  • Welche Seiten von mir lebe ich nicht?
  • Was sind meine Schattenseiten?
  • Wie erlebe ich Kontakt?
  • Welche Entscheidungen stehen in meinem Leben an?
  • Wie erlebe ich Hingabe und Zustimmung?

Männer-Archetyp: Der Wilde Mann

Der Archetyp des Wilden Mannes bewegt sich um Spannungsfeld zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit, zwischen Symbiose und Autonomie. Seine Essenz ist die Freiheit, seine Qualitäten sind die Wildheit, die Erdverbundenheit, die Risikobereitschaft und das Unangepasste. In der Verzerrung neigt der Wilde Mann zur Verweigerung und zur Pseudo-Autonomie. Die Pseudo-Autonomie entsteht dann, wenn ein Mann keine Verbindung zu seiner Wunde hat und sie verleugnet und verdrängt, dann ist das Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit ein kindlicher hilfloser oberflächlicher Versuch, der zum Scheitern verurteilt ist.

Freiheit bedeutet nicht, alles zu tun, was einem Mann gerade einfällt, sondern er muss sich die Frage stellen, ob er allein sein kann oder ob er immer etwas braucht, um sich zufrieden und frei zu fühlen: „Nur ein Mann, der alleine sein kann, kann wirklich frei sein, nur ein Mann der frei ist, kann auch lieben und nur ein freier Mann kann sich binden und dabei gleichzeitig freie und verbindliche Bindungen eingehen.“ (Walter Mauckner) Bei der Initiation zum Wilden Mann geht es darum, seine Abhängigkeiten zu spüren, sei es von materiellen Süchten wie Alkohol, Zigaretten oder Essen oder von Beziehungssüchten wie die Anerkennung und Bewertung von Frauen.

Im Zentrum des Archetypen Wilder Mann steht die Mutter. In der frühkindlichen symbiotischen Beziehung zur Mutter erleben die Männer eine existenzielle Abhängigkeit, die oftmals im Erwachsenenalter noch andauert, wenn der Abnabelungsprozess nicht ganz gelungen ist. Der Prozess der Abnabelung vom mütterlichen Schoß ist ein wichtiger Schritt in die männliche Kraft. Er braucht dafür eine zweite Geburt, die im Kreis der Männer vollzogen wird und ganz in das Männliche hineinführt. Dies geschieht in tiefer Achtung vor dem Weiblichen in seiner Andersartigkeit und stärkt den Mann in seiner Fähigkeit, frei gewählte Bindungen einzugehen sowie Partnerschaft und Intimität zu leben.

Letztendlich sind alle materiellen und immateriellen Abhängigkeiten verfestigte Strukturen, die sich aus den Überlebensstrategien entwickelt haben und jetzt ein Eigenleben mit Suchtpotential führen. Die größte Herausforderung des Wilden Mannes ist es, der Sucht nicht mehr nach zu geben und stattdessen zu erforschen, was geschieht, wenn man sich seiner Sucht verweigert. Wahrscheinlich steigen dann schmerzhafte Gefühle des Mangels, der Ohnmacht, Angst oder Einsamkeit auf, die man nur aushalten kann, wenn der Kontakt zur „inneren Wildheit“ besteht. Diese Art von Wildheit kann gepflegt werden, indem der Mann mit geöffneten Sinnen durch die Natur geht und ganz bewusst mit allen Sinnen wahrnimmt, was um ihn herum geschieht.

Mögliche Fragen zur Selbsterforschung:

  • Welches Risiko müsste ich eingehen, um wilder zu leben?
  • Wie bin ich abhängig?
  • Wie erlebe ich Abhängigkeit vom Weiblichen?
  • Welche freien Bindungen und welche unfreien Bindungen lebe ich?
  • Wie achte ich das Weibliche?
  • Was nehme ich in diesem Moment wahr?
  • Welcher körperlichen Unfreiheiten (Anspannungen, Verhärtungen usw) bin ich mir bewusst?

Männer-Archetyp: Der Liebhaber

Der Liebhaber bewegt sich in dem Spannungsfeld von Lebendigsein und Erstarrung, zwischen Autonomie und Verschmelzung. Die Essenz des Liebhaber-Archetyps ist die Freude und die Liebe. In seiner positiven Ausprägung steht dieser Archetyp für die Lebendigkeit, Leichtigkeit, Unbeschwertheit, Lebensfreude und Leidenschaft, in seiner Verzerrung entstehen Exzentrik, Sexsucht, leidenschaftslose Liebe oder lieblose Leidenschaft. Der Liebhaber ist mit dem Eros verbunden, der alles durchdringenden Liebeskraft, die die Gegensätze vereint. Diese Urkraft kann in vielfältiger Weise zum Ausdruck kommen. Als leidenschaftliche Liebe, künstlerische Kreativität, sinnliche Sexualität oder genussvolle Schönheit. Der Liebhaber-Archetyp denkt mit Herz und Bauch, liebt Farben Formen, Klänge, sowie Tast-, Geruchs- und Geschmacksempfindungen. Er will berühren und berührt werden und einen genussvollen Kontakt mit der Welt herstellen.

Ein integrierter Liebhaber kann sich gegen die Gier abgrenzen, die aufflammt, wenn er eine schöne Frau sieht oder ein schönes Buffet. Er kann das Begehren genießen, ohne es auszuleben. Er spürt seine Lust und lässt diese Energie in sich zirkulieren, ohne sie auszuagieren. Der Archetyp des Liebhabers kommt in seiner vollen männlichen Ausprägung erst dann zur Geltung, wenn die ersten vier Archetypen des Heilers, des Vaters, des Kriegers und des Wilden Mannes integriert sind. Er ist sich seiner Verletzlichkeit ebenso bewusst wie seiner männlichen Ahnenreihe, er hat die Entschlossenheit und Hingabe des Kriegers ebenso in sich erforscht wie die Freiheit und das Gebundensein des Wilden Mannes.

Mögliche Fragen zur Selbsterforschung:

  • Welche sind meine Leidenschaften?
  • Wie lebe ich meine Leidenschaften?
  • Was erfüllt mich mit Freude?
  • Was oder wen liebe ich und wie fühlt sich das an?
  • Wie lebe ich Sexualität?
  • Wofür brennt mein inneres Feuer?

Männer-Archetyp: Der Mystiker/Magier

Für den Mystiker-Archetypen ist die Erforschung und das Erleben des Wesens hinter der Form das größte Abenteuer. Der Mystiker bewegt sich in dem Spannungsfeld von Wissen und Nicht-Wissen und seine Essenz ist die (innere) Wahrheit und der (innere) Friede. In seiner Qualität begegnet dem Mystiker intuitive Weisheit und inneres Wissen, er spürt eine Verbindung zum göttlichen Wesenskern, ist ganz im Hier und Jetzt und ist demütig mit seinem Urvertrauen verbunden. In seiner Verzerrung kann der Mystiker fanatisch, rechthaberisch und manipulativ unterwegs sein und einer schwarzen Magie frönen, die die Menschen verdummen will.

An diesem Punkt der Initiation ist der Mann herausgefordert, die vertrauten Bahnen des Wissens und der Erfahrung zu verlassen und sich ganz auf das Nichtwissen und den Augenblick einzulassen. Dort, wo im Zwischenraum der Lücke alle Konzepte von sich und der Welt enden, begegnet dem Mystiker die eigene innere Leere. Der mystische Weg von der Ebene der Form (Körper, Gedanken, Gefühle, Strukturen) über die feinstoffliche Ebene (Essenzthemen, feinstoffliche Energien, Prana, Chi, Orgon, die Aura…) bis hin zur Ebene des Unmanifesten oder Formlosen vollzieht sich in unterschiedlichen Religionen sehr ähnlich: „Ob Zen (mystische Tradition des Buddhismus), Kontemplation (mystische Tradition des Christentums), Kabbala (mystische Tradition des Judentums) oder Sufismus (mystische Tradition des Islam), unabhängig vom jeweiligen Zugangsweg kommen die Mystiker jeweils zu sehr ähnlichen Erfahrungen und beschreiben diese jeweils mit ähnlichen Worten und Inhalten.“ (Andreas Schick)

Ein Mystiker kann auch der „dunklen Nacht der Seele“ begegnen. Das sind existenzielle Sinnkrisen, wo die Sinnhaftigkeit der Existenz ebenso in Frage gestellt wird wie die Anwesenheit Gottes, wo er mit Tod und Teufel und dem Bösen in sich konfrontiert wird und ein innerer Kampf auf Leben und Tod entbrennt. Diese Konfrontation ist für das Wachstum der Seele ebenso nötig wie alle anderen Transformations- und Initiationsprozesse zuvor. Kann die dualistische Sichtweise aufgegeben werden, erwächst tiefes Urvertrauen und tiefe Freude und Dankbarkeit jenseits aller Konzepte.

Mögliche Fragen zur Selbsterforschung:

  • Welches Wissen habe ich?
  • Wie ist meine Haltung zu Tod und Sterben?
  • Wie erlebe ich das „Stirb und werde“?
  • Womit komme ich in Kontakt, wenn ich still werde?
  • Was geschieht in der Lücke zwischen Ein- und Ausatmen?
  • Woher kommen meine Fragen und wer beantwortet sie?

Männer-Archetyp: Der König

Der Archetyp des Königs bewegt sich im Spannungsfeld von autoritärer Führerschaft und verantwortlichem Dienst am Nächsten und der Gemeinschaft. Die Essenz des Königs ist das eigene Wert-Sein jenseits von dem, was wir durch unser Tun erreicht haben oder was unser Schicksal ist. Wer durch Anstrengung sein Wert-Sein erreichen will, muss scheitern, denn das eigene Wert-Sein ist von Anfang an da. Es muss nur „zugelassen“ werden. Die Qualitäten dieses Archetyps erwachsen aus dem Gefühl des eigenen Wert-Seins heraus wie die Fülle, wahre Autorität und gute, verantwortliche Führerschaft, die dem Wohl der Gemeinschaft dient und nicht verzerrt wird durch Herrschsucht, Kontrolle, Überverantwortlichkeit und Machtmissbrauch.

Die Übernahme von Führung bedeutet für den König-Archetyp in erster Linie, Führerschaft für sein eigenes Leben zu übernehmen, für das Ureigene zu streiten und seiner Bestimmung zu folgen. Ein König dient durch sein Ureigenes dem Großen und Ganzen. Erfüllt von Wert-Sein und dem Ureigenen ist er frei dafür, die innere Fülle zu erleben. Ein Mann mit Kontakt zum König-Archetyp vereint die Essenz von allen Archetypen in sich: „Er kennt seine Verletzung, bleibt dadurch geerdet und ist mitfühlend (Heiler). Er ist mit seiner männlichen Kraft in Kontakt (Vater). Er kann Entscheidungen treffen und auch kämpferisch auftreten (Krieger). Er ist wild, mutig, und bereit Risiken einzugehen (Wilder Mann). Er ist frei, leidenschaftlich zu leben (Liebhaber), und er kann sich auf Wissen und Bewusstheit über sein inneres Wesen und über menschliche Entwicklung beziehen (Mystiker). Seine Führerschaft erwachst aus seinem Wert-Sein. Erst der Kontakt zum inneren Wert macht ihn frei dafür, andere zu führen, ohne dabei Gefahr zu laufen, aus dieser Führung Bestätigung für sein Ego zu ziehen und andere zu missbrauchen.“ (Walter Mauckner)


 

Literatur:

Andreas Schick: Selbsterfahrung Mann – Therapeutische Zugangswege zur Männerseele
126 Seiten, Springer 2015, 29,99 €

Robert Bly: Eisenhans – ein Buch über Männer
rororo 1990, 382 Seiten, 9,99 €

Lise Bourbeau: Heile die Wunden deiner Seele. Mit der Weisheit des Körpers tiefe emotionale Verletzungen heilen
Windpferd Verlag 2013, 176 Seiten, 12,95 €

Karlfried Graf Dürckheim: Vom doppelten Ursprung des Menschen
Johanna Nordländer Verlag 1973, 192 Seiten, 22,50 €

2 Responses

  1. Martin Yvon-georges

    Irgendwann soll der Mann sich auf den Weg tun, haben Sie Männer Arbeit gemacht?
    bei wem?

    Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*