Manifest des einfachen Lebens 24. März 2010 Zusammenleben 2 Kommentare Ich bin kein Konsument. Ich bin nicht bloß, wie mein Freund Jerry Michalski es säuerlich ausdrückt, „ein Schlund, der nur lebt, um Produkte herunterzuschlingen und Geld auszuscheißen“. Ich bin nicht hier, um Sachen aufzubrauchen. Ich messe mich durch meine Fähigkeit, sanft zu leben, so wenig wie möglich zu konsumieren, im Prozess eines komfortablen, nachhaltigen, verantwortungsvollen, fröhlichen, ausreichenden Lebens. Wenn ich mehr verbrauche, als ich dafür muss, dann versage ich in meiner Verantwortung gegenüber Allem-Leben-Auf-Der-Erde. Wenn ihr, die Politiker und Unternehmen, messt, wie viel wir Menschen gemeinsam produzieren und konsumieren, dann messt ihr das kollektive Versagen unserer Art, verantwortungsvoll im Rahmen unserer Mittel zu leben – und nicht unser Wohlbefinden. Ich bin kein Benutzer. Ein Benutzer ist jemand, der süchtig ist, unfähig aufzuhören, der Gnade der Drücker ausgeliefert. Ich sehe dich, den Politiker, den Lakai, den Händler, dem Anwalt, den Vermarkter, den Handlanger, als Verkäufer von Lügen und endlosen schäbigen, wertlosen Mülls. Und ich bin kein Junkie. Ich kauf es euch nicht mehr ab, nicht länger. Ihr seid Verursacher von Elend und Leid und ihr solltet euch schämen. Ihr verwüstet unseren Planeten, und ihr müsst damit aufhören. Ich bin kein Schuldner. Ich schulde weder euch noch sonst jemandem etwas. Ihr könnt mich nicht kontrollieren, oder mir sagen, was zu tun ist und was nicht. Eure Gesetze sind nicht, wie ihr behauptet, dazu erschaffen, um Ordnung zu halten, sie sind Mittel, um zu unterdrücken, zu unterjochen. Ich bin nicht euer Untergebender. Ich werde nicht gemobbt, verängstigt, bestochen, eingeschüchtert oder mit Propaganda verseucht. Ich erkenne weder eure, noch sonst jemandes Autorität an über mich, oder über meine Freiheit zu sein, wer ich wirklich bin und was ich zu tun gedenke. Ich bin kein Angestellter. Juristisch ist ein Mitarbeiter definiert als eine Person, die in einer „Diener-Herr“-Beziehung zum Arbeitgeber steht. Ich habe keinen Meister und ich bin niemandes Knecht. Ich bin nicht zu verbiegen. Ich tue, was ich wähle, das, vom dem ich weiß, dass es Recht ist, getan zu werden. Sagt mir nicht und fordert nicht von mir, es anders zu machen. Ich bin keine Ressource. Ihr könnt nicht mich gebrauchen oder verbrauchen. Ich bin kein Produkt. Ich bin nicht meine Arbeit. Ihr könnt weder mich noch mein Interesse verbrauchen. Ich bin kein Faktor in der Produktion. Wie sehr ihr auch versucht, meine Produktivität zu messen und zu bewerten, es bedeutet mir nichts. Ich bin kein Besitzer. Eure „Gesellschaft der Eigentümer“ ist ein Betrug, eine groteske Lüge um jene, die in Bescheidenheit leben, zu überzeugen, dass sie raubgieriger leben sollten, dass sie horten müssen, dass sie darum kämpfen sollten, mehr von dem Zeug zu erwerben und zu schützen, das ihr produziert und verbreitet, als eine Ablenkung von eurem Eigentums-Verbrechen. Wir haben keine Rechte an nichts, wir sind nur mit der kollektiven Verwaltung des Landes betraut, in Partnerschaft mit dem Rest von Allem-Leben-Auf-Der-Erde, als unsere heilige Verantwortung. Wir gehören der Erde, nicht sie uns. Ich beanspruche kein Eigentum an nichts und ich erkenne auch weder euer Eigentum an irgendetwas an, noch eure Eigentumsrechte, egal wie sehr ihr mir durch eure Armee, eure Exekutiven und eure schmierigen Anwälte droht mit euren erbärmlichen und missbräuchlichen Gesetzen. Ich bin kein Anführer. Ich behaupte nicht, Antworten zu haben und ich glaube nicht an Hierarchie. Wir brauchen keine Führer und Helden, kein gutes Zureden und keine Nötigung, die uns unserer eigenen Verantwortung enthebt, zu entdecken und zu tun, was wir bestimmt sind zu tun. Ich habe genug von der Rhetorik der Staats-und Regierungschefs, die uns glauben machen wollen, dass sie oder sonst jemand die Kontrolle haben kann. Was auf dieser Welt passiert ist werdend und das kollektive Ergebnis dessen, was wir alle tun. Wir brauchen keine Führer, die uns den Weg zeigen. Wir brauchen Vermittler, Menschen, die sich kümmern, die uns helfen, in Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, die Hindernisse beseitigen und dann selbst aus dem Weg gehen. Ich bin nicht gläubig. Es gibt keinen -ismus, den man mir anhängen könnte, der hängen bleibt. Niemand weiß irgendwas, mich eingeschlossen. Wir alle suchen nur, was es in jedem Augenblick bedarf. Wir tun erst was wir müssen, dann tun wir, was leicht ist und dann werden wir das tun, was Spaß macht. Ideologie hat damit nichts zu tun. Sagt mir nicht, was ich glauben soll, oder was du glaubst. Sag mir, was dir wichtig ist, was du liebst, wofür du Leidenschaft hast, und dann erzähl nicht, sondern zeige mir warum. Zeig mir, was du weißt, wie etwas getan werden kann, das ist nützlich. Erspare mir deine kluge und nutzlose Rhetorik. Ich bin ein Komplize und ich bin ein Teil. Ein Komplize der Kreaturen, die das ausmachen, was ich seltsam ‚Ich‘ nenne, und ein Teil der Gemeinschaft von Allem-Lebens-Auf-Der-Erde. Mein „Eigeninteresse“ ist eine Lüge, eine Geschichte, die propagiert worden ist und in mir anerzogen wurde durch Zynismus, Manipulation und Angst, um mich und uns alle zerstreut und gehorsam zu halten. Wenn ich endlich lerne, all den Schleim abzustreifen, den ich erwarb, als ich es nicht besser wusste, und entdecke, wer ich wirklich bin – niemand außer mir selbst – dann entdecke ich, dass ich kein Eigeninteresse habe. Ich bin nur ein Teil. Hier, um ein Teil des großen Kreises des Lebens des Lernens und der Liebe auf diesem erstaunlichen Planeten zu sein. Ich bin nur der Raum, durch den Zeug hindurchgeht, Teil des komplexen unergründlichen Tanzes von Allem-Leben-Auf-Der-Erde. Und meine Rolle – meine einzige Rolle – ist zu lernen darin zu improvisieren, welches von dem hindurchfließenden Zeug ich berühre und welches ich einfach loslasse. Es ist keine Wahl, es ist wie ein Wissen, ein kollektives und verbundenes, eine instinktives und sinnliches Wissen. „Ah, ich weiß, wie ich das verbessern kann, oder es deutlicher, oder interessanter, oder nützlicher, oder innovativer, oder freudiger werden lassen kann – Hier!“ Ich lerne fortlaufend, da zu sein, um das Zeug zu tun, das ein wenig hilft, ich lerne, zu wissen, was zu tun ist und Spaß dabei zu haben, es zu tun. Die wilden Kreaturen, deren Welt ich teile, verstehen das gut, und es wird mich eine Lebenszeit Praxis kosten, um halb so klug in der Kunst des Lebens zu werden, wie sie es sind, darin Leben zu erhalten, von Nutzen zu sein und glücklich, ohne es auch nur versuchen zu müssen. Einfach nur der Raum zu sein, und das richtige Zeug in der exakt richtigen Art und Weise zu berühren, während es durch mich hindurchfließt. Das ist, wer ich bin. Kein Verbraucher, Benutzer, Schuldner, Angestellter, keine Ressource, kein Eigentümer, kein Führer, kein Gläubiger, kein -ist. Hört auf, mich so zu nennen.Versteht, wer ich bin, und beginnt auch zu verstehen, wer ihr seid. Dann werdet ihr frei sein von all den Namen, die euch einsperren, euch gleichmachen, euch zu dem machen, wer ihr nicht seid. Wir sehen uns dann. Dieser Text erschien unter einer CC-Lizenz mit dem Titel „Manifesto“ auf dem Blog howtosavetheworld.ca von Dave Pollard. Weitere Artikel zum Thema auf Sein.de Das Zivilisations-Leiden Über die Gier, den Reichtum und über die Zufriedenheit Sind Menschen von Natur aus selbstsüchtig? Vor und nach Feierabend … Gemeingüter stärken. Jetzt! Wer nützt der Gesellschaft wirklich? Bild: Irdischer Himmel © Pascal Can / aboutpixel.de 2 Responses Pustekuchen 31. Mai 2012 Nun ja: Interessant, wäre, wie das (weniger prosaisch) praktisch aussehen soll. In „real“ abläuft, und man sich konkret vorzustellen hat Vielleicht hat der Autor ja einen eigenen Bauernhof, aber wie soll z.B. jemand der mitten in Koeln lebt, sich daran ein Beispiel nehmen und so ein Haltung verwirklichen und leben können? Wen man nicht von Luft, Liebe und dem Kauen der eigenen Fingernägel lebt und satt wird, dann ist man bereits beim Betreten des Supermarktes, oder von mir aus auch des ‚Regio-Wochenmarktes‘ ein Konsument, und braucht dafür was in der Hosentasche, von dem was wir Geld nennen, und eine Quelle von der man das herbekommt. Diesen hach-so-feinen Idealismus in allen Ehren, aber solch prosaisches Gerede ist keine Kunst und wohl auch mehr Leuten ein Bedürfnis, als es tatsächlich machbar ist. Und natürlich auch selbstgerecht naivistisch, weil z.B. in unserem Schuldgeldsystem ja irgendjemand Schulden aufnehmen muss, damit überhaupt Geld da ist… Sprich, selbst wenn ich persönlich frei von Schulden bin, ich trotzdem am „Schuldensystem“ partizipiere, und halt bloß nur jemand anderes die dafür notwendigen Schulden aufgenommen hat, der dann jetzt nach der Einstellung natürlich der Buhmann ist – z.B. „der Staat“. Und dann natürlich auch wieder der böse „Konsum“…. Was ist denn „Konsum“?!? Sobald Mutti einem ’nen Teller Griesbrei auf den Tisch stellt, oder die Brust gibt, ist das „Konsum“. Oder ich mir einen Apfel vom Baum abpflücke. Und das (Taschen)Messer, das ich dazu gebrauche, um mir den Apfel meinentwegen zu schälen oder in Stückchen zu schneiden, um den zum Kuchenbacken zu verwenden, wird wahrscheinlich mein „Eigentum“ sein. Was jedenfalls einen gewissen praktischen Wert hätte, wenn ich flexibel sein möchte, mir den Apfel zu schälen, wann und wo ich grad‘ Lust hab‘. Naja, und je nachdem, was man so alles tut und anstellt, wird man dazu mehr oder weniger Eigentum brauchen. Und z.B. im Falle einer gewerblichen Ausübung der Tätigkeit dann auch haben müssen (amtliche Vorschriften für Gastronomie- oder Lebensmittelbereich z.B.). Welcher Leser eines solchen Manifestes kauft z.B. schon mehr als er meint zu brauchen?!? Dieses „So wenig wie möglich“ ist sooo subjektiv, und ja genau das Problem, denn das Maximum nach unten, also das Minimum, ist „der nackte Mensch“ – oder der Inder, der gerade mal die Kleider, die er am Leib trägt besitzt, und am Tag gerade noch so viel Nahrung zu sich nehmen kann, dass er nicht verhungert. Wenn das die Zielvorstellung sein soll, dann können Sie ja optimistisch in die Zukunft schauen, in die „schöne neue Welt“, die sich anbahnt. Das ist alles so leicht und idealistisch schön dahingesagt, in diesem Manifest, aber sehr viel mehr als eine Ansammlung von emotionalisierenden Nullaussagen – die jeder fünfte sicher sofort unterschreiben würde – bleibt leider als Essenz kaum übrig. Nur das es an prosaischen, idealistischen, emotionalisierten Manifesten nicht mangelt, sondern an ganz konkret (alltags)praktischen Maßnahmen und Möglichkeiten, wie man Schritte im Sinne dieser hehren ethischen Ziele in seiner eigenen Lebenswirklichkeit umzusetzen beginnen kann. Ohne nächsten Monat obdachlos und mittellos hungernd durch die Straßen ziehen zu müssen. Und ohne täglich ausschließlich nur um’s nackte Überleben kämpfen und Existenzängste ausstehen zu müssen, und Spaß und Zuversicht zu verlieren. Das System ist schon sehr clever und mittlerweile sehr komplex und umspannend und „alles inkludierend“ aufgebaut, um Alternativen und Ausbrüche zu unterbinden und unmöglich zu machen. Vor allem für Leute die keine Mittel und einflußreichen Kontakte haben, sondern bereits für zwei Mahlzeiten am Tag, Unterkunft und Strom (also Kost & Logie) sich ausbeuten lassen müssen. Als Andacht für irgendwelche gutbezahlten LOHAs vom Prenzlauer Berg sicher ganz nett, aber für Leute die wirklich und bereits im Präkariat angekommen sind, muss das wie Hohn klingen. Klar, zum Glücklichsein braucht’s eigentlich nicht viel, aber trotzdem gilt: Erst das Fressen, dann die Moral. Und ohne befriedigende Antwort auf den ersten Teil dieses Satzes, bleibt das alles hier bis auf weiteres nur allgemeinplätze-abklapperndes diffuses moralisches Gesalbadere. Antworten Bernd Meyer 31. Oktober 2011 Sehr überlegt, sehr vernünftig und für meinen Geschmack einer der besten Artikel hier bei Sein.de! Sie sprechen mir aus der Seele. Der Artikel gibt mir Kraft. Warum? Weil ich genauso denke und fühle. Weil ich nicht mehr gedemütigt werden will!! Weil ich nun nicht mehr alleine da stehe!Ich bin es leid durch Mitarbeiter der ARGE vorgeführt, verurteilt, in eine Mühle der Bürokratie geworfen zu werden um dann als gebrochener Mensch keine Kraft mehr für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu haben! Nämlich meiner Familie. Meiner 6jährigen Tochter, meiner schwangeren Frau!Ich will mich nicht durch eine psychologische Begutachtung der ARGE als wahrnehmungsgestörten Idioten abstempeln lassen, die mir dann meine komplette Zukunft verbaut.Ich bin gesund! Ich bin hier! Ich habe meine Augen und Ohren offen! Ich lasse mich schon lange nicht mehr manipulieren!Ich werde kämpfen und ich werde meine Niederschläge verkraften! Weil ich stark bin!Ich habe es gelernt zu überleben. Ich bin oft gefallen, aber niemals liegen geblieben.Diese Gesellschaft ist eine Farce! Wir denken, wir seien die dominante Spezies auf diesem Planeten?Macht eure Augen auf und lernt erst einmal zu sehen!!! liebe Grüße Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.
Pustekuchen 31. Mai 2012 Nun ja: Interessant, wäre, wie das (weniger prosaisch) praktisch aussehen soll. In „real“ abläuft, und man sich konkret vorzustellen hat Vielleicht hat der Autor ja einen eigenen Bauernhof, aber wie soll z.B. jemand der mitten in Koeln lebt, sich daran ein Beispiel nehmen und so ein Haltung verwirklichen und leben können? Wen man nicht von Luft, Liebe und dem Kauen der eigenen Fingernägel lebt und satt wird, dann ist man bereits beim Betreten des Supermarktes, oder von mir aus auch des ‚Regio-Wochenmarktes‘ ein Konsument, und braucht dafür was in der Hosentasche, von dem was wir Geld nennen, und eine Quelle von der man das herbekommt. Diesen hach-so-feinen Idealismus in allen Ehren, aber solch prosaisches Gerede ist keine Kunst und wohl auch mehr Leuten ein Bedürfnis, als es tatsächlich machbar ist. Und natürlich auch selbstgerecht naivistisch, weil z.B. in unserem Schuldgeldsystem ja irgendjemand Schulden aufnehmen muss, damit überhaupt Geld da ist… Sprich, selbst wenn ich persönlich frei von Schulden bin, ich trotzdem am „Schuldensystem“ partizipiere, und halt bloß nur jemand anderes die dafür notwendigen Schulden aufgenommen hat, der dann jetzt nach der Einstellung natürlich der Buhmann ist – z.B. „der Staat“. Und dann natürlich auch wieder der böse „Konsum“…. Was ist denn „Konsum“?!? Sobald Mutti einem ’nen Teller Griesbrei auf den Tisch stellt, oder die Brust gibt, ist das „Konsum“. Oder ich mir einen Apfel vom Baum abpflücke. Und das (Taschen)Messer, das ich dazu gebrauche, um mir den Apfel meinentwegen zu schälen oder in Stückchen zu schneiden, um den zum Kuchenbacken zu verwenden, wird wahrscheinlich mein „Eigentum“ sein. Was jedenfalls einen gewissen praktischen Wert hätte, wenn ich flexibel sein möchte, mir den Apfel zu schälen, wann und wo ich grad‘ Lust hab‘. Naja, und je nachdem, was man so alles tut und anstellt, wird man dazu mehr oder weniger Eigentum brauchen. Und z.B. im Falle einer gewerblichen Ausübung der Tätigkeit dann auch haben müssen (amtliche Vorschriften für Gastronomie- oder Lebensmittelbereich z.B.). Welcher Leser eines solchen Manifestes kauft z.B. schon mehr als er meint zu brauchen?!? Dieses „So wenig wie möglich“ ist sooo subjektiv, und ja genau das Problem, denn das Maximum nach unten, also das Minimum, ist „der nackte Mensch“ – oder der Inder, der gerade mal die Kleider, die er am Leib trägt besitzt, und am Tag gerade noch so viel Nahrung zu sich nehmen kann, dass er nicht verhungert. Wenn das die Zielvorstellung sein soll, dann können Sie ja optimistisch in die Zukunft schauen, in die „schöne neue Welt“, die sich anbahnt. Das ist alles so leicht und idealistisch schön dahingesagt, in diesem Manifest, aber sehr viel mehr als eine Ansammlung von emotionalisierenden Nullaussagen – die jeder fünfte sicher sofort unterschreiben würde – bleibt leider als Essenz kaum übrig. Nur das es an prosaischen, idealistischen, emotionalisierten Manifesten nicht mangelt, sondern an ganz konkret (alltags)praktischen Maßnahmen und Möglichkeiten, wie man Schritte im Sinne dieser hehren ethischen Ziele in seiner eigenen Lebenswirklichkeit umzusetzen beginnen kann. Ohne nächsten Monat obdachlos und mittellos hungernd durch die Straßen ziehen zu müssen. Und ohne täglich ausschließlich nur um’s nackte Überleben kämpfen und Existenzängste ausstehen zu müssen, und Spaß und Zuversicht zu verlieren. Das System ist schon sehr clever und mittlerweile sehr komplex und umspannend und „alles inkludierend“ aufgebaut, um Alternativen und Ausbrüche zu unterbinden und unmöglich zu machen. Vor allem für Leute die keine Mittel und einflußreichen Kontakte haben, sondern bereits für zwei Mahlzeiten am Tag, Unterkunft und Strom (also Kost & Logie) sich ausbeuten lassen müssen. Als Andacht für irgendwelche gutbezahlten LOHAs vom Prenzlauer Berg sicher ganz nett, aber für Leute die wirklich und bereits im Präkariat angekommen sind, muss das wie Hohn klingen. Klar, zum Glücklichsein braucht’s eigentlich nicht viel, aber trotzdem gilt: Erst das Fressen, dann die Moral. Und ohne befriedigende Antwort auf den ersten Teil dieses Satzes, bleibt das alles hier bis auf weiteres nur allgemeinplätze-abklapperndes diffuses moralisches Gesalbadere. Antworten
Bernd Meyer 31. Oktober 2011 Sehr überlegt, sehr vernünftig und für meinen Geschmack einer der besten Artikel hier bei Sein.de! Sie sprechen mir aus der Seele. Der Artikel gibt mir Kraft. Warum? Weil ich genauso denke und fühle. Weil ich nicht mehr gedemütigt werden will!! Weil ich nun nicht mehr alleine da stehe!Ich bin es leid durch Mitarbeiter der ARGE vorgeführt, verurteilt, in eine Mühle der Bürokratie geworfen zu werden um dann als gebrochener Mensch keine Kraft mehr für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu haben! Nämlich meiner Familie. Meiner 6jährigen Tochter, meiner schwangeren Frau!Ich will mich nicht durch eine psychologische Begutachtung der ARGE als wahrnehmungsgestörten Idioten abstempeln lassen, die mir dann meine komplette Zukunft verbaut.Ich bin gesund! Ich bin hier! Ich habe meine Augen und Ohren offen! Ich lasse mich schon lange nicht mehr manipulieren!Ich werde kämpfen und ich werde meine Niederschläge verkraften! Weil ich stark bin!Ich habe es gelernt zu überleben. Ich bin oft gefallen, aber niemals liegen geblieben.Diese Gesellschaft ist eine Farce! Wir denken, wir seien die dominante Spezies auf diesem Planeten?Macht eure Augen auf und lernt erst einmal zu sehen!!! liebe Grüße Antworten