Immer mehr mehr Menschen vertragen ganz normale Nahrungsmittel nicht mehr. Bei dem Versuch, unangenehmen Symptomen wie Blähungen, Halskratzen oder Schwellungen der Schleimhäute zu entgehen, reduzieren sich die Fülle des Speiseplans und die Freude am Essen immer mehr. Eine Behandlung mit pflanzlichen Wirkstoffen verspricht bei Nahrungsmittelunverträglichkeit schnelle und einfache Hilfe.

 

Pflanzen machen weltweit heute ­zirka 90 Prozent unserer täglichen Nahrung aus. Die häufigsten Nahrungsmittel sind:
1. Bohnen/Linsen etc.
2. Reis
3. Mais
4. Weizen und anderes Getreide
Danach folgen die regionalen Gemüse- und Obstsorten, dann erst Milchprodukte und Fleisch.

Vieles wird allerdings nicht mehr in seiner ursprünglichen Form gegessen. Statt dessen stehen mehr oder weniger stark verarbeitete und veränderte Produkte im Mittelpunkt unserer Ernährung. Es wird püriert, gekocht, gebacken und von Seiten der Industrie  angereichert mit Farbstoffen, Hilfsstoffen, Geschmacksstoffen und vielem mehr. An diese Substanzen hat der Mensch sich in relativ kurzer Zeit gewöhnen müssen. Das gelingt nicht allen. Immer wieder beobachten lässt sich  folgender Prozess: eine Unverträglichkeit gegen ein Lebensmittel besteht. Dieses wird weggelassen. Kurzfristig geht es besser, aber bald kommt eine neue Unverträglichkeit hinzu, und wieder wird ein Nahrungsmittel weggelassen. Erneut gibt es eine kurze Besserung, bis die nächste Unverträglichkeit den Speiseplan weiter einschränkt.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Zusammensetzung der Nahrung unausgewogen ist – es gibt viel mehr „Beistoffe“ als wertvolle Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe. Viele Menschen vertragen all das nicht – sie entwickeln eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Es juckt im Mund, wird pelzig, brennt und tut weh. Die Nase fängt an zu laufen, der Hals kratzt und schwillt an, was bis zu ­Atembeeinträchtigung gehen kann. Der Bauch grummelt und manchmal sind die Blähungen so stark, dass es sogar zu Krämpfen kommt. Der Stuhlgang ist meist zu dünn. Aber auch Hautausschläge und Veränderungen der Stimmungslage können durch unverträgliche Nahrungsmittel auftreten.

 

Nahrungsmittelunverträglichkeit: Die Ursache liegt im Darm

Hinter dem zusammenfassenden Wort „Nahrungsmittelunverträglichkeit“ verbergen sich die unterschiedlichsten Störungen. Es gibt allerdings eine Abgrenzung zur „echten“ Allergie. Eine Allergie ist eine Reaktion auf eine Substanz, gegen die vorher eine Sensibilisierung stattgefunden hat. Der Organismus hat nach dem Erstkontakt mit einem Fremdstoff eine fehlgeleitete spezifische Immunantwort aufgebaut. Der Körper bildet Antikörper, die bei erneutem Kontakt mit dem Stoff einen allergischen Prozess auslösen. Bei den verschiedenen Unverträglichkeitsreaktionen gibt es dagegen keine Antikörperbildung. Die Beschwerden können dieselben sein, werden aber durch andere Ursachen in Gang gesetzt.

Während eine Allergie also durch eine Sensibilisierung auftritt, liegt der Ursprung einer Nahrungsmittelunverträglichkeit im Darm. Das ist ersichtlich, wenn man weiß, wie unser Verdauungssystem funktioniert. Dessen Hauptaufgabe liegt in der Zerkleinerung und Nutzbarmachung der Nahrung für unseren Körper. Wenn wir zum Beispiel Eiweiße essen, müssen diese unbedingt zu Aminosäuren zerkleinert/aufgespalten werden. Geschieht das nicht, müssen die Eiweiße durch Bakterien abgebaut werden, was nur unter starker Gasentwicklung geschieht (faulig riechende Blähungen!). Eine gesunde Darmschleimhaut bildet eine natürliche Barriere gegen die Aufnahme zu großer Moleküle. Es werden normalerweise nur die Spaltprodukte (hier: Aminosäuren) über die Schleimhaut in den Körper aufgenommen. Bei sehr vielen Menschen ist durch variable Ursachen aber diese Barriere gestört, es kommt zum Phänomen des „löchrigen Darmes“. Nun können die zu großen Moleküle (hier: Eiweiße) fälschlicherweise ins Blut gelangen, wo sie für den Körper Alarmstufe Rot bedeuten und sofort zu einer Abwehrreaktion führen können. Eine neue Unverträglichkeit ist entstanden.

 

Bittere Heilpflanzentees

Die Entstehung immer neuer Lebensmittelunverträglichkeiten lässt sich also auf eine unzureichende Aufspaltung/ Zerkleinerung der Nahrung zurückführen. Wenn wir die Aufspaltung unterstützen, werden wir die Nahrung wieder besser vertragen. Die dafür zuständigen Organe sind Magen, Leber/Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Sie sorgen für die nötigen Säfte und Enzyme für die Zerkleinerungsarbeiten.

Diese Organe können wir ganz wunderbar mit bitteren Heilpflanzentees unterstützen. Gerade die Bauchspeicheldrüse ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Breiige, ungeformte Stuhlgänge, die sich schwer aus der Kloschüssel entfernen lassen und das ­Benötigen von größeren Mengen Toilettenpapier können Hinweise auf eine gestörte Bauchspeicheldrüsenfunktion sein. Besteht Unklarheit darüber, ob sie genügend gut arbeitet, kann das durch eine einfache Stuhluntersuchung überprüft werden. Eine Pflanze mit guter Wirkung auf die Bauchspeicheldrüse ist zum Beispiel der Löwenzahn. Eine Frühjahrskur mit frischem Löwenzahn regt die Säfte an und damit auch den Abbau aller alten Schlacken. Kombiniert mit anderen Bitterstoffpflanzen verstärkt sich diese Wirkung noch.

Besonders effektiv ist hier die Enzianwurzel. Volkstümliche Bezeichnungen sind: Bergfieberwurzel, Bitterwurzel, Butterwurz, Darmwurzen, Gelbsuchtwurzen. Lateinischer Name: Gentiana lutea, in der Apotheke: Radix Gentianae. Die Pflanze steht in Deutschland unter Naturschutz.

Als Tee gewöhnungsbedürftig, aber als Tropfen für den mobilen Einsatz gut ­geeignet. Die Bitterstoffe müssen ca. 15-20 Minuten vor jedem Essen eingenommen werden, damit die Säfte von Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse ins Fließen kommen können. Wenn dann die Nahrung kommt, ist alles gut vorbereitet und die Verdauung/Zerkleinerung kann nun erfolgen. Nach schweren Krankheiten oder Operationen ist er ein ganz wunderbares Aufbaumittel. Als sechswöchige Kur steigert er die Eisenaufnahme, wirkt blutbildend und entsäuernd durch die vermehrte Ausschüttung von Bikarbonat, einer Base. Bei Magengeschwüren darf Enzian allerdings nicht eingenommen werden.

 

Verstärkungsfaktor Zucker

Auch andere Bitterstoffpflanzen wie Andorn, Tausendgüldenkraut, Angelikawurzel leisten bei Verdauungsproblemen beste Dienste. Gegen Blähungsbeschwerden und zur Geschmacksverbesserung können noch dazugegeben werden: Anisfrüchte, Fenchelfrüchte, Kümmelfrüchte, Korianderfrüchte oder Kardamonfrüchte.

Im Fokus der Unverträglichkeiten stehen oftmals Milchprodukte. Zwischen der Milch-Zucker-Unverträglichkeit und der Milch-Eiweiß-Allergie muss allerdings differenziert werden. Bei einer echten Milch-Eiweiß-Allergie sollte auf alle Kuhmilchprodukte verzichtet werden. Bei einer Milchzucker-Unverträglichkeit wird nur eine meist individuell unterschiedliche Menge von Milchzucker (Laktose) nicht vertragen. Letzeres kommt immer öfter vor. 75 Prozent der Weltbevölkerung verlieren die Fähigkeit, Laktose zu spalten, im Laufe des Lebens – oft schon, nachdem sie gestillt wurden. Nur einige nördliche, Milchwirtschaft betreibende Populationen haben sich den veränderten Nahrungsgewohnheiten anpassen können und vertragen Laktose auch noch im Alter. In allen übrigen Ländern ist die Laktoseunverträglichkeit der Normalzustand.

Was Nahrungsmittelunverträglichkeiten noch verschärft, sind die großen Mengen Zucker, die wir konsumieren, denn Zucker raubt Mineralien und schädigt das Darmmilieu, indem er einem Hefepilz einen Wachstumsvorteil ermöglicht.

 

Antiallergisch und antientzündlich

Heilpflanzen unterstützen bei der Behandlung von Nahrungsunverträglichkeiten die Regulierung des gesamten Stoffwechsels, regen die Säfte an, wirken speziell auf den Darm, sind immunmodulierend (regulieren die Abwehrkräfte), sind antiallergisch und antientzündlich. Besonders der letzten Eigenschaft kommt bei Unverträglichkeiten eine große Bedeutung zu, denn oft entsteht eine mehr oder weniger starke Entzündungsreaktion an der Darmschleimhaut. Antientzündliche Heilpflanzen wie Kamille oder Schafgarbe werden dann kombiniert mit reizlindernden schleimhaltigen Pflanzen, beispielsweise Eibischwurzel, Königskerzenblüten, Islandflechte.

Ebenfalls sehr nützlich bei Entzündungen sind die milden Gerbstoffe, zum Beispiel in Heilziest oder Frauenmantel enthalten. Die gerbenden Eigenschaften sind besonders nützlich, da sie die Darmschleimhaut unempfindlich machen und abdichten. Dies ist besonders bei Neigung zu dünnem Stuhlgang zu empfehlen.

Eine besonders bei akuten Zuständen geeignete Pflanze ist die Süßholzwurzel. Sie hat stark entzündungshemmende und antiallergische Eigenschaften. Aus ihr wird Lakritze hergestellt. Auch hier wird eine vier- bis sechswöchige Tee-Kur empfohlen, eventuell auch als Einzeltee. Bei Bluthochdruck sollte auf den Gebrauch verzichtet werden. Eine Patientin kam beispielsweise mit Schmerzen, Durchfällen und starken Unverträglichkeiten auf Lebensmittel unterschiedlicher Art in die Praxis. Es lag eine Darmentzündung vor, die erst einmal mit Süßholzwurzeltee für zwei Wochen beruhigt wurde. Dann folgten Tees mit Frauenmantel, Majorankraut, Heilziestkraut, später weitere Gerbstoffteemischungen. Nach und nach besserte sich die Entzündung, auch die Ernährung konnte wieder auf ein breiteres Spektrum erweitert werden.

Durch gesetzliche Zulassungsschwierigkeiten sind viele bewährte alte Pflanzenstandardmischungen leider nicht mehr erhältlich. Deshalb ist es wichtig, die Kunst des individuellen Rezeptierens zu erlernen, damit weiterhin aus der Fülle der Heilpflanzenschätze geschöpft werden kann und wirksame Pflanzen nicht vergessen werden. Denn durch Behandlungen mit Pflanzenwirkstoffen lassen sich Nahrungsunverträglichkeiten oft schnell und einfach verbessern.


Abb: © goldbany – Fotolia.com

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