Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Unbedingter Wille zur Ehrlichkeit

Dieser Artikel ist für mich ein Heilungsschritt, weil ich darin meine Angst überwinden und den Mut aufbringen muss, die Leser, also meine Umwelt, zu desillusionieren und sie mit meiner gefühlt armseligen Wirklichkeit zu konfrontieren. In dieser Hinsicht schreibe ich diesen Artikel aber wohl nicht nur für mich, denn wie mir inzwischen klar geworden ist, investieren ja fast alle Menschen ihr Leben lang in ihre Maske, haben sich für den Selbstbetrug entschieden. Wir alle haben aber gleichzeitig auch die unendliche Sehnsucht, diese Maske abzunehmen und uns so zu zeigen, wie wir wirklich sind. Denn es ist immer anstrengend, der Welt eine Illusion von sich selbst präsentieren zu müssen, um eine vermeintlich nicht vorzeigbare Wirklichkeit dahinter zu verstecken. Den Mut und den unbedingten Willen, mich so zu zeigen, wie ich bin, den spüre ich jedenfalls deutlich seit Einnahme von Neptunium muriaticum.

Mich wieder mit der Zukunft anfreunden

Ich glaube nicht mehr an die Zukunft. Was mir fehlt, ist eine Vision und damit die Kraft, die man aus der Hoffnung auf die Zukunft schöpfen kann. Ich habe früher in meinem Leben unglaubliche Kraft aus Visionen geschöpft, wenn ich denn eine hatte. Die Vision, Arzt zu werden im Sinne eines Brückenbauers zwischen Homöopathie und Schulmedizin hat unglaubliche Energie, Kreativität und Freude in mir freigesetzt. Oder eine Vision, die ich bereits vor dem Abitur hatte und die ich später auch verwirklichte: Ich will Flugbegleiter werden und die Welt entdecken!

Heute bin ich Arzt und in einer Lebensverfassung, in der ich nur den jeweiligen Tag abarbeite. Das heißt konkret: Ich wehre ab, was der Tag an Neuem, an Spannendem und damit an Verunsicherung bringen könnte, arbeite Verpflichtungen ab und nehme mit, was verspricht, den Tag wenigstens kurzfristig angenehm zu machen. Zum Beispiel Massagen. Meine Sucht nach erotischen Massagen (Neptunium thematisiert Süchte) resultiert daraus, dass ich vor Jahren die Hoffnung aufgegeben habe, mich jemals wieder auf eine Liebesbeziehung einlassen zu können. Ich habe also beziehungsspezifisch resigniert aus Angst vor erneuter Verletzung.

Der Salzanteil von Neptunium muriaticum (muriaticum = Natrium = Salz) thematisiert diesen Urschmerz des Verlassenseins und den Rückzug aus der Liebe, um nie wieder verletzt zu werden! Neptunium muriaticum zeigt mir meine Situation klar auf und lässt gleichzeitig wieder Hoffnung aufkeimen. Und zwar demaskiert es meine Illusion, dass die Frauen, die mich für Geld massieren, dabei Liebesgefühle für mich entwickeln. Und gleichzeitig keimt der Wunsch in mir auf, wieder in echte Liebe investieren zu wollen. In der Begegnung mit Frauen entdecke ich wieder ein lange vermisstes Verliebtheitsgefühl und eine neugierige Bereitschaft, einen anderen Menschen mit all seinen eigenen Themen an mich heranzulassen. Ich spüre, es gibt keinen größeren Reichtum als dieses Liebesgefühl, und merke deutlich, dass dann, wenn ich das fühle, jeder Ersatz (Sucht ist Suche) völlig uninteressant wird.

Die ultimative Illusion

Der Planet Neptun, Herrscher des Tierkreiszeichens Fische, steht für Illusion und Täuschung, aber auch für die Transzendenz des Egos. Diese kann beginnen, indem wir uns mit unseren Egomechanismen zunächst erst einmal zeigen, ohne Scham und ohne uns dafür zu bewerten. Neptunium, eine künstlich hergestellte radioaktive Substanz, ermöglicht es homöopathisch, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Neptunium geht in die Tiefe und nimmt den Schleier weg!

Hierzu auch ein beeindruckendes Patienten- Feedback aus meiner Praxis:
„Schon seit einiger Zeit treffe ich immer wieder auf das Thema Scham, konnte mir aber keinen Reim darauf machen, wo genau es im Zusammenhang mit meinem Leben herkam. Nach der Einnahme von Neptunium nitiricum wurde mir eines Nachts der Ursprung gezeigt. Im Alter von drei Jahren musste ich wegen eines Leistenbruchs ins Krankenhaus. Vor über 50 Jahren war es so, dass Eltern ihre Kinder im Krankenhaus nicht besuchen und sie in den Arm nehmen durften, sondern nur mit ihnen durch eine Glasscheibe Blickkontakt aufnehmen konnten. Ich fühlte mich verängstigt und unglaublich allein. Nachts kam irgendwann ein Pfleger und spürte anscheinend in dem Raum mit den anderen Kindern meine totale Verlassenheit und meine Sehnsucht nach Nähe. Er nahm mich dann in den Arm, und in dem Moment legte sich bei ihm ein Schalter um. Er fiel über mich her und missbrauchte mich sexuell in brutaler Weise. In den letzten Jahrzehnten bastelte sich Stück für Stück das Bild dieser Situation zusammen, aber erst Neptunium öffnete den Raum, in dem ich sehen konnte, wie ich mich am nächsten Tag dafür in Grund und Boden schämte, dass mir so etwas geschehen war. Zusätzlich hatte ich Schuldgefühle, denn das Ganze musste ja schließlich an mir gelegen haben, daran, dass ich wertlos und schlecht bin – sonst wäre es mir schließlich nicht passiert. Es fühlte sich an, als wäre ich gebrandmarkt und jeder könnte das Zeichen auf meiner Stirn sehen. Das Thema ist damit nicht gelöst, aber ich habe auf einer tieferen Ebene verstanden, warum ich mich immer total wertlos und als nicht liebenswert empfinde, und bin dem Neptunium sehr dankbar, dass ich endlich die tiefere Ursache dafür erkennen konnte.“

Opfer sein und Opfer bringen

Neptunium geht auch beruflich mit mir in die Tiefe und deckt auf, was mir so klar sonst nicht zu Bewusstsein gekommen wäre. Meine Angst, schuldig zu werden, indem ich nicht permanent für die Menschen da bin, die sich mir anvertraut haben, war mir bereits bekannt. Wie tief das allerdings geht, wird mir bewusst, als unter Neptunium folgender Glaubenssatz auftaucht: Mit jeder Globuli-Gabe werde ich zum Besitz und damit zum verfügbaren Eigentum (Opfer) des Patienten und die Falle schnappt zu. Heißt: Mein inneres Muster sagt mir, dass ich jetzt immer für diesen Menschen da sein muss.

Aber es geht noch tiefer: Unter der Angst, durch ein „Nicht-immer-für-andere-da-Sein“ schuldig zu werden, taucht eine noch existentiellere Angst auf, nämlich „nicht mehr gebraucht zu werden“ – und das ist ja genau der Natrium-muriaticum- Anteil von Neptunium (Salz wird in der Homöopathie energetisch mit unserer Urwunde in Verbindung gebracht, mit einem Gefühl totalen Verlassenseins, der Trennung von der Liebe). Natrium muriaticum braucht es, gebraucht zu werden, weil es sich nicht aus sich selbst heraus liebenswert fühlt. Der Beruf des Arztes bedient dieses Muster natürlich besonders. Aber das Gebraucht-werden-Müssen thematisiert sich in fast jeder Form von Beziehung (Partnerschaft, Freundschaft, etc.), nur ungleich versteckter.

Homöopathische Indikation für ein radioaktives Mittel ist in diesem Zusammenhang die frühe Erfahrung des Kindes, dass die tragende familiäre Basis zerfällt (Verlassensein, Haltlosigkeit). Das Kind erlebt das wie eine Naturkatastrophe, kann den Zerfall und die Auflösung nicht verhindern. Ich selbst hatte als Kind nicht nur meinen herzkranken Bruder verloren, sondern auch meine Mutter, die vollends vom Verlustschmerz absorbiert war, als mein Bruder starb. Dies, und das zeigt mir Neptunium, war die Geburtsstunde meiner Helfer- und Retteridentität, meines Versuchs, über das Gebrauchtwerden wieder von meiner Mutter wahrgenommen zu werden, für sie in irgendeiner Form wieder zu existieren. Zu dieser Identität gehört aber auch untrennbar die Installation meiner Schuld im Falle des Nicht-verfügbar-Seins/Rettens/Helfens. Ich benutze also selber dieses Schuldgefühl, um nur ja nicht aus meiner Helfer-Identität herauszufallen – das zeigt mir Neptunium.

Denn was ist schlimmer als „schuldig zu sein“? Antwort: nicht zu existieren! Mein Selbstopfer des Mich-für-andere-zur-Verfügung-Stellens ist also eine zutiefst egoistische Strategie aus der tiefen Angst heraus, jenseits des Gebraucht-/Schuldigwerdens gar nicht existieren zu können. Praktische Auswirkung dieser tiefen Erkenntnis: Nachdem die Praxis wochenlang wie tot war, explodiert sie jetzt förmlich (jede Menge Terminnachfragen)! Der biographische Bremsklotz ist weg und ich registriere zudem einen deutlich fühlbaren Quantensprung: Ich behandle jetzt tiefenentspannt, mit Freude und viel authentischer.

Das Ende des Selbstbetrugs

Warum sagen wir nicht einfach laut und deutlich, wer wir tatsächlich sind?
Wovor haben wir Angst? Davor, dass sich andere abwenden, wenn sie unsere wahre Natur erkennen?
Mit den Actiniden, der homöopathischen Aufbereitung radioaktiver Substanzen, können wir uns anders entscheiden!
Arzneien wie Neptunium öffnen wieder alle Narben, entfernen die Fäden, welche unsere Wunden verschlossen halten, stürzen uns in die Tiefe unseres Wesens und machen uns zu Freeclimbern an der Steilwand unserer Seele. Actinide passen, wenn unsere tragende Basis sehr früh in unserem Leben bis in die Grundfesten erschüttert wurde und die kindliche Welt zusammenbricht. Angesichts scheinbar übermächtiger Erfahrungen werden wir zu Seismographen, die sich in einem lebenslangen brüchigen Akut-Zustand befinden, denn der Zerfall ist gefühlt allgegenwärtig und kann jederzeit wieder eintreffen. Massive Auflösungsängste führen nicht selten zu dem Versuch, auch noch in aussichtslosen Situationen der Retter und Helfer zum Beispiel der Familie sein zu wollen. Dies hat etwas Zwanghaftes und stellt meistens eine Überforderung dar, ebenso jede andere Tätigkeit, in der dieser innere Druck vorherrscht, eine Pflicht erfüllen zu müssen.
Typisch Actinid ist es dabei, sich für etwas schuldig zu fühlen, das eigentlich außerhalb des eigenen Einflussbereiches lag. Charakteristisch für Radioaktivität ist es, dass erst der Kern-Zerfall die ungeheuren Kräfte freisetzt. Analog könnten es doch auch gerade unsere biographischen Katastrophen sein, die unser volles Potential befreien. Actinide wie Neptunium helfen uns, den „vom Schicksal Gebrochenen“, gerade unseren biographischen Super-GAU als größte Chance zu begreifen und zu nutzen. Sie stehen bereit als Mittler, um unsere Kernenergie zu integrieren und sinnvoll für unsere Existenz zu nutzen.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathieMaskeSuchtVerletzungVerlassenheitradioaktivSchuldPotential 

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

Oder Newsletter mit aktuellen Terminen abonnieren unter E-mail w.baumeister{at}gmx.net .

Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*