Im Frühjahr 2014 stellte das Finanzamt Waren einen Antrag auf Insolvenzeröffnung über das Vermögen der Tollense GmbH & Co. KG. Im Herbst eröffnete das Amtsgericht Neubrandenburg aufgrund des Gutachtens von Frau RA Müller in Templin die Insolvenz und bestellte Frau Müller auch zur Insolvenzverwalterin.

Ende gut, alles gut – schön wär’s, wenn man dies über das Gemeinschaftsprojekt Tollense Lebenspark und dessen Zukunft sagen könnte. Der Park ist nach langem Gezerre zwischen den Brüdern Christoph und Bernhard Wallner und dem Alteigentümer zwar nun wieder frei, befindet sich aber zunächst in einem tiefen Winterschlaf. Nur Herbert, Cosmo, Eva, Rudolph, Stefan und Johanna leben zur Zeit noch im Park. Eine Gemeinschaft sind sie nicht. Es gibt zur Zeit keinen Geschäftsbetrieb, Wasser, Strom und Heizung sind größtenteils abgestellt. Der Alteigentümer bietet das Grundstück erneut zum Kauf an.

Was bisher geschah: Eine Zwangsversteigerung im Frühjahr 2014, die durch die GLSBank aufgrund ausbleibender Kreditrückzahlungen initiiert wurde, konnte durch die Investorin Gabriele Wahl-Multerer mittels minimal verzinstem Kredit an den Alteigentümer verhindert werden. Dieser löste mit diesem auf ein Jahr Laufzeit begrenzten Darlehen sämtliche Verbindlichkeiten, die auf dem Grundstück lasteten, ab. Dies waren alle Kredite der beteiligten Banken, unbezahlte Grundsteuer und Versicherungsbeiträge. Frau Wahl-Multerer erhielt im Gegenzug ein Grundpfandrecht und eine Kaufoption, die im Frühjahr 2015 ausläuft. Auch gründete sie die „Park am See GmbH“, die 45 Prozent der geplanten Investitionskosten in Höhe von drei Millionen Euro an Fördermitteln zur Sanierung des Seminar- und Tagungsareals beantragte und auch bewilligt bekam. Der Wert des 64 ha großen Grundstückes inklusive der zwanzig Gebäude wird mit 2,5 Millionen Euro bewertet.

Zeitgleich brachte der Alteigentümer eine Räumungsklage gegen die Käuferin des Parks, die Tollense GmbH & Co. KG (Geschäftsführer Christoph Wallner, zur Zeit in Privatinsolvenz) und gegen die Betreiberfirma, die Lebenspark GmbH & Co. KG (Geschäftsführer Bernhard Wallner, zur Zeit ebenfalls in Privatinsolvenz), auf den Weg. Nach zwei zähen Gerichtsverhandlungen und fehlender Kooperationsbereitschaft der beiden Geschäftsführer entschied im Herbst 2014 der zuständige Richter am Landgericht Neubrandenburg für eine Räumung des Parks. Gegen dieses Urteil erhob Bernhard Wallner Widerspruch und blockierte somit weiter das Parkgelände. Durch Fristversäumnis an Weihnachten lief dieser Widerspruch jedoch ins Leere und das Räumungsurteil ging in die Vollstreckung. Dem kamen die Brüder Wallner und die verbliebenen Bewohner aus deren Umfeld zuvor, indem sie bis Mitte Januar freiwillig das Gelände verließen – nicht ohne nahezu alle beweglichen Wirtschaftsgüter mitzunehmen.

Auch die Gläubiger der Lebenspark GmbH & Co. KG werden konsequent ein zweites Insolvenzverfahren einleiten, um herauszufinden, wo die Einnahmen aus dem Seminarbetrieb wirklich geblieben sind. Viele der Bürgen des noch vakanten GLS-Bürgschaftsdarlehens in Höhe von 298.000 Euro werden in die Pflicht genommen und viele der Darlehensgeber, die auf Bernhard und Christoph Wallner als vermeintlich integre Leiter der Gemeinschaft vertrauten, werden auf ihren Darlehensforderungen sitzen bleiben. Denn, wen wundert es noch: Die Insolvenzverwalter erkennen viele der Forderungen der Darlehensgeber noch nicht einmal an.

Traurig ist die Tatsache, dass eine Initiative damaliger Gemeinschaftsmitglieder und Darlehensgeber im Jahr 2011 den Versuch unternahm, die Finanzierung und das Projekt Tollense Lebenspark über die Gründung einer Genossenschaft zu retten, aber an unlauteren Einzelinteressen scheiterten. Die Satzung stand und alle damaligen Gemeinschaftsmitglieder waren bereit zu handeln, bis auf Christoph und Bernhard Wallner, die die Genossenschaftsgründung schließlich zu Fall brachten. Nicht ohne Grund, wie wir heute wissen, denn Transparenz, eine der Tugenden einer Genossenschaft, war nicht erwünscht.

Was wäre nun zu tun, um einen Neustart für den Park als lokales Paradies für eine neu zu gründende Gemeinschaft zu in Gang zu bringen? Die Gründung einer Genossenschaft und einer Stiftung, ähnlich dem Modell der Lebensgemeinschaft Schloss Tempelhof e.G., ist ein gangbarer und realistischer Weg. Ein „Wir-Prozess“ unter Leitung von Wolfgang Sechser kann gebucht werden und wurde durch Gabriele Wahl-Multerer schon angeschoben. Gabriele formulierte in ihrer letzten e-Mail an mich folgendermaßen:

„Ich bin, was die Gemeinschaftsfähigkeit von Menschen betrifft, nach diesem Jahr intensiver Erfahrungen desillusioniert. Es gibt den treffenden Spruch ‚Wir sitzen alle in einem Boot – die einen auf dem Sonnendeck, die anderen rudern.‘ Ich habe definitiv keine Lust mehr, für andere die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Leute, die auf einen Guru warten, dem sie folgen dürfen, und sich weder mit Eigenverantwortung noch mit Eigeninitiative belasten wollen, meide ich.“

Wollen wir Gabriele beweisen, dass es diese Menschen gibt, die sich mit Eigeninitiative und Eigenverantwortung für den Neustart einer Gemeinschaft in Alt Rehse einsetzen und auch in der Lage sind, finanzielle Mittel aufzubringen?

Ihr seid herzlich willkommen mitzuwirken an einem Projekt, das die Fehler des ersten Versuches nicht wiederholen will und wird und statt dessen im Geiste von Selbstverantwortung und Transparenz Gestalt annehmen soll. Ein langjähriger Bewohner des Tollense Lebensparks hat sich bereit erklärt, ernsthafte Anfragen zu beantworten und die ersten Schritte zu koordinieren.

E-Mails bitte an tollense@sein.de

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Geschäftsführer des One World Verlages und Herausgeber des SEIN-Magazins

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