Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Als ich fünf Jahre alt bin, stirbt mein kleiner Bruder an einem Herzfehler. Sein kurzer Besuch auf diesem Planeten löst bei mir ein Gefühlschaos aus Liebe, Trauer, Schuld, Eifersucht und Rivalenangst aus, das ich bis heute noch nicht ganz entwirrt habe. Ich bin aufgewachsen mit dem alles andere in den Schatten stellenden Schmerz meiner Mutter über den Verlust ihres jüngsten Sohnes. Ich bin seit über zwanzig Jahren Homöopath, in denen ich mich mit etlichen Arzneien auseinandergesetzt habe. Aber nichts spiegelt so sehr das zentrale Leitmotiv meines Lebens wie das Profil der homöopathischen Schlangengifte. Keine meiner Liebesbeziehungen war frei von ihr: von der Angst, dass er irgendwann wieder auftaucht, der Bruder, der Rivale, der alle Aufmerksamkeit braucht und bekommt und dann konkurrenzlos wird durch die Sehnsucht und die Leiden-Schaft, die er auslöst durch sein frühes Weggehen. Also lieber verlassen, als verlassen zu werden. Lieber betrügen, als noch einmal dieses Zur-Seite-gestellt-Werden, das sich wie Verrat anfühlte, selbst erfahren zu müssen.

Bei den Schlangen habe ich es wiedergefunden – dieses mir so vertraut gewordene Lebensgefühl, das oft beschriebene „Forsaken Feeling“. Sich nicht eingebunden fühlen in die Familie, die Partnerschaft, die Gesellschaft, das Leben. Dieses Gefühl keiner wirklichen Verbindung. Auch die Schlangen haben keine Reifezeit, sie kommen fertig auf die Welt und müssen sich allein durch die Welt bringen, sind früh auf sich allein gestellt, früh ab- oder weggeschoben, fühlen sich einsam und nicht als Teil des Gemeinsamen, abgespalten! Einzelgänger, die damit klarkommen, ohne wirklich empathisch zu sein, aber dafür mit einem unbestechlichen Blick für die Seelen der Menschen. Wohl nicht umsonst empfinde ich die stärkste Resonanz zur Cobra, der Schlange, die sich am meisten aufrichtet und die uns am meisten auffordert dazu, nicht unser Leben lang am Boden zu kriechen, die vermeintliche Schuld sühnend. Diese einst unterdrückten Gefühle von Wut über mein Zu-kurz-gekommen-Sein, auf die ich „als Gesunder kein Recht hatte“, die mir bis heute im Gewand der „Mitschuld“ erhalten geblieben sind.

Neun homöopathische Schlangenprofile

Vipera berus, die Kreuzotter
Nicht aggressiv und nicht besonders giftig, aber brisant für uns, weil sie für unseren unterdrückten Anteil hier in Europa steht. Bösartigkeit, Eifersucht, Hass und Rachegelüste, hier alles sehr ausgeprägt, aber gnadenlos unterdrückt. Tief in uns verborgen tun wir alles uns Mögliche, diese in uns existierenden Gefühle als nicht zu uns gehörig zu leugnen, um den Schein zu wahren und als umgängliche Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Vipera ist oft nur erkennbar an Leberbeschwerden und Krampfaderkomplikationen.

Lachesis, die südamerikanische Buschmeisterschlange
Scheu und nachtaktiv, verträgt keinerlei Einengung und stirbt in Gefangenschaft. Die Eifersüchtigste aller Schlangen. Sehr sexuell und sehr aggressiv, sind wir hin- und hergerissen zwischen dem unerträglichen Versuch, diese Animalität zu unterdrücken, oder aber überwältigt von ihren Impulsen. Charme und Verschlagenheit helfen uns, unsere wahren Gefühle zu verbergen.

Crotalus, die Klapperschlange
Jeder ist ein potentieller Feind und wir haben ständig das Gefühl, angegriffen zu werden. Unsere Reaktion auf Angriff ist offensiver und weniger hinterhältig, dafür aber boshaft und verletzend.

Die afrikanische Mamba
„Ich kann mich auf niemanden verlassen und bin vollständig auf mich selbst gestellt.“ Keine Reue und kein Herz für andere, nur ich selbst zähle. Andererseits sitze ich in der Falle, emotional taub, tief depressiv, voller Angst und verzweifelt.

Die Cobra
Hier ist die Falle oft ein Verantwortungs-/Pflichtgefühl, das uns in einer biographischen Situation festhält, in der wir uns um andere kümmern müssen, begleitet von Ohnmacht und fehlender Anerkennung. Unseren Zorn halten wir zurück und fesseln uns selbst. Naja, die Cobra, ist DAS Herzmittel.

Bothrops, die Lanzenotter
Gefährlich und schnell wie ein Pfeil, wenn sie zuschlägt. Ein seelischer Schock durch Verlust, Enttäuschung oder Verrat gehen aufs Herz, machen venös gestaut und fixieren auf die Angst. Ein erbitterter aggressiver Kampf gegen die Ungerechtigkeit, die einem widerfahren ist, und das Gefühl des Verlassenseins von geliebten Menschen, die einem wichtig waren.

Cenchris, der Kupferkopf
Sehr sexuell mit großer Angst vor Angriff. Hinter einer netten Fassade schimmert versteckte Aggressivität und Grausamkeit durch. Kindlich eifersüchtig fordern wir stets die absolute Aufmerksamkeit und sind hin- und hergerissen zwischen Sanftheit und heftigem unbeherrschtem Zorn bis hin zur Persönlichkeitsspaltung.

Das Nervengift der Krait, der indischen Giftnatter
Eher ängstlich scheu als misstrauisch, fühlen wir uns auch hier als Opfer einer Ungerechtigkeit. Scham und Verlegenheit stehen aber eher im Vordergrund als bösartige Gefühllosigkeit.

Enhydrina, die Seeschlange
Ist eher verschlossen, zurückgezogen und niedergeschlagen. Sie ist im indischen Meer zuhause und betont mehr unsere Gefühle, die nicht so unterdrückt sind.

Neun homöopathische Schlangengifte – Leitsatz:
Ich bin bereit für meine Wahrheit, ein offenes Herz und wirkliche echte Begegnung, vielleicht zum ersten Mal im Leben.

 

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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

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(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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