Yoga verändert unser Verhalten – und auch unser Gehirn und Nervensystem. Wir lernen, uns selber zu beruhigen und unser vegetatives Nervensystem auszubalancieren: Neuro-Yoga

Yoga wirkt

Dass Yoga wirkt, wird jeder Mensch feststellen, der eine Weile lang regelmäßig übt. Schon nach kurzer Übungspraxis oder der Yogastunde können wir feststellen, dass es uns irgendwie besser geht als vorher. Unsere Stimmung ist besser, wir fühlen uns wohler im Körper und viele der Gedanken, Pläne und Sorgen, die wir mit auf die Matte genommen haben, sind im Laufe der Übungspraxis auf der Strecke geblieben. Aber kaum einer weiß, warum die Yogapraxis diese Wirkungen zeigt. Und oft sogar so nachhaltig wirkt, dass wir das Gefühl haben, dass der Yoga uns verändert. Was geschieht also mit uns?

Wie uns unser Alltag zusetzt

Leben heißt unweigerlich Stress erfahren! Alles, was nicht reine Routine ist, alles, was uns erfreut, anregt, aufregt oder anstrengt, erfährt unser Nervensystem als Stress. Und erst recht all das, was uns nervt, ärgert, empört oder auf die Palme bringt.

Wenn wir Stress erfahren, reagiert über das Nerven- und Hormonsystem immer unser gesamter Körper. Sofern es sich nur um „den ganz normalen Wahnsinn“ handelt, bekommen wir von diesen Reaktionen gar nichts mit.

Was wir merken, ist aber oft am Ende des Tages das Resultat dieser Stress-Akkumulation: Wir sind erschöpft, angespannt, fühlen unseren Körper nicht mehr richtig und haben Mühe abzuschalten.

Das heißt, irgendwie ist uns im Laufe des Tages der Kontakt zu unserem Körper verloren gegangen, sodass wir seine Signale nicht mehr gehört haben. Er ist uns verloren gegangen, weil uns unser Geist mitgerissen hat mit seinem Tempo.

Körper und Geist im Einklang

Der Rhythmus unseres Geistes ist nicht nur sehr viel schneller als der unseres Körpers, sondern auch ganz oft unruhig und sprunghaft. Diese Unruhe hat sehr viel damit zu tun, dass uns nie jemand gelehrt hat, unseren Geist zu beobachten, seine Funktionsweisen zu erkennen und ihn dann zu schulen.

Und zwar so zu schulen, dass er nicht mehr einfach nur auf alles reagiert, sondern bedachtsam und überlegt mit den vielen Sinnesreizen umgeht. Ihm beizubringen, sich nicht von jeder Emotion mitreißen zu lassen, sodass unser Geist es uns ermöglicht, unsere Gefühle in angemessener Weise zu regulieren und zu modulieren.

Und vor allem, ihn zu lehren, dass er nicht immer alles so schrecklich persönlich nimmt, sondern lernt, das, was wir erleben, aber auch das, was wir denken und fühlen, mit etwas Abstand zu betrachten. Alle diese Fähigkeiten können im Yoga-Unterricht erlernt werden.

Yoga bedeutet Achtsamkeit

Der Yoga lehrt uns, unseren Geist zu schulen, denn er lehrt uns Achtsamkeit. Aktuelle neurowissenschaftliche Forschungen zum Umgang mit Stress und Burnout haben eindeutig bewiesen, dass das Etablieren achtsamen Gewahrseins für das eigene Denken und Handeln der Königsweg ist, um zu wirkungsvollen und nachhaltigen Stress- antworten (Coping) zu finden.

Yoga und Achtsamkeit sind nicht voneinander zu trennen. Man kann sogar sagen, dass Achtsamkeit die unverzichtbare Kernkompetenz ist, die wir im Yoga erlernen können und erlernen müssen. Anders gesagt: Fehlt beim Denken, Fühlen und Üben die Achtsamkeit, ist es nicht Yoga!

Warum ist Achtsamkeit so überaus bedeutend? Weil sie die einzige Geistesfähigkeit ist, die uns erlaubt, den gegenwärtigen Augenblick – das Jetzt – bewusst zu erfahren.

Damit wird möglich, dass wir uns in jedem Augenblick bewusst werden können, was uns innerlich beschäftigt, was uns bewegt und was uns ablenkt.

Die richtige Balance fürs Gehirn – Neuro-Yoga

Wenn der Yoga-Unterricht beziehungsweise unsere Asana-Praxis so beschaffen ist, dass sie uns zu achtsamem Gewahrsein anleitet, dann erfahren wir bewusst, wie wir uns bewegen oder halten, was wir dabei denken und wie wir uns fühlen.

Achtsames Gewahrsein ist ein Geisteszustand, in dem wir beobachten. Das heißt, wir entkoppeln uns mental von dem, was wir gerade erleben, also unserem Denken, Fühlen und Handeln. Dieses Entkoppeln löst die Identifizierung mit jedem Gedanken und jedem Gefühl.

Wir bekommen etwas Abstand zu uns selbst (und das, ohne uns erneut von uns selbst zu entfremden). Und genau dieses bisschen Abstand hilft, dass unser Geist wieder ruhig werden kann.

In dieser Ruhe haben wir nun auch Zeit. Zeit, um zu überlegen, wie wir uns zu etwas verhalten wollen. Wir können uns zum Beispiel bei der Asana-Praxis fragen: „Muss ich jetzt wirklich noch weiter in die Haltung gehen? Ich fühle mich doch hier schon sehr wohl. Auch wenn es noch nicht lehrbuchreif ist…“ oder „Welches Denken unterstützt mich darin, dass ich Anspannung loslasse und mich wohler fühle?“

Oder im Alltag:

„Will ich mich wirklich auf diese Auseinandersetzung einlassen?“,

„Will ich mich jetzt wirklich unter Druck setzen lassen?“,

„Muss ich wirklich das letzte Wort haben?“,

„Tut das, was ich gerade denke, mir wirklich gut?“,

Wie kann ich mein Denken so verändern, dass ich mich nicht selber so sehr stresse und mich wohler fühle?“

Wenn wir in solch einer Geisteshaltung Yoga üben, beruhigt sich unser Geist. Dann können wir uns lösen von dem, womit wir uns selber immer wieder Stress erschaffen.

Und dann wirkt Yoga auf unser Gehirn. Dann haben wir gelernt, uns selber zu beruhigen und unser vegetatives Nervensystem auszubalancieren.

Und haben damit einen entscheidenden Grundstein für den Erhalt unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens gelegt.

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