Italien bekommt Solarstrom aus Tunesien per Seekabel

Wie Tunisia Online berichtet, wird Tunesien demnächst „grüne“ Energie über ein Seekabel nach Süditalien schicken. Zunächst wird die Leistung bei nur 200 MW liegen, insgesamt ist das Projekt aber auf 1000 MW ausgelegt – das enstspricht in etwa der Leistung eines mittleren Atomkraftwerks.

Das Projekt werde Italien zu mehr Energiesicherheit verhelfen und gleichzeitig Tunesien in das europäische Stromnetz integrieren, erklärte Corrado Clini vom italienischen Umweltministerium während eines Runden Tischs des Mediterranean Centre of Renewable Energies (Medrec) in Tunis, wie Tunisia Online am 27. März dieses Jahres meldete. Das Projekt sei aufgrund einer neuen Gesetzgebung in Europa entstanden.

Die Vision, den europäischen Energiebedarf mit grünem Strom aus Afrika zu decken, rückt damit ein Stück näher und nimmt erstmals konkrete Formen an. Das Potential Afrikas als Energielieferant ist aufgrund der perfekten Sonnen- und Windverhältnisse enorm. Wie Forscher berechneten, könnte mit nur geringen Investitionen leicht der gesamte Bedarf Europas allein mit Solarenergie aus der Sahara gedeckt werden. Entsprechende Initiativen bestehen bereits, so zum Beispiel die Desertec-tiSftung, die vom Club of Rome initiiert wurde.

Für konventionelle Energieträger gibt es schon seit über 20 Jahren direkte Leitungswege von den algerischen Erdöl- und Erdgas-Fördergebieten über Tunesien – die Entfernung der Meerenge beträgt nur rund 150km. Bisher waren entsprechende Ökostrom-Projekte aber nicht realisiert worden, weil die politische Lage nach Ansicht vieler Politiker zu riskant für größere Solarprojekte ist, und derzeit keine europäische Abhängigkeit von Afrika erwünscht ist. In den letzten Jahren entwickeln sich jetzt aber neben dem Medrec in Tunis vergleichbare Umwelt- und Energieinstitutionen auch in Ägypten, Algerien, Libyen und Marokko. Durch die Zusammenarbeit dieser Institutionen werden die Voraussetzungen nun immer besser und das Vertrauen steigt.

 

Quellen
Bild: Public Domain /wikimedia
Text: Tunesiaonline.com, Heise, Schattenblick.de

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