Reiche wollen sich selbst besteuern

Nachdem der Staat den Reichen nach wie vor die Füße küsst, wird es einigen von ihnen langsam selbst zuviel: 23 Wohlhabende Deutsche wollen freiwillig einen Teil ihres Vermögens dem Gemeinwohl zur Verfügung stellen. Mit der mehr als ungewöhnlichen Initiative „Appell für eine Vermögensabgabe“ um den 31-jährigen Firmenerben Bruno Haas, machen sie sich gemeinsam für eine freiwillige Abgabe der Reichen stark: Menschen mit einem Gesamtvermögen von mehr als einer halben Million Euro sollen fünf Prozent an den Staat zahlen. Die Linke fordert das schon seit langem – nun kommt der Vorschlag aber quasi mal von der anderen Seite.

2 Millionen Haushalte mit einem Nettovermögen von über 500.000 Euro gibt es in Deutschland – würden alle sich an der Aktion beteiligen, könnte sie mehr als 50 Milliarden Euro einbringen.

„Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, die Arm und Reich polarisiert“, erklärt Dieter Lehmkuhl – einer der Unterzeichner. Dem stimmt auch Initiator Haas zu: „Wir haben mehr, als wir zum Leben brauchen.“

Die wundersame Geldvermehrung

Grund für die Initiative ist die Einsicht der Unterzeichner, dass „Eigentum verpflichtet“ – gerade so, wie es unser Grundgesetz auch festlegt. Im Moment heißt die Realität aber vor allem: „Eigentum macht reich!“

Dieter Lehmkuhl kann gut vorrechnen, wie er in den vergangenen Jahren von seinem Vermögen profitiert hat. Obwohl sein Grundeinkommen zwischen 2000 und 2007 „leicht gesunken“ ist, hat sich sein Einkommen aus Kapital und sonstigem Vermögen verdoppelt, und die zu zahlenden Steuern trotz steigendem Vermögen insgesamt halbiert. Gerecht findet er das selber nicht – und will der Gesellschaft deshalb jetzt etwas zurückgeben.

 

Aber was passiert mit dem Geld?

So gut das Zeichen ist:  Ob die Aktion Erfolg hat, bleibt fraglich – eine ähnliche Aktion ist 2005 ziemlich ruhmlos im Sande verlaufen und bis jetzt findet sich kein einziger Prominenter auf der Liste der Unterzeichner.

Auch sind viele Kommentatoren besorgt, was der Staat denn mit dem Geld anstellen würde. Panzer kaufen oder Banken retten wäre sicher nicht im Sinne der Initiatoren, die sich wünschen, dass ihr Geld nur für Umweltschutz, mehr Personal in Bildung, Gesundheit und Pflege und Hartz IV eingesetzt werden darf. Einfluss hätteb sie darauf aber wahrscheinlich nicht, Steuern zumindest sind in Deutschland per Definition nicht zweckgebunden – eine Maßnahme mit der Steuerboykott bisher erfolgreich verhindert werden konnte.

Viellicht wären die Unterzeichner ohnehin besser beraten, ihr Geld gezielt einzusetzen und selbst Projekte und Stiftungen zu unterstützen, die sie für wichtig halten – da weiß man wenigstens, wo das Geld landet.

 

Quellen

Text: Heute.de, Spiegel.de
Bild: nkattau / aboutpixel.de

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