Ohne-Gentechnik-Siegel ist da

Verbraucher werden es in Zukunft beim Einkauf leichter haben, gentechnikfreie Lebensmittel im Regal zu finden. Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ilse Aigner (CSU) hat am Montag das neue bundeseinheitliche „ohne Gentechnik“-Siegel vorgestellt. Bisher gab es keine einheitliche Kennzeichnung und viele Hersteller verwendeten eigene Siegel – jedoch mit teilweise sehr unterschiedlichen Ansprüchen. Das neue Siegel soll nun für einheitliche Standards sorgen und die für Verbraucher verwirrende Vielfalt an Siegeln ablösen, mit denen einzelne Unternehmen ihre Waren in den vergangenen Monaten selbst gekennzeichnet hatten. Erste Produkte mit dem neuen Zeichen werden frühestens im Herbst in die Läden kommen.

Mehr Sicherheit beim Einkauf

Das Siegel soll vor allem bei tierischen Produkten für mehr Sicherheit sorgen. Milch, Eier oder Fleisch stammen sehr oft von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, ohne dass eine Kennzeichnung Pflicht wäre. Gerade Milch und Eier sind zudem in vielen Produkten enthalten – die nach EU-Norm ebenfalls nicht als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden müssten. Selbst Spuren von gentechnisch veränderten Bestandteilen dürfen nach EU-recht in den Lebensmitteln enthalten sein. Das neue Label macht es nun möglich, diese Lücken zu schließen. Es gibt die Sicherheit, dass in den so gekennzeichneten Lebensmitteln keine gentechnisch veränderten Bestandteile enthalten sind, auch nicht in Spuren.

Einige Lücken gibt es dennoch: Futtermittelzusatzstoffe, wie Vitamine oder Enzyme, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen produziert werden, sind nach wie vor zulässig. Ebenso ist die Anwendung von Tierarzneimitteln oder Impfstoffen aus gentechnischer Herstellung erlaubt.

Die größte Lücke ist jedoch die zeitliche Begrenzung der Auflagen: Gentechnikfreiheit wird nicht für die gesamte Lebensdauer der Tiere verlangt. Bei Schweinen reicht es, wenn sie in ihren letzten vier Lebensmonaten kein gentechnisch verändertes Futter gefressen haben, bei Milchkühen beträgt die Karenz drei Monate und bei Legehennen sechs Wochen.

Wer all dies nicht will, dem bleiben als sichere Alternative Produkte aus dem Ökolandbau. Dort ist Gentechnik schlicht komplett verboten.

 

Die Angst der Supermärkte

Laut Umfragen werden mehr als 70 Prozent der Verbraucher ihren Einkauf nach der Kennzeichnung ausrichten. Bei einer flächendeckenden Einführung würden sich Milch oder Fleisch ohne Siegel also kaum mehr verkaufen. Genau davor scheuen Edeka, Lidl oder Aldi angesichts der weiten Verbreitung von gentechnisch verändertem Futtermais- und -soja zurück. Vielleicht führt das Sigel also auf Umwegen auch zu einer Aufklärung der Hersteller und einer Abkehr von gentechnisch veränderten Futtermitteln.

Hier gibt es die Informationsbroschüre des Bundesministeriums zum Download

 

 

Quellen

Text: Nabu.de, Greenpeace.de, Proplanta.de
Bilder: Informationsbroschüre

 

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