Deutsche Stromkonzerne entsorgen radioaktive Abfälle illegal in Sibirien

Nach Recherchen der französischen Zeitung „Libération“ und des Fernsehsenders „Arte“ wurden seit Mitte der 1990er Jahre aus Frankreich jährlich rund 108 Tonnen abgereichertes Uran nach Sibirien Verschickt und dort gelagert – zum Teil auf Parkplätzen, unter freiem Himmel. Diese Meldungen haben in den letzten Tagen zu einer heftigen Debatte über die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit des staatlichen französischen Atomkraftbetreibers EDF geführt.

 

Endlager Sibirien

Doch nicht nur französischer Atommüll lagert illegal in Russland, sondern auch eine noch größere Menge radioaktiver Abfälle aus Deutschland. Darauf weist die bundesweite Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt hin.

Seit 1996 wurden aus der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau etwa 22.000 Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) nach Russland transportiert. Dort lagert der strahlende Müll in rostenden Behältern unter freiem Himmel, beispielsweise im sibirischen Atomzentrum Sewersk, früher Tomsk-7 genannt.

Jochen Stay, Sprecher von .ausgestrahlt, erklärte dazu:

„Die deutschen Stromkonzerne entsorgen ihren Atommüll seit Jahren illegal in Sibirien. Erst Asse, jetzt Sewersk – einmal mehr ist bewiesen, dass die Atomindustrie ihren Müll genauso entsorgt wie die Mafia in Italien: Sie kippt ihn einfach irgendwo hin. […]

Wenn derzeit bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin über Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke nachgedacht wird, dann spielt das schmutzige Ende der Atomenergie keine Rolle. Den Beteuerungen von der sauberen und sicheren Atomenergie kann nach alldem niemand mehr Glauben schenken. Den Stromkonzernen geht es um knallharte Gewinninteressen, nicht um Sicherheit.“

Die Stromkonzerne RWE und Eon halten über ihre Tochter Uranit je 16,6 Prozent an dem britisch-niederländisch-deutschen Joint Venture Urenco, Betreiberfirma der Urananreicherungsanlage Gronau. Die Anreicherung in Gronau ist eine Vorstufe der Brennelement-Produktion für deutsche Atomkraftwerke.

Uranhexafluorid ist radioaktiv und giftig. Werden die unter freiem Himmel in Russland rostenden Behälter undicht, kann es mit der Luftfeuchtigkeit reagieren. Dabei entsteht hochgiftige Flusssäure.

 

Text mit Material von: .ausgestrahlt

 

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