Bolivien auf der Überholspur

Die neue Verfassung Boliviens verwirklicht einiges, was hierzulande noch zu den Utopien gezählt wird. Dass der dort verfolgte neue Weg des Sozialismus vielleicht mehr ist, als nur ein farbenreicher Traum, muss nun selbst der IWF eingestehen.

Denn während der Großteil der Welt mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen hat und Schuldenberge in astronomischer Höhe auftürmt, befindet sich Bolivien derzeit auf der Überholspur:

„Erstmals seit 1970 weist der Staatshaushalt kein Defizit auf. Mit eigenen Mitteln wurden Schulden abgebaut und die Aufnahme neuer Kredite verhindert. Die Devisenreserven hingegen kletterten in drei Jahren auf die Rekordhöhe von acht Milliarden Dollar. In Zeiten der Krise konnte die nationale Währung Boliviano durch weitere Entkoppelung vom US-Dollar vor Abwertung geschützt werden“, berichtet die junge Welt.

 

Reichtum wird umverteilt

Das Geld aus den verstaatlichten Öl- und Energiekonzernen wird durch Bonussysteme unbürokratisch und direkt an die Bevölkerung weitergegeben.

Selbst der IWF muss zwar eingestehen, dass das funktioniert, rät dem Land aber trotzdem, sich doch bald wieder dem Kapitalismus zuzuwenden. Boliviens Wirtschafts- und Finanzminister Luis Arce (MAS) sieht das anders: „Wir glauben nicht, dass der Staat nur bei Problemen oder Krisen eingreifen soll, um konjunkturelle Momente zu überwinden. Wir glauben, dass die Beteiligung des Staates permanent sein muss“. Bolivien verfolge ein „neues Wirtschaftsmodell“, wies Arce die IWF-Ratschläge zurück..

Morales hatte schon 2006 alle IWF-Finanzierungsprogramme wegen „ideologischer Differenzen“ abgebrochen – und die Entwicklung der letzten drei Jahre gibt ihm recht. Statt weiter in die Abhängigkeit zu gelangen, wird Bolivien immer unabhängiger.

„Der Zugang zu Wasser, Energie, Bildung, Kommunikation, Gesundheit und Transport ist ein Grundrecht, das jeder Staat seiner Bevölkerung als grundlegendes Menschenrecht garantieren muss. Diese Dienstleistungen können nicht zu privaten Geschäften gemacht werden. Sie müssen zur Grundlage der öffentlichen Dienste werden“, so Evo Morales in seinen „10 Geboten, um den Planeten, die Menschheit und das Leben zu retten.“

Dies ist in der bolivianischen Verfassung auch bereits so umgesetzt.

 

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Bild: Patrick Furlong / Wikimedia

 

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