Kommt das persönliche CO2-Kontingent?

Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, werden die europäischen Länder in Zukunft wahrscheinlich vermehrt größere politische Maßnahmen ergreifen. In Frankreich soll eine CO2-Steuer kommen und England hat jetzt eine noch weitreichendere Idee.

Nach Plänen von Lord Smith of Finsbury, dem Leiter der britischen Umweltbehörde, soll jeder Mensch ein persönliches C02-Kontingent bekommen, das festlegt, wie viel CO2-Emissionen eine Person durch ihren Konsum verursachen darf. „Verbraucht“ jemand mehr als ihm/ihr per Kontingent zusteht, wird eine Strafe fällig oder die Person muss anderen einen Teil ihrer Kontingente abkaufen – ein privater CO2-Ablasshandel also.

Zur Umsetzung soll jeder britische Bürger eine CO2-Identifikationsnummer bekommen, die er beim Einkaufen bestimmter Güter angeben muss. Auf einem entsprechenden Konto ist damit immer einsehbar, wie viel des Kontingents schon verbraucht ist.

Nach Ansicht von Lord Finsbury ist dies gerechter als eine allgemeine Besteuerung. Ein Auslandsflug beispielsweise wäre so nicht automatisch teurer, sondern nur für jene, die ihr Kontingent schon aufgebraucht haben. Für ärmere Familien, die durchschnittlich sehr viel weniger CO2 „verbrauchen“ als reiche, wäre das Ganze sogar noch eine zusätzliche Einnahmequelle. Überhaupt würde dieses System wahrscheinlich nur diejenigen treffen, die einen besonders aufwendigen Lebensstil haben, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums.

 

CO2-Überwachungsstaat?

An dem Verfahren, das an sich ja nicht unbedingt unlogisch ist, gibt es einige berechtigte Kritik. Vor allem die Unmengen an privaten Daten, die über das System gesammelt werden, sind den Engländern ein Dorn im Auge. Auch werfen Kritiker der Regierung vor, auf diese Weise eine verpflichtende Personal-ID einführen zu wollen – eine Personalausweispflicht gibt es in Großbritannien nämlich bisher nicht.

Andere sehen in solchen Ideen rein wirtschaftliche Interessen: Wie der Handel mit den CO2-Zertifikaten gezeigt hat, verdienen an solchen Systemen nämlich immer einige Menschen kräftig mit. Soll nach Land und Wasser nun auch die Luft zum profitablen Produkt gemacht werden?

Für Verschwörungstheoretiker und Klimawandel-Skeptiker wird die Ankündigung ohnehin Wasser auf die Mühlen sein.

Das Verfahren währe außerdem ein ziemliches Bürokratiemonster – Schätzungen reichen von 700 Millionen bis 2 Milliarden zur Einführung und jährlichen Kosten von 1-2 Milliarden Pfund.

 

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