Am Wochenende gingen erneut gleich sieben US-Banken pleite. Das wäre schon fast keine Meldung mehr wert, schließlich sind es 2009 damit insgesamt schon 140 und damit ist dieses Jahr statistisch fast jeden zweiten Tag eine Bank bankrott gegangen. Das ist im Jahresvergleich ein sehr beeindruckendes Ergebnis, 2007 waren es schließlich gerade mal drei im gesamten Jahr.

2009 ist es also eigentlich keine aufregende Sache mehr, jedoch ist es diesesmal etwas anders als sonst. Der Rettungsfond ist nämlich auch pleite und zudem konnten erstmals nicht alle Kunden von anderen Banken übernommen werden.

Der FDIC musste deshalb in zwei Fällen temporäre Notbanken gründen, von denen die Kunden ihr Geld nun 45 Tage lang abheben können.

In Falle der Rockbridge Commercial Bank, war nicht mal diese Lösung möglich. Die Bankkunden bekommen hier maximal 250.000 Dollar ausgezahlt, alle darüber hinausgehenden Vermögen sind verloren – mehr kann der FDIC nicht mehr lockermachen.

Sein Geld auf einer von den hunderten Problem-Banken zu haben, die ebenfalls am Rande des Abgrunds stehen, wird damit zunehmend unsicherer. Wenn es so weitergeht, sind deshalb Bank-Runs auf solche Institute gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Perverse Wertpapiere: Kriegsanleihen

Auch der Staat ist in Problemen: Mit einem staatlichen Schuldenberg von rund 12 000 Milliarden Dollar sucht der amerikanische Staat neue Geldquellen, um die vielen teuren Kriegseinsätze zu finanzieren. Obama will die Truppen in Afghanistan schließlich weiter aufstocken. Dafür sollen nun ganz besondere Wertpapiere geschaffen werden: Kriegsanleihen. Patriotische Bürger könnten durch den Kauf solcher Anleihen direkt den Krieg in Afghanistan finanzieren – und dafür Zinsen einstreichen. Dividende mit dem Produkt Mord, zynischer geht es eigentlich kaum noch.

Für viele ist das aber offenbar ganz normal: Am Mittwoch stellte der Abgeordnete Kendrick Meek einen Gesetzentwurf vor, welcher das Finanzministerium ermächtigen soll, solche „War Bonds“ zu emittieren. Die Idee ist auch keineswegs neu, viele Länder haben in vergangenen Kriegen solche Papiere ausgegeben. Und dabei hat sich gezeigt, dass das Geld meist abgeschrieben werden muss, wenn das entsprechende Land den Krieg verliert – so dass der Erwerb eines solchen Papiers quasi einer Wette auf den Ausgang des Krieges gleichkommt.

Bisher hatten die USA ihre Kriege vor allem durch Schulden im Ausland finanziert. Die Einsätze im Irak und in Afghanistan wurden dabei hauptsächlich von China „gesponsort“. Die sind jedoch immer weniger bereit, US-Staatsanleihen zu kaufen, da die USA mittlerweile völlig überschuldet sind.

New York ist pleite

In den USA, wie auch sonst überall auf der Welt, wird die neue Devise heißen: Steuern hoch, Sozialleitungen runter und einsparen, wo es nur geht. Die Einschläge sind längst nicht nur in der Finanzwelt zu spüren. Gerade gingen über 200 Radiosender pleite und die Metro in New York steht ebenso vor dem Aus. Ab 2010 will die New York Metro deshalb zwei Bahnlinien schließen und die traditionellen Gratis-Abonnemente für Schüler gleich ganz abschaffen.

Der Grund: Der Staat New York ist zahlungsunfähig und kann die jährlichen Subventionen von 143 Millionen Dollar nicht mehr zahlen. Und das ist erst der Anfang. Der Gouverneur David A. Paterson hat ebenso die Ausgabe von 750 Millionen Dollar an Schulen und Kommunen blockiert. Bildung ist erstmal nicht so wichtig, es geht für den Staat ums Überleben.

Dies sind die ersten Anzeichen für einen massiven Sozialabbau, der Zusammen mit den unvermeidbaren Steuererhöhungen für viele US-Bürger zu existenziellen Problemen führen könnte.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Manager-Boni in der Finanzbranche stiegen um satte 40%, bei den derzeitigen Turbulenzen an den Märkten lässt sich gutes Geld verdienen. Allein die Platzhirsche Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan könnten rund 30 Milliarden Dollar an ihre Topverdiener ausschütten. Herzlichen Glückwunsch dazu und frohe Weihnachten!

 

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