Prämiert: Die schlimmsten Unternehmen der Welt

In Sichtweite des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben die Erklärung von Bern (EvB) und Greenpeace die sozial und ökologisch skrupellosesten Firmen des Jahres prämiert. Ihre Public Eye Awards 2010 redlich verdient haben sich die nichtstaatliche Royal Bank of Canada sowie der Basler Pharmakonzern Roche. Auch die Online-Abstimmung für den Publikumspreis mit über 20’000 Teilnehmern konnte Roche nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen GDF/Suez für sich entscheiden. Der erste „Greenwash Award“ geht derweil an das höchst fragwürdige UNO-Wassermandat.

Am elften Public Eye in Davos haben Greenpeace Schweiz und die EvB zwei Unternehmen und eine Institution „ausgezeichnet“, deren verantwortungsloser Umgang mit Menschen und Umwelt die Schattenseiten eines von Profitdenken getriebenen, ungezügelten Ultraliberalismus zeigt.

„Die andauernde Finanzkrise hat die Systemfehler des Kapitalismus, wie wir ihn kannten, schonungslos offen gelegt und dadurch erst wirklich therapierbar gemacht„, stellte Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz per Videobotschaft – statt wie geplant vor Ort – fest. Der Vordenker rechtlich verbindlicher Regeln für transnationale Konzerne warnte aber zugleich davor, dass „die Marktfundamentalisten bereits wieder Morgenluft wittern“ und versuchen, „die zu neuem Selbstbewusstsein erwachte Politik erneut zu schwäche“.

 

Schmutzige Hände durch Ölsand

Die Royal Bank of Canada gewinnt den diesjährigen „Global Award“. Am Pranger steht das umsatzstärkste Unternehmen Kanadas wegen seiner Rolle als weltweit führender Financier der Ölsandkonzerne. Diese fördern in der Provinz Alberta auf einer Fläche grösser als die Schweiz und Österreich zusammen das dreckigste Rohöl der Welt. In seiner Laudatio berichtet Brant Olson vom kalifornischen Rainforest Action Network von „einer der grössten Umweltsünden des 21. Jahrhunderts“ und fordert deren Hauptgeldgeber zur „endgültigen Abkehr von dieser mittelalterlichen Klimakiller-Industrie“ auf.

 

Organe von Hingerichteten

Roche räumt gleich zwei Anti-Oscars ab: Den „Swiss Award“ und den „People’s Award“. Diese Doppelauszeichnung zeigt, dass Fachjury und Internet-Gemeinde die Geschäftspraktiken des Basler Pharma-Unternehmens gleichermassen scharf verurteilen. Für sein Medikament Cell Cept, das die Organabstossung verhindern soll, führt Roche in China Studien durch. Dort stammen aber mehr als 90% aller transplantierten Organe von hingerichteten Gefangenen. Roche kann oder will dennoch nicht sagen, woher die mehr als 300 Organe für ihre Studien kommen. Für Patrick Durisch von der nominierenden Déclaration de Berne „triumphiert Profitstreben hier besonders zynisch über Menschenrechte“. Entsprechend verlangt er „die sofortige Beendigung der skandalösen Studien“.

 

UN: Wassermonopol für Coca-Cola?

Den neu geschaffenen „Greenwash Award“ hat die Fachjury dem im Rahmen des Global Compact lancierten UNO-Wassermandat verliehen. Von Wasser als primärer Ressource finanziell profitierende Konzerne wie Nestlé, Coca Cola oder Dow Chemical geben vor, in diesem Klub gemeinsam mit UN-Organisationen und NGO die Wasserkrise zu bekämpfen. Stattdessen, so Richard Girard vom kanadischen Polaris Institut, „betreiben sie unter dem UNO-Signet ihre Politik der Wasserprivatisierung systematisch weiter“ – ohne Berücksichtigung existierender, verbindlicher Öko- und Sozialstandards.

 

Hier geht es zur Webseite der Public-Eye-Awards, auf der auch die Preisträger der letzten Jahre in der „Hall Of Shame“ zu bewundern sind.

 

 

Unterstütze SEIN

Vielen Dank an alle, die den Journalismus des SEIN bisher unterstützt haben.
Die Unterstützung unserer Leser trägt dazu bei, dass wir unsere redaktionelle Unabhängigkeit behalten und unsere eigene Meinung weiter äußern können. Wir sind sicher, dass unsere redaktionelle Arbeit und unsere Themenvielfalt und Tiefe den gesellschaftlichen Wandel beflügeln. Wir brauchen Deine Unterstützung, um weiterhin guten, kreativen "Lösungs-Journalismus" zu liefern und unsere Offenheit zu wahren. Jeder Leserbeitrag, ob groß oder klein, ist wertvoll. Wenn Du unsere Arbeit wertschätzt, unterstütze SEIN noch heute - es dauert nur wenige Minuten. Vielen Dank.
SEIN unterstützen





2 Responses

  1. Ethik 2.0

    – Ich wünsche mir schon „lange“ einen Ethischen Einkaufsführer für den Supermarkt… – indem immer die Firma die das „geringste Übel“ darstellt „erkennbar“ wird !!!

    So würde den „schlimmsten“ Firmen das Geld „für Ihre Politkervorstände“ entzogen werden…

    Eigentlich sollten „Staaten“ die Offiziell die Menschenrechte anerkannt haben, – überhaupt keine Produkte aus Diktaturen, oder aus Kinderarbeit importieren dürfen…

    Naja, vlt. schafft es die „Gehirnmanipulierte Masse“ ja irgendwann „Einzusehen“ daß es eine politsche Entscheidung ist, – ob man eine Tomate aus den Niederlanden, oder aus Marroko kauft… – und das sowas die Welt maßgeblich (durch die Masse der Kaufkraft) formt !

    Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*