Städte gehen neue Wege: Eine Zeitbank in New York

New York steht kurz vor der Pleite, viele offizielle Leistungen müssen schon jetzt eingestellt werden. Eine Situation, in der ein Bürgermeister schon mal Möglichkeiten in Betracht zieht, die er vor kurzem wohl noch belächelt hätte.

So hat New York still und leise eine offizielle TimeBank namens NYC Service eingeführt. Das System der TimeBanks ist mit 300 Zeitbanken in Amerika zwar sehr verbreitet, wurde vonseiten der Regierung aber bisher wohl eher argwöhnisch betrachtet. Zeitbanken ermöglichen den direkten Austausch von Leistungen untereinander: Pro geleisteter Stunde bekommt man einen TimeDollar gutgeschrieben, den man wieder gegen eine Stunde Hilfe einer beliebigen anderen Person eintauschen kann. Nachhilfe gegen Autoreparatur, Kochen gegen Renovierungsarbeiten – der Bandbreite sind keine Grenzen gesetzt.

 

Sozialleitungen in Selbstorganisation?

Auf der Seite nycservice.org können sich New Yorker nun registrieren, ein Profil mit ihren Fähigkeiten anlegen und Angebote aufgeben oder durchsuchen. Der offizielle Wahlspruch „Jeder hat etwas anzubieten. Nutze deine Zeit, deine Leidenschaft, deine Fähigkeiten und deine Bereitschaft, um New Yorks dringendste Bedürfnisse zu erfüllen.“

Das zeigt wohl auch, worum es der Stadt geht – nämlich weniger darum, eine Plattform zu schaffen, auf der Menschen steuerfrei Leistungen austauschen, als vielmehr darum, öffentliche und soziale Aufgaben in die Selbstorganisation zu überführen – denn Geld sie zu bezahlen, ist schon jetzt keines mehr da. Ob das Pflegen von Parks, die Aufgaben von Sozialarbeitern, Bildung, medizinische Grundversorgung oder andere Arbeiten für das Gemeinwohl: TimeBanks könnten New York helfen, eine schwierige Periode zu überbrücken, wie auch Bürgermeister Bloomberg es anlässlich des Starts von NYC Service offen aussprach:

„Der Start des NYC-Service kommt in einer schwierigen Zeit für unsere Wirtschaft, einer Zeit, in der viele New Yorker die Auswirkungen der nationalen Rezession zu spüren beginnen und sich Sorgen über ihre Zukunft machen.“

Der Service sei ein Versuch sich „das größte Gut, das wir haben zu Nutze zu machen: unsere Bürger.“

Schade, dass es erst zu so schwierigen Umständen kommen muss, bis ein so schönes System wie die TimeBanks in der Politik Beachtung findet – und dann auf solche Art.

Seite der nicht-staatlichen TimeBanks

 

 

 

 

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