Schon lange entwickeln Techniker Roboter, die eines Tages Arbeitsaufgaben von Menschen erleichtern sollen. Die Sozialbudgets sinken und so mancher Politiker träumt wohl schon von vollautomatisierten Aletenheimen. Duisburger Soziologen testeten nun einen Monat lang die Roboter „Casero“ und „Care-O-Bot 3“ in einem Stuttgarter Pflegeheim – mit mäßigem Erfolg.

Servierer ohne Sozialkompetenz

Der Transportroboter „Casero“ ist ein kleiner, L-förmiger Wagen, der dem Pflegepersonal vor allem lästige Routinearbeit abnahm. Er transportierte etwa Wäsche, Aktenordner und Postkörbe gut, berichtet Projektkoordinatorin Karen Shire. „Sowohl Pflegekräfte als auch Heimleitung können sich eine Entlastung durch Casero vorstellen.“ Aufgrund seiner Vorzüge in Navigation und Design fühlten sich Bewohner, Angestellte und Besucher nicht gestört.

„Care-O-Bot“ hingegen ist ein fast mannshoher Serviceroboter mit Greifarm und ausklappbarem Tablett. Seine Aufgabe war es, die Heimbewohner mit Getränken zu versorgen und diese auf seinem Tablett anzubieten. Seine Grenzen wurden deutlich sichtbar – denn anders als menschliche Pflegekräfte konnte er die Bedienten nicht zum Trinken animieren. Zudem sorgte seine flexible Fortbewegung für Verwirrung. Da er nicht wie Casero festen Routen folgt, ist er kaum vorhersehbar und wird schnell zum Hindernis. Die Forscher sehen daher noch keine Einsatzmöglichkeit im Heim in naher Zukunft.

 

Maschine bleibt Maschine

Hondas Vorzeigeroboter, der heute in Linz präsentierte „Asimo“, soll eines Tages ähnliche Aufgaben erfüllen. „Das Ziel der Konstrukteure lautete zunächst, einen zweibeinigen Roboter zu bauen, der das Gleichgewicht halten kann. Er soll Menschen bei Arbeiten unterstützen, etwa in der Altenpflege oder in gefährlichen Situationen“, berichtet Sandra Sommer, Pressesprecherin von Honda Austria, gegenüber pressetext. Wenngleich Asimo weit menschlicher aussieht als seine Kollegen, könne er Menschen oder deren Zuwendung nie ersetzen. „Er bleibt eine Maschine und wird deshalb auch kein Gesicht erhalten“, so Sommer.

Eine Ansicht, der sich die Konstrukteure der Altenheim-getesteten Geräte voll anschließen. „Einen Roboter, der vom Menschen nicht unterscheidbar ist, wird es nie geben. Ähnlichkeit zum Menschen wird nur soweit angestrebt, als es für die Aufgaben nötig ist“, sagt Christian Connette, Experte für Roboternavigation und -steuerung am Fraunhofer-Institut für Produktion und Automatisierung. Ebenso wenig sei vorherzusehen, wann der „Care-O-Bot“ im Alltag tätig wird. „Denkbar ist, dass Roboter irgendwann Senioren in der häuslichen Pflege autonomer macht oder bei Stürzen rechtzeitig Alarm schlagen. Bisher gehört aber noch jeder Einsatz zur Forschung.“

Entlastung oder Entmenschlichung?

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Roboter in der Altenpflege? Das dürfte bei vielen Menschen gemischte Gefühle auslösen. Wenn durch die maschinellen Helfer beim menschlichen Pflegepersonal mehr Kapazitäten für soziale Aufgaben frei würden, wäre ein solcher Einsatz sicher positiv zu bewerten. Allerdings ist eher anzunehmen, dass diese Entlastung vielmehr zu weiterem Stellenabbau führen und an den teils beklagenswerten Zuständen wenig ändern würde.

Roboter als Haushaltshilfen und Entlastung für unliebsame Aufgaben scheint jedenfalls eine Zukunft zu sein, die nicht mehr allzu weit von uns entfernt ist.

 

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Text mit Material von Pressetext

Bild: care-o-bot.de

 

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