Dass unser gängiges Bild von Männlichkeit nicht zukunftsfähig ist, ist für wache Menschen wohl keine Neuigkeit, zeigt sich nun aber auch immer deutlicher in der Gesellschaft. Während das alte Paradigma von Männlichkeit unaufhaltsam in die Mottenkiste der Geschichte wandert, entsteht für viele Männer ein Identitätsvakuum, dass sie nicht zu füllen wissen. Es fehlt offenbar derzeit an einer neuen Vision, welche die alten Rollenbilder transzendieren könnte und Männern eine neue Orientierung bieten könnte.

Eine Studie der Emory University im „British Journal of Psychiatry“ sieht nun eine Welle von Depressionen auf die Männer zukommen. Der Wandel der traditionellen Rollenbilder in Wirtschaft und Sozialleben werde vielen Männern zum Problem, da er Wurzeln des männlichen Selbstwerts angreife. „Bisher hatten Frauen ein doppelt so hohes Depressions-Risiko als Männer. In westlichen Industrieländern dürfte sich das zu Ungunsten der Männer ändern“, so Studienleiter Boadie Dunlop.

Kehrseite der Chancengleichheit

Normen der Vergangenheit, die Männern früher eine oberflächliche Sicherheit gaben, bröckeln bereits und werden künftig verschwinden, so die Forscher. Dazu gehört etwa die Rolle des Mannes als Ernährer und Beschützer der Familie. In den USA sind drei Viertel derer, die seit 2007 arbeitslos wurden, Männer. Zudem verdienen heute 22 Prozent der US-Frauen mehr als ihre Ehemänner – 1970 waren es nur vier Prozent. Männern falle es oft schwer, die Rolle des Haupterziehers zu übernehmen. „Viele fühlen sich gescheitert und schlittern in Depressionen und Ehekrisen“, erklärt Studienleiter Boadie Dunlop.

Zeit des Wandels

So dürfte der sich bereits vollziehende Wandel eine große Herausforderung werden. Fatal könnte sich dabei der noch immer sehr unbeholfene Umgang vieler Männer mit ihren Emotionen auswirken. Eine Umfrage der Schweizer Selo-Stiftung ergab, dass nur jeder dritte Mann mit anderen über seine Depression sprechen würde – Depressionen sind für sie ein gesellschaftliches Tabu und Zeichen von Schwäche.

So ist es einerseits Zeit für ein tieferes Verständnis davon, was Männlichkeit für den einzelnen bedeutet und andererseits für eine neue Offenheit, sowohl unter Männern als auch zwischen Männern und Frauen. Diese können ihren Mann unterstützen, indem sie versuchen, den Wandel aus der Sicht des Mannes zu verstehen und indem sie ihn ermuntern, auf eine gesunde Weise in seine Kraft zu treten. Letztlich ist es aber natürlich die Aufgabe eines jeden Einzelnen, für sich zu einem gesunden Ausdruck und einer authentischen Identität zu finden.

 

Artikel zum Thema

Text mit Material von Pressetext.de

Unterstütze SEIN

Vielen Dank an alle, die den Journalismus des SEIN bisher unterstützt haben.
Die Unterstützung unserer Leser trägt dazu bei, dass wir unsere redaktionelle Unabhängigkeit behalten und unsere eigene Meinung weiter äußern können. Wir sind sicher, dass unsere redaktionelle Arbeit und unsere Themenvielfalt und Tiefe den gesellschaftlichen Wandel beflügeln. Wir brauchen Deine Unterstützung, um weiterhin guten, kreativen "Lösungs-Journalismus" zu liefern und unsere Offenheit zu wahren. Jeder Leserbeitrag, ob groß oder klein, ist wertvoll. Wenn Du unsere Arbeit wertschätzt, unterstütze SEIN noch heute - es dauert nur wenige Minuten. Vielen Dank.
SEIN unterstützen





4 Responses

  1. EinerDerAhnungHat

    Bevor man von den Männern verlangen sollte, sich den neuen „Verhältnissen“ anzupassen (das haben sie nämlich schon), sollte man den Frauen langsam beibringen, dass das mit den Erwartungen wie damals nicht funktionieren kann. Statt Umerziehung der Männer (längst vollzogen), Umerziehung der Frauen….

    Antworten
  2. Guido V.

    Und ob man es für möglich hält oder nicht … eine Annäherung beider Geschlechter auf allen Ebenen steht unmittelbar bevor, wobei es nicht nur bei einer Annäherung bleiben wird … http://www.gold-dna.de/ziele8.html

    Dieser Pozess ist aus energetischer Sicht, und damit aus Sicht der Realität, unausweichlich, auch wenn er aktuell kaum vorstellbar erscheint.

    Gruß Guido

    Antworten
  3. WH

    Männer und Frauen sind unterschiedlich in vielerlei Hinsicht, und das ist eigentlich gut so. Das drückt sich eigentlich in einer naturgegebenen Auswahl von Interessensgebieten aus mit denen sich gesunde natürliche Menschen beschäftigen würden.

    Die Gender-Politik jedoch versucht seit Jahrzehnten die Geschlechtsunterschiede zwischen Mann und Frau aufzulösen und glattzubügeln. Einige wissenschaftliche Forschungsergebnisse haben gezeigt, daß diese Maßnahmen scheitern müssen, weil die Menschen durch die Zwangs-Gleichschaltung krank werden.

    Ich bin ein Mann, und ich sage, ich mag keine gefühlslosen Karriereweiber. Mit einer solchen Frau würde ich nie und nimmer Kinder haben wollen. Lieber würde ich kinderlos und Single bleiben.
    Eine clevere und warmherzige Hausfrau, die ein Zuhause, einen Heimatort erschaffen kann, solch einer Frau schenke ich dagegen mein ganzes Herz.

    Antworten
  4. Rod

    Bei den Frauen scheint von der veränderten Männlichkeit nichts angekommen zu sein. Denn das Einzige, das Frauen an einem Mann schätzen ist nach wie vor sein Geld.

    Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*