Nahrungsmittel werden teurer, das merkt nicht nur der Verbraucher beim Einkauf. Für die Fleischproduzenten bedeutet dies auch, dass Futtermittel immer kostenintensiver werden, die Preise für Getreide haben sich seit 2010 verdoppelt. Immer mehr Produzenten steigen auf immer billigeres Futter um und beginnen damit Industriemüll an ihre Tiere zu verfüttern, was nicht nur die Gesundheit der Tiere, sondern letztlich auch die der Konsumenten zu gefährden droht.

Fischhäute und Kaffeesatz

Die friedlich auf der Alm grasende Kuh ist für die industrielle Milch- und Fleischproduktion schon lange keine Realität mehr. Heute frisst die Kuh oder das Schwein das, was anderswo weggeworfen wird. „Veredelung über den Tiermagen“ nennt sich das.

Die als zum Beispiel als „Leistungsfutter“ bezeichneten Futtermittel enthalten nicht das Beste aus frischem Getreide, sondern alles Mögliche aus den Abfällen von Getreidemühlen, Zuckerfabriken, Schokoladenmanufakturen und der Sonnenblumenölproduktion. Aber auch aus noch problematischeren Zutaten wie Fischhäute, Kaffeesatz und Industriefette.

Gerade erst hat Deutschland einen Futtermittelskandal hinter sich – der kommt nicht von ungefähr. Die seltsamen Futtermischungen enthalten immer wieder Pestizide, Nervengifte wie Dioxin, krebsverdächtiges Acrylamid und giftiges Methanol.

Die Wirtschaftswoche schreibt dazu: „Der Dioxinskandal zur Jahreswende und die aktuelle Ehec-Angst – daran zweifelt kaum ein Experte – sind daher erst eine Art Vorspiel für das, was in den nächsten Jahren kommen kann.“

Auto gegen Kuh

Das mit den Biokraftstoffen nun auch noch Autos mit den Tieren konkurrieren, macht die Sache nicht besser. Hat die Kuh früher noch das Getreide zu fressen bekommen, geht dies nun zuerst in die Biospritproduktion. Die Kuh kriegt dann die Abfälle in Form der Chemikalie Glycerin, von der jedes Jahr viele Hunderttausend Tonnen verfüttert werden. Glycerin verändert nachweislich das Fleisch der Tiere – hin zu mehr kürzerkettigen, gesättigten Fetten. Das Glycerin aus der Biospritproduktion enthält dabei auch einige andere Stoffe wie zum Beispiel Salze, an deren hohem Gehalt auch schon mal Schweine innerlich vertrocknen.

Neben Glycerin wird auch die sogenannte „Schlempe“ verfüttert, die auch mal gentechnisch veränderte Hefen enthalten – mit unbekannten Folgen für die Tiere.

Die Tiere enthalten so alles Mögliche, nur keine natürlichen Nährstoffe mehr, weshalb sie ohne weitere Futtermittelzusätze wie Lysin, Vitamine und Mineralstoffe zugrunde gehen würden.

Mülltonne Tier

Eine andere Idee ist die Verfütterung abgelaufener Lebensmittel. So erprobt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft derzeit abgelaufene Schokoküsse, Gummibären, Chips, Backabfälle, Pommes, Käse und Joghurts an den Tieren.

In den Tieren sammelt sich damit einiges an Giften, am bekanntesten wohl derzeit das Dioxin. Im Verdacht sind hier vor allem die Restfette aus Seifen, Margarineerzeugung und altem Frittenfett – alles auf dem Speiseplan der Tiere. In Betrieben, die nur noch solches Futter verwenden, führt dies bei Kühen zu Leberschäden und starken gesundheitlichen Problemen. Solche Kühe können sich „nach drei Jahren kaum noch auf den Beinen halten“, berichtet ein Bauer in der Wirtschaftswoche.

Die Futterindustrie zuckt die Schultern: Der Verbraucher wolle eben billiges Fleisch, also müsse das Futter immer billiger werden.

 

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Bild: stephen betteridge

 

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9 Responses

  1. Ariane

    Das Schwein oder die Kuh mit Industriemüll zu füttern… das ist nicht mehr nur entwürdigend dem Tier gegenüber…
    Jede Ursache hat eine Wirkung – Jede Wirkung eine Ursache – Jede Aktion erzeugt eine bestimmte Energie – die mit gleicher
    Intensität zum Ausgangspunkt zurückkehrt… ob der Hersteller sein Produkt auf seinem Mittagstisch zu liegen hat?
    Das Leben ist allgegenwärtig + zu achten … der schöpferischen Natur läßt sich nichts vorlügen … daher wird so ein EHEC Virus auch nicht
    das Letzte sein was die Menschheit zu spüren bekommt … ALLES SELBST GEMACHT wohl dem der HINSCHAUT…

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  2. BrittA

    Darüber muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Bin Vegetarierin geworden. Außer EHEC gab es in der Richtung noch keinen Lebensmittelskandal. Wer viel Fleisch billig kaufen will, muss sich nicht wundern, dass so etwas passiert. Lieber weniger, aber dafür qualitativ hochwertiger kaufen oder eben, wie ich, ganz verzichten. Habe selber 42 Jahre Fleisch gegessen, aber mittlerweile ist es mir vergangen, auch und vor Allem wegen der tierquälerischen Haltungsbedingungen in den Ställen. Wir betreiben so einen Hype um unsere Haustiere, aber mal ehrlich, hängt nicht jedes Tier am Leben, genau wie wir. Hat nicht jedes Tier ein Recht auf ein schönes Leben? Was unterscheidet da unseren geliebten Hund, unsere Katze, Meerschweinchen, Wellensittich ect. von Schwein,Kuh, Schaf und anderen Tieren?

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  3. HW

    Wieso aufregen, dem Fleisch in der Theke kann ich nichts schlechtes ansehen.
    Die vielen Menschen, die davor stehen und dicke Tüten heimschleppen, leben auch noch.
    Was für Tiere überhaupt? Das Fleischbrikett ist doch vom Metzger.

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  4. MüllÃ

    Mit am besten sind wieder einmal die Komentare!

    Wie: „….es wäre mal unter Klimaaspekten zu untersuchen, welche Konsequenzen es hat…“

    Klimaschutz? War für ein Klimaschutz? Hallo!!! Aufwachen!!!

    Das Wetter – Klima = 30 Jahre in einer Region! – braucht unseren Schutz nicht und wird im übrigen von denen gemacht, die die Welt beherrschen. Mit Haarp und anderen Radartechniken machen sie das Hoch, das Tief, den Sturm, die Flut, die Dürre, das ERDBEBEN, wie sie es gerade brauchen. Chemtrails sind ebenfalls ein Bestandteil der Wettertechniken, da dieses nicht nur „Dinge“ herabschweben lassen, sondern auch immens viel Feuchtigkeit binden können und elektromagnetisch nutzbar sind.

    Der sog. „Klimaschutz“ dient AUSSCHLIESSLICH der Versklavung der Menschheit!

    Mehr bei http://euro-med.dk/?cat=4

    ——————

    Dieses System ist auf BILLIG angelegt, weil es nicht anders nicht gehen kann.

    Es, wie fast überall, das Geldsystem, dass jeden außer die an der Spitze des Hütchenspiels, des Ponzi-Geldsystems, des Schneeballsystems dazu zwingt, jeden anderen über’s Ohr zu hauen und konkurrenzlos BILLIG zu produzieren, da er sonst aus dem Rennen ist, um dem Weltherrscher Zinsen zu bezahlen.

    [Wussten Sie das die Bankster das Geld, das sie gegen Gebühren, Zinsen und Sicherheiten anders als alle anderen Bürger auf der Welt selbst machen dürfen?]

    Da darf man keine Rücksicht auf tiergerechte Ernährung und Haltung, ja sogar, dass wir uns überhaupt das Recht nehmen, diese armen Kreaturen einfach zu schlachten, um sie zu verspeisen, so als gäbe es keine Alternativen. Denn de gibt es!

    Das Zinseszins-Geldsystem der Bankster Gottes ist physisch besichert, d. h. die, die über Grund und Boden und damit Sicherheiten verfügen – jetzt mal völlig egal, wie sie daran gekommen sind – lassen andere egal wo für sich arbeiten.
    Das nennt man dann Globalisierung, Arbeitsteilung oder schlicht Sklaverei. Wie haben uns keinen Schritt weiterentwickelt, es ist nur alles immer ausgefeilter geworden.

    Dieses System der Tyrannei ist so, weil wir es so wollen bzw. so mitmachen, gezwungenermaßen, weil die meisten keinen Schimmer abgeht, was wirklich passiert.

    Ich schließe mich der „Umwertung der Werte“-Bewegung an und sage, dass wir ein leistungs- und nicht dinglich besichertes Geldsystem brauchen.

    In diesem System wäre ausschließlich Leistung die Sicherheit für die Geldschöpfung, also für die Ausgabe neuen Geldes, und würde all diesen Wahnsinnn wie Kriege, Krankheitsindustrie, Gentech-Giftmüll (aka Lebensmittel), Bankster-Bailouts, Klimaschwachsinnsslüge usw. sofort beenden, weil dieser ganz Irrsinn nicht zielführend ist.

    Denken Sie darüber nach! Und verbreiten Sie die Erkenntnis.

    http://leistungsgedecktes-geld.blogspot.com/
    http://politikprofiler.blogspot.com/
    http://lupocattivoblog.wordpress.com/

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  5. Graskraft

    Es wäre mal unter Klimaaspekten zu untersuchen, welche Konsequenzen es hat, wenn die Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion nicht mehr verfüttert werden. Es ist ja nicht nur die böse Massentierhaltung, die das macht. Der kurze Weg, aus dem Teller in den Trog, wurde ja durch eine Fülle von Gesetzen abgeschnitten (auch mit freudiger Unterstützung der grünen Freunde), sodass wirklich nur noch der Weg durch die Tierkörperverwerter bleibt.

    Schlempen wurden in den preußischen Latifundien, die auch eine Brennerei betrieben haben, immer mit gutem Erfolg zugefüttert. Aber eben in kleinen Mengen. Von den Alten könnte man viel lernen. Aber diesen Weg hat man sich verbaut. Am Ende wird alles verbrannt …

    Ich beobachte mit Sorge, wie Ansätze für eine vernünftige Kreislaufwirtschaft torpediert werden. Zum einen von den Großverwertern, zum anderen von den Ökos, die mitbekommen, was bei den Großverwertern läuft, und dann wieder die Notbremse ziehen.

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  6. Ira

    Wer solche Nahrungsmittel kauft und keine Lebensmittel, dem ist auch nicht zu helfen. Bewußtseinsentwicklung ist gefragt.

    Und die hat mit >Hauptsache billig< nichts am Hut. Das Fleisch von gequälten Tieren ist immer noch viel zu billig.

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  7. WellenbeobachterHH

    Hier noch ein Artikel zur Verteuerung der Lebensmittel – da werden die Hintergründe beleuchtet:

    http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=aktuelles&index=1&posnr=518

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  8. Kathi

    Aus welcher Quelle haben Sie diese Information? Habe im Internet nichts dazu gefunden (Evtl. ein Kraftfutterhersteller-Link?)

    Danke!

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