Das sogenannte Grabtuch von Turin, das vom Vatikan verwahrt wird und nach Meinung vieler gläubiger Menschen das Abbild Christi zeigt, bleibt weiterhin ein Rätsel. Fünf Jahre lang haben Wissenschaftler der nationalen italienischen Energie- und Umweltagentur (ENEA) das Grabtuch untersucht und kommen zu dem Schluss, dass die Merkmale des Abbildes auf dem Grabtuch selbst mit modernsten Mitteln und Technologie nicht reproduziert werden können.

Die Untersuchungen bestätigten, dass das Tuch keinerlei Farbpigmente enthält, das Bild also nicht gemalt oder gedruckt wurde. Aufgrund einer chemischen Analyse konnten auch biologische Verfärbungen – etwa durch Fäulnisgase von der Leiche – ausgeschlossen werden. Die Verfärbung betrifft nur die absolut äußerste Schicht des Tuches, nicht jedoch das Innere der Fasern.

Die Wissenschaftler konnten aufgrund der geometrischen Eigenschaften feststellen, dass das Tuch den Körper nur lose bedeckt haben muss, der Körper also auf der Rückseite und unter der Vorderseite gelegen hat. Verfärbungen durch direkten Körperkontakt lassen sich schon aus diesem Grund ausschließen.

Die Forscher untersuchten nach Ausschluss anderer Möglichkeiten, ob das Bild durch eine Art Lichtblitz, also Photonen, entstanden sein könnte. Ein C02-Laser konnte ausgeschlossen werden, weil hierbei Verfärbungen bis tief ins Gewebe eindrangen. Jedoch konnten die Forscher die ungefähren Eigenschaften des Tuches mit einem UV-Laser zufriedenstellend reproduzieren: Farbschattierungen, die Oberflächenverfärbung, die nur die absolut äußerte Faserschicht betrifft, sowie die Abwesenheit von Fluoreszenz ließen sich so erzeugen.

Der einzige Haken: Um ein Bild wie das auf dem Tuch zu erzeugen, wäre eine Energie von Vierunddreißigtausendmilliarden Watt nötig – das sei selbst mit heutigen Mitteln nicht reproduzierbar. Und so kommen die Forscher nach fünf Jahren zu dem Ergebnis, dass sich keine wissenschaftlich glaubwürdige These für die Entstehung der Bilder formulieren lässt.

 

 

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Eine Antwort

  1. Wahido

    Sehr interessant, obwohl ich die Faszination mit dem Tuch nicht ganz verstehen kann. Für die gläubigen Christen sollte es völlig egal sein, von wem dieses spezielle Tuch nun ist, weil wir ohnehin glauben, dass Jesus lebt. Ob nun im Körper oder im Geist ist dabei nebensächlich – finde ich.
    Es scheint ein gewisser Sensationshunger zu sein, der nach dem Ursprung dieses Tuches forschen lässt.
    Trotzdem fand ich den Artikel interessant.

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