Die USA machen sich derzeit wenig Mühe ihre Umwandlung in einen Polizeistaat noch weiter zu verheimlichen. Nachdem Obama jüngst ein Gesetz unterzeichnet hat, das die unbegrenzte Inhaftierung von Terrorverdächtigen ohne Gerichtsverfahren und Anwalt erlaubt, berichtet der Spiegel nun über eine weitere, schon länger andauerndeEntwicklung, die man kaum glauben mag.

An immer mehr US-Schulen haben Polizisten die Aufsicht übernommen – und auch gegenüber den Kindern gilt offenbar eine Politik von „null Toleranz“. Die Polizei greift hart durch, was absurde Ausmaße annimmt:

„Im Jahr 2010 belangte die texanische Polizei fast 300.000 Kinder, die teilweise nicht älter als sechs Jahre waren, wegen sogenannter „Class C Misdemeanors“ – geringfügiger Vergehen, die mit Geldbußen, Sozialdienst oder sogar Freiheitsentzug geahndet werden können.“

Oft geht es dabei schlicht um kindliches Verhalten, Kinder werden wegen „Unterrichtsstörung“ im Klassenzimmer festgenommen, abgeführt und landen teilweise wegen „unangemessener Kleidung“ vor Gericht und können strafrechtlich für ihr Betragen im Klassenzimmer belangt werden.

In Texas beginnt die Strafmündigkeit mit zehn Jahren, also bei Grundschülern. Die USA ist außerdem seit den Neunzigern das einzige angeblich demokratische Land, in welchem 13-jährige Kinder lebenslang (!) ohne die Möglichkeit einer Bewährung eingesperrt werden können.

 

Eskalation statt Problemlösung

Pädagogen beklagen, dass vor allem Kinder mit psychischen Problemen oder Behinderungen durch ihr unangepasstes verhalten Opfer der Polizeiwillkür werden. „Statt uns wie früher innerhalb des Schulsystems mit den Problemen zu befassen, schicken wir die Polizei und das Ganze beginnt zu eskalieren“, so die Anwältin Simpkins gegenüber dem Spiegel.

So werden dann Rangeleien von der Polizei mit Pfefferspray aufgelöst und Schüler mit Elektroschocks behandelt oder auf dem Schulhof mit Schusswaffen bedroht. Oder sogar erschossen, wie es Anfang Januar bei einem 15-jährigen Schüler in Bronwnsville geschah.

Grund für die Polizeipräsenz waren ursprünglich die Amok-Läufe aber auch zunehmende Gewalt von Schülern gegenüber Lehrern – „Was soll man als Lehrer machen, wenn man von einem Schüler geschlagen wird, der doppelt so groß ist wie man selbst?“, begründet Chief Brian Allen, Präsident des Verbands der texanischen Schulpolizeichefs die Präsenz an den Schulen. Viele Lehrer unterstützen eine solche Sicht, da die Gewaltbereitschaft der Schüler ständig zunimmt. Nun scheint das Ganze jedoch etwas aus dem Ruder zu laufen und die Polizei übernimmt Aufgaben, die weit über reine Präsenz zum Schutz der Lehrer hinausgeht.

Und natürlich darf man sich auch fragen, welche Gesellschaftlichen Missstände überhaupt für eine solche Entwicklung verantwortlich sind, und ob man nicht lieber dort ansetzen sollte.

Hier der ganze Artikel auf Spiegel Online.

 

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