In den USA läuft zurzeit das Zulassungsverfahren für die neue Gentechniksoja-Sorte DAS-44406-6, die Resistenzen gegen gleich zwei der stärksten Herbizide aufweist. Was als Innovation ausgegeben wird, ist eigentlich Beweis für das Versagen der Gentechnik.

Durch den flächendeckenden Einsatz von Herbiziden auf Gentechnikfeldern sind viele Unkräuter resistent geworden. Die neue Soja-Sorte soll nach Angaben des Herstellers Dow AgroSciences nun „die Lösung“ für Problem bieten.

„Die neuen gentechnisch veränderten Pflanzen von Dow beinhalten gleich zwei Resistenzen. Sie sind sowohl gegenüber dem herkömmlichen Glyphosat als auch gegenüber dem 2,4-D tolerant“, erklärt Gentechnik-Expertin Heidemarie Porstner von Global2000 . „Das bedeutet, dass die Landwirte beide Herbizide einsetzen können und was nicht durch Glyphosat abstirbt, wird dann durch 2,4-D vernichtet.“ Das ganze gehe solange, bis die „Unkräuter“ noch weitere Resistenzen ausbilden und von beidem immer mehr eingesetzt werden muss.

Also alles andere als eine Lösung, vielmehr eine Verschlimmerung eines gescheiterten Systems.

 

Grünes Licht für noch mehr Pestizide

Porstner kritisiert auch, dass Wechselwirkungen durch die Kombination der beiden Herbizide bislang noch nicht abschätzbar sei. „Man kennt die Effekte beider Mittel einzeln, aber in Kombination wurden sie bisher noch nicht getestet.“

Ein weiteres Problem sieht Porstner in der Tatsache, dass damit eine weitere gentechnisch-veränderte Pflanze auf den Feldern Einzug hält, die als Futter- und Lebensmittel zugelassen werden soll, von der man jedoch nicht wisse, wie sie auf Tiere und Menschen wirke. „Schon bei den bisher zugelassenen Gentech-Sorten von Mais und Soja werden kritische Studien, die Schäden an Tieren zeigen, immer wieder von der Industrie angezweifelt und Wissenschafter diffamiert.“

 

Resistenzprobleme seit langem bekannt

Auch andere Gentechnik-Experten wie der Werner Müller aus Wien sehen in der Resistenz-Situation eine bereits seit langem prophezeite – aber immer wieder unterschätzte Tatsache. „Es ist nur einen Frage der Zeit bis es Unkraut gibt, das gegen drei Herbizide resistent ist“, so Müller.

Für Landwirte bedeuten die Resistenzen enorme wirtschaftliche Schäden. Deshalb wurde bei Dow AgroSciences eine Soja entwickelt, die nicht nur das Versprühen von Glyphosat und Glufosinat tolerieren soll, sondern auch von 2,4-D – einer giftigen Chemikalie, die schon Bestandteil des in Vietnam eingesetzten Entlaubungsmittels „Agent Orange“ war. Der Antrag auf Zulassung der Soja liegt nun beim Landwirtschaftsministerium in Washington. Aufgrund der meist unkritischen Haltung der Behörde gegenüber gentechnisch veränderten Organismen gilt es als wahrscheinlich, dass die Genehmigung gewährt wird, berichtet der Informationsdienst Gentechnik.

 

Gentech-Mais vor der Zulassung

Auch ein gegen 2,4-D resistenter Gentech-Mais steht kurz vor der Zulassung. Während Dow AgroSciences in professionellen Werbespots die Vorzüge der Produkte anpreist, beteuert das Agrarministerium, dass 2,4-D sicher und umfassend getestet sei. Umweltschutzverbände und viele Landwirte sind allerdings besorgt. Sie halten das Spritzmittel für noch gefährlicher als Glyphosat und Glufosinat.

„Bisher hat es sich immer um eine relevante Veränderung im Genom der Pflanze gehandelt. In Zukunft werden es zwei – im genannten Fall – oder noch mehr Veränderungen sein, deren Folgen immer schwere abschätzbar werden“, kritisiert Porstner. Fehlgeburten bei Kühen und neuartige Allergien bei Menschen sind nur einige der Probleme, die empirisch immer wieder nachgewiesen werden.

 

Unkrautproblem kaum lösbar

Auch die Hoffnung der Industrie auf eine Lösung des Unkrautproblems könnte sich als Trugschluss erweisen, wenn sich die ungewünschten Pflanzen an die veränderten Bedingungen anpassen und eine Toleranz gegenüber dem Herbizid entwickeln.

Charles Benbrook von der Organisation Organic Center geht davon aus, dass die eingesetzte Menge der Chemikalie bei einer Markteinführung des Dow AgroSciences-Mais bis 2019 um das Siebenfache mehr zunehmen würde, als wenn auf deren Anbau verzichtet würde. Massiver Gifteinsatz in Gentechnikmonokulturen hat bereits bei Glyphosat, das z.B. vom Konkurrent Monsanto unter dem Namen Roundup vertrieben wird, zu einer entsprechenden Anpassung der Unkräuter geführt.

 

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Text mit Material von Pressetext.de

 

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Eine Antwort

  1. no.gentech

    Spanien setzt auf genmanipuliertes Saatgut

    Dieser Text unterliegt dem Urheberrecht und dient exklusiv Ihrer persönlichen Information.

    http://derstandard.at/1343744324286/Spanien-setzt-auf-genmanipuliertes-Saatgut

    der Standard, 9.8.12

    Spanien setzt auf genmanipuliertes Saatgut

    Jan Marot

    Auf 100.000 Hektar baut Spanien transgenen Mais an – Greenpeace warnt vor Risiken für Menschen und Ökosysteme.

    Spanien ist das EU-Land, das genmanipuliertem Saatgut am wohlwollendsten begegnet. 97.300 Hektar transgener Mais wurden im Vorjahr, primär wegen der Schweinezucht, angebaut.

    Bereits 1998 erlaubte der damalige Premier José María Aznar von der Volkspartei (Partido Popular, PP) die Aussaat von transgenem Mais – zum Beispiel Pflanzen, denen ein oder mehrere Gene des Pestizidbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingefügt wurden. In Österreich wurde just in diesem Jahr das Verbot von gentechnisch veränderten Lebensmitteln gesetzlich verankert.

    Bt-Mais produziert selbst Toxine, die etwa auf Raupen des Maiszünslers tödlich wirken. Der Schädling vernichtet laut Food and Agriculture Organization vier Prozent der weltweiten Mais-Ernten, Bt-Mais schützt sich selbst gegen die Insekten. „Genmais ist respektvoller für die Umwelt als Biomais“, beantwortete das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium unter Miguel Arias Cañete (PP) Ende Juni eine parlamentarische Anfrage der Linkspartei zu MON810, einer transgenen Sorte des US-Saatgutgiganten Monsanto. Der ließ schon 2004 über die US-Botschaft in Madrid ausrichten, „im EU-Parlament bei der Europäischen Volkspartei für transgenen Mais Lobbying zu betreiben“.

    Mehr unter obiger URL

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