Glyphosat ist das am häufigsten eingesetzte Pestizid der Welt. Im März 2015 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), einer Behörde der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Unkrautvernichtungsmittel als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. In einer Studie der argentinischen Universität La Plata kam nun heraus, dass Glyphosat in 85 Prozent aller Proben, die man von baumwollenen Tampons, Damenbinden und Verbandsmaterial nahm, enthalten war.

Glyphosat und Gen-Baumwolle

Glyphosat ist Hauptbestandteil des Pflanzenschutzmittels „Roundup“ der Firma Monsanto. Etwa 96 Prozent aller konventionellen Baumwolle aus den USA oder Entwicklungsländern ist gentechnisch modifizierte „Roundup-ready“- Baumwolle von Monsanto und wird intensiv besprüht.  Die Gen-Baumwolle ist selbst resistent gegen Glyphosat und kann darum mit großen Mengen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Grenzwerte gibt es in vielen Herstellungsländern nicht.

„Das Mittel wird ausgebracht, wenn die Blüten geöffnet sind und geht direkt in das Produkt“, erklärt Dr. Medardo Avila Vazquez.

Die so belastete Baumwolle wird zu Binden, Tampons, Slipeinlagen und Verbandsmaterial verarbeitet. So gelangt das wahrscheinlich krebserregenden Glyphosat auch in sterile Gaze, die als Verbandsmaterial in der Medizin verwendet wird. Beim Auflegen von mit Glyphosat belasteten sterilen Verbandsmaterialien wird das Gift durch die Wunde in den Körper geschleust.

„Diese Forschungsergebnisse sind sehr besorgniserregend. Wenn Sie Baumwolle oder Gaze für die persönliche Hygiene oder zur Wundheilung verwenden, dann denken Sie, dass diese Produkte steril sind, und die Ergebnisse zeigen nun, dass sie mit einer vermutlich krebserregenden Substanz belastet sind.“

 

Tampons und Binden: Glyphosat dringt durch Schleimhäute

Was besonders den Fund von Glyphosat in Tampons so bedenklich macht, ist, das das Herbizid durch die Schleimhäute direkt in den Körper aufgenommen wird. Da die Schleimhäute besonders aufnahmefähig sind, ist das Risiko, dass Glyphosat in den Blutkreislauf gelangt und Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten auslösen kann, besonders erhöht.

„Die Vagina hat Schleimhäute, da wandert der wahrscheinlich krebserregende Stoff direkt in den Körper. Die Konzentration des schädigenden Stoffes ist so häufig 10 bis 80 mal höher, als würde man ihn schlucken“ erklärt Pascal Fischer gegenüber Deutschland Radio.

Da die pflanzlichen Bestandteile in Hygieneprodukten zusätzlich chemisch gebleicht sind, können diese Stoffe die Schleimhäute irritieren und zu Allergien, verminderter Fruchtbarkeit, Krebs und Hormonveränderungen führen. So kann in Kombination mit dem Herbizid ein gefährlicher Cocktail in der Scheide entstehen, der im besten Fall zu Veränderungen in der Bakterienflora, im schlimmsten Fall zu Krebs führen kann.

Alternativen zu Tampons mit Glyphosat?

Noch gibt es im Fall von Verbandsmaterial keine glyphosatfreie Alternative auf dem Markt. Bei Tampons, Binden und Slipeinlagen gibt es die Möglichkeit, Hygieneartikel zu kaufen, bei denen die verwendeten Pflanzenfasern aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Hersteller, die Baumwolle mit Pflanzenfasern aus kontrolliert biologischem Anbau verwenden, benutzen auch keine schädlichen Bleichmittel.

Alternativen zu Wegwerf-Tampons sind auch Menstruationsschwämme, Menstruations-Cups und Damenbinden aus wieder verwendbarem Stoff.

Was ist Glyphosat?

Glyphosat ist Hautbestandteil eines weltweit sehr stark verbreiteten Unkrautvernichtungsmittels des Monsanto Konzerns. Ein Handelsname dieses Herbizids ist zum Beispiel „Round Up“. Von den 2,5 Millionen Tonnen Pflanzengift, die jährlich weltweit ausgebracht werden, sind rund 800.000 Tonnen glyphosathaltige Mittel, also ein Drittel – quer durch fast alle Pflanzenarten.

Auch in Deutschland werden zwischen 30 und 40 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen mit Mitteln besprüht, die das Mittel enthalten. Auch hier ist der Einsatz hoch umstritten. Während die WHO das Unkrautvernichtungsmittel als wahrscheinlich krebserregend einstuft, sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung keinen Grund zur Sorge. In Schweden wurde der Wirkstoff als krebserregend bewertet. In Tierversuchen verursachte das Mittel Missbildungen, in den USA wurde Glyphosat in Muttermilch stillender Mütter und im Urin von Kindern und Erwachsenen nachgewiesen.

In den Niederlanden und Frankreich gibt es ein Verbot von privat genutzten glyphosathaltigen Pflanzenvernichtungsmitteln und auch in Deutschland verkaufen die ersten Baumärkte kein glyphosathaltiges Herbizit mehr.

 

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