Norwegen ist Vorreiter in Sachen Umweltschutz. Als bisher einziges Land der Welt will Norwegen öffentliche Aufträge künftig nur noch dann vergeben, wenn garantiert ist, dass sie keine negativen Auswirkungen auf den Regenwald und die weltweite Artenvielfalt haben.

 

Gegen die Abholzung der Regenwälder gab es bereits wirksame Initiativen wie das Soja-Moratorium, doch soweit wie Norwegen ist bis jetzt noch kein anderes Land gegangen: Sämtliche Importgüter, die mit der Abholzung tropischer Wälder in Verbindung stehen, werden in Norwegen verboten. Außerdem hat die norwegische Regierung beschlossen, Palmöl, Soja, Rindfleisch, Papier und tropisches Holz künftig nur noch aus nachhaltigen Produktionen zu beziehen. Diese Produkte sind nach einem Bericht aus der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ für 40 Prozent der Regenwald-Zerstörung verantwortlich.

Grundlage für den norwegischen Vorstoß ist eine Empfehlung der ständigen Kommission für Energie und Umwelt des dortigen Parlaments. Die Stiftung zum Schutz des Regenwaldes sieht in dem politischen Vorstoß einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Abholzung. Norwegen sei das erste Land der Welt, das sich in dieser Weise verpflichte und den Regenwald schütze. Unter welchen konkreten Voraussetzungen Aufträge in Zukunft vergeben werden, müsse die Regierung allerdings noch genau festlegen.

Nils Hermann Ranum, ein Sprecher der norwegischen Stiftung zum Schutz des Regenwaldes, fordert, dass andere Staaten Norwegens Beispiel folgen: „Besonders Deutschland und Großbritannien müssen handeln und den Regenwald besser schützen.“ Hintergrund dieser Forderung ist eine gemeinsame Erklärung der drei Länder vom UN-Klimagipfel im Jahr 2014 in New York. Darin war die Absicht formuliert worden, bei Ressourcen und internationalen Aufträgen auf Nachhaltigkeit zu setzen. Eine verbindliche Selbstverpflichtung wie in Norwegen steht aber in Deutschland und Großbritannien bislang noch aus.

Darüber hinaus zieht Norwegens riesiger Staatsfonds sein Geld aus vier asiatischen Unternehmen ab, die für die Palmöl-Gewinnung Regenwälder abholzen. Die Entscheidung der norwegischen Zentralbank betrifft „Daewoo“, den südkoreanischen Stahlproduzenten „Posco“ sowie die malaysischen Gruppen „Genting“ und „IJM“. Der Staatsfonds verwaltet insgesamt rund 785 Milliarden Euro. Der Fonds tätigt seine Investitionen nach streng ethischen Richtlinien. Danach darf der Fonds nicht in Unternehmensgruppen investieren, denen ernsthafte Menschenrechtsverstöße, Kinderarbeit und schwere Umweltschädigungen vorgeworfen werden. Dieser Grundsatz gilt auch für Hersteller von besonders unmenschlichen Waffen und für Tabakkonzerne. Schon vor ihrer Entscheidung gegen die Palmöl-Produzenten zogen die Norweger ihre Beteiligungen aus rund 60 Unternehmen, darunter „Airbus“, „Boeing“, „Safran“, „Philip Morris“ und „Wal-Mart“, zurück. Der Fonds bezieht seine Investitionsgelder aus Norwegens großen Ölreserven. Er soll den Wohlfahrtsstaat für künftige Generationen bezahlen. An den Börsen hat der Fonds mit seinem riesigen Kapital oft Vorbildfunktion für die Entscheidungen anderer Investitionsfonds.

Es scheint, als würde die rasante Vernichtung der Regenwälder in den letzten Jahren etwas gebremst. Doch von Entspannung kann noch keine Rede sein. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt in ihrem Bericht, dass von 1990 bis 2000 weltweit jährlich 160.000 Quadratkilometer Wald vernichtet wurden. In den folgenden zehn Jahren von 2000 bis 2010 ging dieser Wert zurück auf 130.000 Quadratkilometer. Davon entfielen durchschnittlich 40.000 Quadratkilometer auf Südamerika und 34.000 Quadratkilometer auf Afrika.

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