Das Himalaya-Königreich Bhutan hat nicht nur das Glück zum Staatsziel auserkoren. Bis 2020 will die Monarchie das erste Land der Welt sein, das ausschließlich biologische Lebensmittel produziert.

 

Das Himalaya-Königreich Bhutan will sich als erstes Land weltweit komplett der ökologischen Landwirtschaft verschreiben. Ähnlich ambitioniert ist nur noch Dänemark. Der Verkauf von Schädlings- und Unkrautvernichtungsmitteln sowie Chemie-Dünger soll komplett verboten werden. Bis zum Jahr 2020 hofft die Regierung, das ganz Bhutan einen zertifizierten Öko-Status erreichen wird und entsprechend vermarktet werden kann.

Bereits seit den 80er Jahren stellt Bhutan das Glück der Bewohner über das Wirtschaftswachstum und misst das Bruttonationalglück über den „Gross National Happiness Index“ (GNH). Bhutan ist neben Ecuador eines der wenigen Länder, die ein nicht wachstumsorientiertes Wirtschaftsmodell in der Verfassung verankert haben. Getreu der buddhistischen Lehre meint Glück das Wohlbefinden aller Lebewesen – Umwelt, Gesundheit und Artenvielfalt eingeschlossen. So steht zum Beispiel in der Verfassung Bhutans, dass mindestens 60 Prozent des Landes bewaldet sein müssen. Außerdem hat sich das Land verpflichtet, für immer CO2-neutral zu bleiben. Auch dieses Ziel wurde bereits erreicht. Unerwünschte wirtschaftliche Aktivitäten von Agrarkonzernen wie „Monsanto“ konnten schon gestoppt werden. Da ist es nur logisch, das als nächster Schritt die konsequente Umsetzung einer hundertprozentigen biologischen Landwirtschaft folgt.

Der kleine Staat hat rund 700.000 Einwohner, ist etwa groß wie die Schweiz und eingekeilt zwischen hohen Bergen. Der Einsatz von Pestiziden, Herbiziden oder chemischen Dünger findet dort traditionell kaum Akzeptanz. Nur auf etwa 1,5 Prozent des Agrarlandes werden sie verwendet und auch dort nur im Notfall. Das geschieht nicht unbedingt aus Überzeugung: Häufig sind Chemikalien schlicht zu teuer oder in entlegenen Bergdörfern gar nicht erst verfügbar.

Doch ganz so einfach ist die Umsetzung nicht: 70 Prozent der Bhutaner leben von der Landwirtschaft und viele müssen von ihnen Getreide und Gemüse zukaufen, da die Bevölkerung rasch wächst. Mehr als die Hälfte des Reises wird mittlerweile aus Indien importiert. Hinzu kommt das unwegsame Gelände, die kleinen Felder, die ungenügende Infrastruktur und die Tatsache, das es kaum landwirtschaftliche Maschinen gibt. Die meisten Landwirte benutzen Ochsen, da Maschinen sich nicht lohnen würden. Zusammen mit der Umstellung auf 100 Prozent biologische Landwirtschaft muss auch die Produktivität erhöht werden, was eine der größten Herausforderungen für Bhutan darstellt.

Die Regierung gibt sich jedoch zuversichtlich. Sie rechnet durch den Verzicht auf Chemikalien nicht einmal mit Einbußen bei den Ernteerträgen. Mit neuen, moderneren Anbaumethoden und der Auswahl traditioneller Pflanzensorten, die widerstandsfähiger gegen Schädlinge sind, wollen sie die Erträge sogar noch steigern: Bhutan ist zurzeit noch Importeur von Nahrungsmitteln, will aber zukünftig als Bio-Land weitestgehend Selbstversorger sein.

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