Der preisgekrönte spanische Animations-Kurzfilm Alike zeigt eindrücklich, wie wenig Spielraum Schule und Berufsleben für Kreativität lassen. Der Frust, funktionieren zu müssen, beginnt in der Ausbildung und setzt sich bis ins Erwachsenenleben fort – wenn wir nicht bewusst gegensteuern.

Schule bereitet auf das Leben vor und damit auf das Geld verdienen. Also werden Schüler schon früh auf Leistung und Wettbewerb getrimmt. Effektivität kommt vor Kreativität. Individualität ist nichts, womit sich Geld verdienen lässt. Und kreative Berufe leisten nicht das, was ökonomisch relevant ist. Also schreiben starre Lehrpläne Lernziele vor, die Grundlage für wirtschaftlich relevante Berufe sind. Mathe ist wichtiger als Kunst, um gesellschaftlich zu funktionieren. Das gilt für Waldorfschulen wie für Gymnasien, das gilt für Deutschland wie für Spanien. Das Resultat ist Frust auf beiden Seiten: Die Lehrer arbeiten nach Fahrplan, die Schüler machen dicht – und am Ende steht, wenn es richtig schlecht läuft, ein Job, den du nie wolltest.

Was für Konsequenzen Strukturen haben, die auf Effizienz und Leistung getrimmt sind, zeigt der preisgekrönte spanische Animationsfilm Alike in knapp sieben Minuten: Aus dem fröhlichen Kind Paste wird ein frustrierter Schüler, der begreift, dass er sich anpassen muss, damit sein Papa Copi zufrieden ist. Für Kreativität bleibt in der Schule kein Platz, dort gilt es, die Anforderungen des Lehrers zu erfüllen. Wie sich das in der Arbeitswelt fortsetzt, wird am Job des Vaters deutlich: Über den Tag arbeitet Copi die Stapel auf seinem Schreibtisch ab, bis gegen Abend alles Leben aus ihm gewichen ist. Das Einzige, was ihn reanimiert, ihm wieder Farbe einhaucht, ist die Fröhlichkeit seines Sohnes, den er abends in Empfang nimmt – bis auch das Kind seine Fröhlichkeit an ein gleichgeschaltetes Leben verloren hat.

Die Filmemacher aus Madrid, Daniel Martínez Lara und Rafa Cano Méndez, haben mit ihrem berührenden Film Alike mehr als 50 Preise gewonnen und sind für über 90 Filmfestivals ausgewählt worden, 2016 gewannen sie dem Goya Award als bester animierter Kurzfilm. Copy and Paste, die Namen der beiden Hauptfiguren sind Programm. Copi versucht, seinen Sohn so zu erziehen, wie die Gesellschaft es erfordert – bis er merkt, dass Paste daran zerbricht. Er muss sein eigenes, konformes Berufsleben hinschmeißen, um seinen Sohn zu retten. 

Die beiden Spanier haben Alike ihren Familien gewidmet, „dafür, dass sie uns helfen, nicht unsere Farbe zu verlieren.“ Weit über vier Millionen Menschen haben ihn bei Youtube gesehen – und etlichen hat er die Tränen in die Augen getrieben. Ob vor Selbstmitleid oder Mitgefühl für ihre eigenen Kinder ist dabei wurscht.

Damit der Ausstieg klappt, wir ein erfülltes Leben leben können, muss sich in unserer Gesellschaft etwas ändern. Ohne Kunst keine Farbe. Ohne Farbe keine Freunde. Ohne Freude kein Glück.

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