Die schwedische Stadt Malmö möchte sich ab 2030 komplett aus erneuerbaren Energien versorgen und damit die nachhaltigste Stadt der Welt werden. Damit liegt sie noch über den Zielen der schwedischen Regierung, die erst 2045 Klimaneutralität anpeilt.

Malmö will bis 2020 klimaneutral sein und die nachhaltigste Stadt der Welt. Bis 2030 will sich Malmö komplett mit erneuerbarer Energie versorgen. Den Anfang macht Hyllie, ein sehr neuer Stadtteil von Malmö. Die Gebäude sind sehr modern, und wenn man sie von oben betrachtet, sieht man, dass die meisten Dächer bewachsen sind. Hyllie hat sich zum Ziel gesetzt, auf jedem Dach der Stadt Solar-Anlagen zu installieren, um eine dezentrale Stromversorgung zu gewährleisten.

Wer so ehrgeizige Ziele verfolgt, muss die Energie-Versorgung neu erfinden. Wenn jedes Gebäude Energielieferant und zugleich auch Abnehmer ist, dann muss der Energieversorger wissen, wo wieviel erzeugt und benötigt wird. Die Steuerung übernehmen intelligente Stromnetze, so genannte Smart-Grids, um Bedarfe zu erkennen und Stromschwankungen auszugleichen. Weitere klimaneutrale Energie liefert auch der im Öresund liegende Windpark.

Die Stromnetze in Hyllie sind mit zahlreichen Sensoren ausgestattet und ermitteln so eine Vielzahl an Datenpunkten. Die schiere Datenmenge sorgt aber dafür, dass menschliche Mitarbeiter bei der Auswertung nur bedingt genutzt werden können. Ein Großteil der Arbeit wird daher von Algorithmen erledigt, die Muster und Zusammenhänge erkennen und daraus dann bestimmte Handlungen ableiten. Die Netzbelastung kann som besser prognostiziert und gemanagt werden. Bei Neu- und Ausbauten kann daher die Sicherheitsmarge geringer ausfallen – was die Kosten senkt.

Aber auch der Endverbraucher kann in Hyllie bereits von den Möglichkeiten der intelligenten Netzsteuerung profitieren. Die Wohnungen sind mit Smartmetern ausgestattet und der Stromtarif wird jeweils an die aktuelle Verfügbarkeit angepasst. Konkret heißt das: Wird gerade viel Strom erzeugt, aber nur wenig verbraucht, sinken die Preise. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Die Bewohner können so beispielsweise die Waschmaschine immer dann anstellen, wenn der Strom gerade günstig ist.

Aber nicht nur den Strom soll nachhaltig produziert und intelligent teilt werden. Auch die Strom- und Wärmeversorgung sollen miteinander kombiniert werden. Denn letztlich handelt es sich ja nur um unterschiedliche Formen von Energie, die sich aber gegenseitig ergänzen können. So wurden in dem Stadtteil die Wärmeversorgung, die Kühlung und das Stromnetz miteinander vernetzt. Konkret verdeutlichen lässt sich dieser Ansatz anhand eines Beispiels: So werden trotz des intelligenten Netzmanagements natürlich auch in Hyllie Energiespeicher benötigt. Durch Experimente hat man dort nun herausgefunden, dass Gebäude als extrem effiziente Wärmespeicher dienen können – und so die Schwankungen des Stromnetzes egalisieren können. Ein anderes Beispiel ist die entstehende Abwärme, die so oft wie möglich zur Energiegewinnung genutzt werden kann.

Am einfachsten gelangt man nach Hyllie mit der Bahn. Diese wird durch Strom angetrieben und verursacht so während der Fahrt keine Emissionen oder Abgase. Dies soll im Idealfall auch für Fahrten innerhalb des Stadtteils gelten, viele Busse und auch Boote fahren bereits elektrisch. Wie überall in Malmö ist daher die Infrastruktur für Radfahrer sehr gut ausgebaut. So gibt es Radwege und Fahrradparkhäuser. Um den Verbrennungsmotor langfristig aus dem Viertel zu vertreiben, wird zudem stark auf das Thema Elektromobilität gesetzt. Es gibt viele öffentliche Ladepunkte, an denen auch vor Ort Ökostrom erzeugt und gespeichert wird.

Eine Antwort

  1. Rainer

    Behaltet mal schön eure manuellen Stromzähler zu Hause. Intelligente Stromablese klingt zwar gut, ermöglicht aber schon deinem Stromanbieter auszulesen, wann du welche Verbrauchsspitzen zu Hause hast, also wie du dich zu Hause verhälst, wie oft du in etwa wäschst, kochst etc.

    Kombinier diese Daten mal, je einsehbarer diese Daten sind, um so einfacher wird es festzustellen, ob du wirklich „im Urlaub“ warst bei einem Versicherungsschaden, wirklich „zu Hause“, wenn du krankgeschrieben warst.

    Bei solchen Sachen kommt es sehr auf Details in den AGB’s an. In dem Artikel wird die Vision der „smart city“ beschworen, wie sie beispielsweise vom Frauenhoferinstitut mit geplant werden, aber auch international ein weit verbreitete Vision ist. Alle diese Sachen haben ein Potential zum Polizeistaat oder zum Nutzen für Bürger und Betroffene, bringen aber auch neue technische und juristische Herausforderungen mit sich. Je „intelligenter“ ein System, also computergestützt unabhängig ein Programm vom Auftraggeber läuft, wirft dies Haftungsfragen auf, die bis jetzt nicht eindeutig geklärt sind, wie beispielsweise bei computergestützten Autofahrten.

    Dezentrale, kleine Kraftwerke haben ein spannendes Potential. Allerdings hat Malmö auch nur 300.00 Einwohner, und mit der Einwohnerzahl und Fläche hat Schweden eine andere Notwendigkeit sowas einzurichten. Es braucht andere Bildungsansätze um so ein Land zu bewirtschaften usw. usw.

    In Deutschland wird langsam diese neue Phase der „industriellen Revolution“ akzeptiert, dennoch schaffen wir es auch heute kaum die Schwierigkeiten die seit dem Bestehen zu lösen, die Fremdheit zwischen den Menschen besonders in den Städten, die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten und in den Zugängen zu Bildung, Armut, und die verschobenen Maßstäbe in der Gesellschaft unter einen Hut zu bekommen.

    Ökologie hat immer ein antikapitalistisches Potential, da sie eine Kommunikation verschiedener Arten darstellt, etwas was dem Effizienzdenken von Ingenieuren abgehen muss. Sie sind die wahren Triebkräfte der Entfremdung, ohne ihre Innovatoinen vom Webstuhl bis zum Heimcomputer währen Geldgeber sicher unterbeschäftigt.

    Ich bin mit der Parteinahme und Begeisterung für eine flache aber dafür flächendeckende Ökologie zurückhaltend, da Identitätsdenken, Rebellion, Sehnsucht nach Geborgenheit etc, schnell auf hohe Erwartungen bei Wirtschaft und Naturschutz stehen. Wie viele war ich regelrecht stoltz darauf nicht rechnen zu können, das gehörte für mich dazu. Abstrakte Bildung, und das praktische Herrschaftswissen allgemein zugänglich zu machen ist daher eins meiner Anliegen, weil ich gelernt habe weiter zu sehen und mich neuen Konflikten gestellt haben, unter denen mein Konformismus Gott sei dank sehr gelitten hat.

    Mut zu haben die Stärken der Gegner anzuerkennen kann zu einem Schritt wirklicher Veränderungen zu führen. In Deutschland sind Konzerne wie Eon und Vattenfall Eigner großer Stromnetze die kartellförmig kleine Stromanbieter in Schach halten. Und ja, manchmal ist es nur fucking Strom der aus der Steckdose kommt.

    Es gibt viel zu tun, ordnet die Maßstäbe und organisiert eure Handeln. Werte und Interessen können ruhig Hand in Hand gehen!

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