Ende 2018 geht Deutschlands erster eHighway als Teilstück einer normalen Autobahn in Betrieb. Der eHighway soll einmal eine zuverlässige und umweltschonende Alternative zum herkömmlichen Lkw-Transport werden.

Der internationale Güterverkehr nimmt kontinuierlich zu: Der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) spricht von einer Verdreifachung der weltweiten Transportleistung zwischen 2000 und 2050. Nur etwa ein Drittel dieser zusätzlichen Gütertransporte kann trotz erheblichen Ausbaus der Bahninfrastruktur auf der Schiene bewältigt werden. Somit wird der überwiegende Anteil auf der Straße transportiert. Experten erwarten, dass im Jahr 2050 mehr als doppelt so hohe CO2-Emissionen aus dem Straßengüterverkehr entstehen als heute. Die Zukunft steckt in der Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs.

Siemens wurde vom Land Hessen mit dem Bau einer Oberleitungsanlage für elektrifizierten Straßengüterverkehr auf einer zehn Kilometer langen Strecke beauftragt. Über eine Oberleitung wird der elektrische Antrieb eines Hybrid-Lkw mit Strom versorgt. Deutschlands erster eHighway für LKW soll auf der Bundesautobahn A5 zwischen den Anschlussstellen Zeppelinheim/Cargo City Süd des Frankfurter Flughafens und Darmstadt/Weiterstadt gebaut werden.

Ähnlich den Oberleitungsbussen, die in drei deutschen Städten eingesetzt werden, bezieht der Hybrid-Lkw seine Antriebsenergie mit Hilfe von Stromabnehmern, die denen von Straßenbahnen und Zügen ähneln, aus der Oberleitung. Sobald die Teststrecke erreicht ist, fahren sie aus und positionieren sich so, dass kein Kurzschluss entsteht. Bei Kurvenfahrten werden sie automatisch nachgeführt. Am Ende der elektrifizierten Strecke verschwinden die Stromabnehmer wieder im Dach der Fahrerkabine.

„Mit der Errichtung der Anlage soll der praktische Nachweis der Integrationsfähigkeit von Oberleitungssystemen im Straßenraum erbracht werden. Die Anlage soll in reale Transportketten eingebunden und die Machbarkeit der klimaneutralen Güterlieferung im urbanen Raum Frankfurt nachgewiesen werden“, sagt Gerd Riegelhuth, Abteilungsleiter Verkehr bei Hessen Mobil.

Der eHighway ist im Vergleich zu Verbrennungsmotoren doppelt so effizient. Das bedeutet nicht nur eine Halbierung des Energieverbrauchs sondern auch eine Verringerung der lokalen Luftverschmutzung. Kernelement des Systems ist ein intelligenter Stromabnehmer in Kombination mit einem Hybridantriebssystem. Entsprechend ausgerüstete Lastwagen versorgen sich während der Fahrt aus der Oberleitung mit elektrischer Energie und fahren dann lokal CO2-emissionsfrei. Auf Straßen, die nicht mit Oberleitungen ausgestattet sind, treibt ein Hybridmotor die Lastwagen an.

Elektrisch betriebene Lkw emittieren zwar keine Schadstoffe, während sie unterwegs sind. Doch bei der Stromerzeugung fallen dennoch welche an. Denn mehr als die Hälfte des deutschen Stroms wird in Kohle- und Erdgaskraftwerken erzeugt. Der Mix wird sich noch verschlechtern, wenn bis 2022 die letzten deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet werden.

Die deutsche Strecke bei Frankfurt ist mit zehn Kilometern fünfmal länger als eine schwedische nördlich von Stockholm, die vor gut einem Jahr in Betrieb ging. Auf einem zwei Kilometer langen Autobahnabschnitt der E16 nördlich von Stockholm wird für die nächsten zwei Jahre ein Oberleitungssystem für Lkw getestet. Dabei kommen zwei Diesel-Hybrid-Fahrzeuge zum Einsatz, die für den Einsatz unter der Oberleitung angepasst wurden. Mit dem zweijährigen Testbetrieb möchten die schwedische Transportbehörde und der Regierungsbezirk Gävleborg Erkenntnisse darüber sammeln, ob sich das eHighway-System für eine zukünftige dauerhafte kommerzielle Nutzung und einen weiteren Ausbau eignet. Denn das Land hat ehrgeizige Umweltziele ausgerufen: Schwedens Transportsektor soll bis 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen sein.

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