Kanada verbietet in der Provinz British Columbia die Jagd auf Grizzlybären. Das Gesetz soll ab 30. November 2017 in Kraft treten.

Ab 1. Oktober beginnt im kanadischen Bezirk British Columbia die Jagdsaison auf Grizzlybären. Grizzlies wurden in den letzten 16 Jahren, als die konservative Liberal Party an die Macht kam, in British Columbia zum Sport gejagt. Denn vor 16 Jahren begann die Partei, vermehrt Jagdlizenzen auszugeben. Seitdem wurden schätzungsweise 4.000 Grizzlies erlegt. Doch dieses Jahr übernahmen die New Democrats die Regierung. Eines ihrer Ziele war es, die Jagd auf Grizzlybären zu beenden. Und das setzten sie dann auch sehr schnell um. Die diesjährige Jagdsaison wird das neue Gesetz nicht beeinflussen können, weil die Lizenzen schon vorab vergeben wurden. Trotzdem wird es die letzte Jagdsaison auf Grizzlybären sein.

Der Grund des Verbots ist allerdings nicht, dass es zu wenige Grizzlybären gibt und die Spezies kurz vorm Aussterben steht. Es leben derzeit rund 15.000 Grizzlies in Kanada und die Jagd auf 250 Grizzlies wurde von Doug Donaldson, Minister für Wälder, Ressourcen und ländliche Entwicklung, sogar als nachhaltig angesehen. Stattdessen ist das Verbot aus ethischen Gründen ausgesprochen worden: Menschen wollen einfach nicht mehr, dass Grizzlies gejagt werden dürfen: „Es geht nicht um die Anzahl der Tiere, sondern darum, was die Gesellschaft von British Columbia für richtig hält – und sie sind eindeutig gegen die Jagd auf Grizzlybären“, sagt Donaldson gegenüber dem Nachrichtensender CBC.

Schon vor dem Verbot regte sich Widerstand seitens der Tierschützer und der Ureinwohner. Dabei ist im Land der Trapper die Jagdlobby traditionell einflussreich und das Geschäft mit den Grizzlys ist für die Reiseindustrie lukrativ. Bis zu 20 000 Dollar zahlen Jagdtouristen aus den USA oder Europa für eine geführte Grizzlyjagd, die in laut Gesetz auf etwa zwei Dritteln der Fläche British Columbias möglich ist. Schätzungsweise 350 Tiere werden in der Provinz pro Jahr im Schnitt legal erschossen, dazu kommt die illegale Jagd, die kaum zu kontrollieren ist. Tierschützer und Indianer sind empört. Vor ein paar Tagen sorgte in ganz Kanada ein zweiminütiges Video für Aufregung, das die ganze Brutalität der Grizzly-Jagd bis ins Detail zeigt und von der Umweltgruppe „Wildlife Defense Leauge“ aus Vancouver ins Internet gestellt wurde. Darauf ist zu sehen wie einige Jäger einen Grizzlybären aus dem Hinterhalt mit mehreren Schüssen erlegen und sich danach vor laufender Kamera über den Erfolg brüsten.

„Die Bärenjagd ist ein Skandal. Neben den ethischen Aspekten sprechen auch ökonomische Gründe klar dagegen“, kritisiert Ian McAllister von der Umweltgruppe „Pacific Wild“. Laut kanadischem Fremdenverkehrsverband spült der naturnahe Tourismus in British Columbia inklusive Bärenbeobachtung jedes Jahr rund 1,5 Milliarden Dollar in die Kassen der Provinz – die Bärenjagd dagegen nur 116 Millionen Dollar. Um die Bestände der Grizzlys zu schützen, kaufen viele Tourismusunternehmen mittlerweile für teures Geld selbst Abschusslizenzen auf – um sie danach verfallen zu lassen. Das Management einer weltbekannten auf Bärenbeobachtung spezialisierten 18-Betten-Hotel in Glendale Cove hat nach eigenen Angaben seit 2006 über 100 000 Dollar dafür ausgegeben.

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