Sant Anna di Stazzema in Italien ist die erste virtuelle antifaschistische Stadt – teilnehmen können alle Menschen, die eine Charta gegen Krieg, Terror und Unterdrückung unterzeichnen.

Am 12. August 1944 haben deutsche Soldaten im italienischen Dorf Sant Anna di Stazzema rund 500 Menschen getötet. Heute erinnern ein Friedenspark und eine Gedenkstätte an das Massaker – und seit kurzem auch ein virtuelles Denkmal: Die virtuelle antifaschistische Stadt, ins Leben gerufen von Maurizio Verona, dem Bürgermeister von Stazzema.

Mitmachen kann jeder, der sich zur Charta von Stazzema bekennt: Für eine Welt ohne Krieg, Terror und Unterdrückung. Mehr als 30.000 Menschen aus allen Teilen der Welt haben sich schon als Bürger der virtuellen antifaschistischen Stadt registriert, darunter auch Prominente wie der ehemalige italienische Fußballnationaltrainer Marcello Lippi.

Bürger aus Stazzema und Umgebung meldeten sich an, bald aber auch Menschen aus Mailand, Florenz und Bologna. Politiker machten mit, Sozialdemokraten überwiegend, aber auch einige aus der 5-Sterne-Bewegung des Ex-Kabarettisten Beppe Grillo. Und Leute aus den Kulturbranchen, wie der Schriftsteller und Fernsehmoderator Carlo Lucarelli. Auf der Webseite der virtuellen antifaschistischen Stadt können sich mittlerweile auch Menschen registrieren, die keine Italiener sind. „Wir wollen die größte Kommune Italiens werden“, sagt der Bürgermeister selbstbewusst. „Vielleicht so groß wie ganz Italien“.

Am 1. Januar 2018 hat Italien den siebzigsten Jahrestag der italienischen Verfassung gefeiert. Und die hat einen sehr wichtigen Artikel, den Artikel Nummer drei. Der betont die Prinzipien von Freiheit und Demokratie. Wie der Bürgermeister Maurizio Verona erklärt, will er mit seiner Initiative diese Werte wieder in die Mitte der gesellschaftlichen Debatte rücken. Gerade in einer Zeit, in der in Italien – aber auch anderswo – wieder Stimmen lauter werden, die an eine nationale Phase des 21. Jahrhunderts anknüpfen. In Stazzema will man mit seiner Geschichte dazu nicht schweigen. Der virtuellen, multinationalen Kommune können alle unabhängig von Religion, Staatsangehörigkeit oder sozialer Herkunft beitreten.

Der virtuelle Stazzema-Bürger bekennt sich laut Charta zu einer „Welt ohne Krieg, Terror und Unterdrückung, zu einer besseren Zukunft, zu Fortschritt mit Nachhaltigkeit, zu Schönheit und Zivilisation.“ Antifaschist sei man damit automatisch, erklärt der Bürgermeister, denn Faschismus bedeute ja das Gegenteil davon, nämlich eine totalitäre und autoritäre Gesellschaft. Faschismus sei ein Ausdruck einer Vision der Welt und des Menschen, die an der Vergangenheit orientiert ist, archaisch, basierend auf Instinkt, Gewalt, Diskriminierung, Unterdrückung und Rassismus.

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