Das House of One bietet ab 2019 in Berlin etwas weltweit Einmaliges: Juden, Christen und Muslime bauen gemeinsam ein Haus, unter dessen Dach sich eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee befinden.

Noch ist die Vision ein Holzprovisorium, in dem bereits jeden Donnerstag multireligiöse Meditationen stattfinden. Ab 2019 soll auf dem Petri-Platz in Berlin das House of One genutzt werden. Ein Haus des Gebets und der interdisziplinären Lehre. Ein Haus der Begegnung, für ein Kennenlernen und den Austausch von Menschen unterschiedlicher Religionen. Ein Haus auch für die, die den Religionen fernstehen.

Das künftige House of One soll dann einen Gemeinschaftsraum mit angeschlossener Synagoge, Moschee und einem christlichen Kirchenraum umfassen. Der Name House of One bezieht sich auf den Glauben der beteiligten Religionen an einen Gott. Nach einem Architekten-Wettbewerb liegt bereits ein Entwurf vor, der einen Ziegelbau in kubischen Formen vorsieht.

Die Idee entstand in der evangelischen Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien, auf deren Gebiet der Petriplatz liegt. 2006 fanden Archäologen hier Reste von fünf Kirchen. Die älteste wurde um 1200 erbaut, in den Anfangszeiten Berlins, die Ruine der jüngsten Petrikirche wurde 1964 von der DDR-Regierung gesprengt. Pfarrer Gregor Hohberg und der Gemeindekirchenrat sind überzeugt davon, dass die Religionen der Stadt auch heute Impulse geben. Der neue Sakralbau soll außerdem die Offenheit und Friedfertigkeit der drei Religionen vor Augen führen, soll zeigen, wie gut Christen, Muslime und Juden miteinander auskommen können.

Die Jüdische Gemeinde ließ sich schnell begeistern, die liberalen Rabbiner Tovia Ben-Chorin und Walter Homolka mit dem Abraham-Geiger-Kolleg schlossen sich an. Muslimische Partner zu finden war schwieriger. Moscheegemeinden lehnten ab, weil sie nicht mit Juden gemeinsame Sache machen wollen, anderen war es unheimlich, sich so offen und zentral zu präsentieren. Bei manchen Vereinen hatten die jüdischen Partner Bedenken. Schließlich kam man mit dem Forum für Interkulturellen Dialog (FID) zusammen, das allerdings nur eine Minderheit der türkischen Muslime vertritt. Der Verein gehört zur Bewegung des türkischen Predigers Fethullah Gülen, der von den USA aus ein weltweit wachsendes Netzwerk von Schulen und Universitäten unterhält und von Premierminister Erdogan gerade zum Hauptfeind der Türkei erklärt wurde. Gülen wirbt für den Dialog mit anderen Religionen und für die Versöhnung von Religion und Moderne.

Für die Architekten ist es nicht einfach, die Bedürfnisse von allen drei Religionen zu befriedigen. Juden, Christen und Muslime wollen in dem neuen Haus zwar unter einem Dach Gottesdienst feiern, aber in getrennten Räumen. Moschee und Synagoge müssen nach Osten ausgerichtet sein. Muslime benötigen einen quadratischen Raum, damit möglichst viele Schulter an Schulter beten können. Die Juden brauchen Platz auf dem Dach, für die Hütte beim Laubhüttenfest. Der Entwurf wurde immer wieder angepasst. Doch schließlich wurde man sich einig. Der ausgewählte Entwurf mit einer klaren Formensprache gruppiert die drei religiösen Räume im Inneren des Gebäudes um einen zentralen Raum, der Stadtloggia, herum, der als Raum der Begegnung gedacht ist. Jeder der drei Sakralräume soll jedoch die Besonderheiten der jeweiligen Religion widerspiegeln

Die Stiftung veranschlagt die Kosten auf 43 Millionen Euro. Der Bund sicherte 2,2 Millionen Euro zu, das Land Berlin 1,2 Millionen Euro. Noch werben die Initiatoren für Spenden, denn noch ist die Bausumme nicht zusammen. Bisher sind 8,8 Millionen Euro schon zusammengekommen. Über die Website www.house-of-one.org/de können die Spender symbolische Steine kaufen und eine Botschaft hinterlassen.

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