In Berlin öffnet ein queeres Jugendzentrum: Ein Schutzraum für Jugendliche, die Hilfe beim Coming-Out brauchen.

In Prenzlauer Berg hat Berlins erstes queeres Jugendzentrum eröffnet, ein Schutzraum für Jugendliche, die sich dem LSBTTIQ*-Spektrum zuordnen und Unterstützung brauchen bei der Entwicklung ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität. Es soll auch queeren Menschen helfen, die von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind.

Queere Jugendzentren gibt es bereits in anderen deutschen Großstädten: das Anyway in Köln, Diversity in München oder Kuss41 in Frankfurt am Main. Zur Zeit arbeiten vier Personen hauptamtlich im Berliner Jugendhaus, das vom Jugendnetzwerk Lambda betrieben wird. Weitere 80 Ehrenamtler sorgen für die Existenz der Einrichtung. Im Jugendhaus können sich queere Jugendliche treffen und austauschen, außerdem gibt es professionelle Beratung zum Beispiel zum Thema Coming-Out. Das Angebot wird im Schnitt von rund 100 Jugendlichen pro Woche genutzt. Mit den 175.000 Euro können jetzt drei neue Teilzeitstellen geschaffen werden. Zwei Pädagogen und eine Verwaltungsstelle sind geplant.

Durch die neuen Stellen können auch zwei Gruppentreffen verlässlich geplant werden. Ein Angebot richtet sich an transsexuelle und nichtbinäre** Jugendliche unter 16 Jahren. Hier ist es wichtig, nicht nur ausgebildete Pädagogen zu beschäftigen, sondern auch Experten für rechtliche Fragen der Selbstbestimmung von Minderjährigen. Die zweite Gruppe steht offen für queere Jugendliche mit Lernbehinderung. Diesen soll der Einstieg in die anderen Angebote erleichtert werden. Mit den neuen Mitteln können außerdem Elternarbeit, Ausflüge oder Informationsbroschüren für andere Jugendinstitutionen ermöglicht werden.

Hintergrund für die Gründung eines queeren Jugendzentrums ist auch, dass die Suizidrate bei queeren Jugendlichen deutlich erhöht ist: Laut einer – allerdings bereits aus 2011 datierenden – Analyse des Deutschen Jugendinstituts ist sie viermal so hoch wie bei gleichaltrigen heterosexuellen Jugendlichen. Knapp 20 Prozent der Befragten hatte demnach mindestens einen Suizidversuch hinter sich.

Mit dem Geld kann nun zwar mehr Personal bezahlt werden, aber das zweistöckige Backsteinhaus in der Sonnenburger Straße ist bereits jetzt viel zu klein. Die Verantwortlichen träumen von einem queeren Haus für Berlin. Als Vorbild dient eine Einrichtung im kanadischen Toronto. Dies ist eine Einrichtung, die sich nicht nur Jugendlichen widmet, sondern auch queeren Senioren, Geflüchteten und anders Mehrfachdiskriminierten.

*Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell, Transgender, Intersexuell und Queer
**Es geht um Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau wahrnehmen, sondern ihre Geschlechtsidentität als außerhalb dieses Systems empfinden

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