Das Projekt Tausche Bildung für Wohnen aus Duisburg bietet Studierenden kostenlosen Wohnraum. Die Bewohner zahlen mit Nachhilfe und sozialer Kompetenz. Das Projekt soll nun auch auf andere Städte übertragen werden.

Angesichts von Wohnungsknappheit und steigenden Mietpreisen kommt das Projekt Tausche Bildung für Wohnen gerade richtig. Die Idee dahinter: Studierende oder Bundesfreiwilligendienstleistende dürfen kostenlos in einer WG im Duisburger Stadtteil Marxloh wohnen und engagieren sich dafür sozial – als Bildungspaten für Kinder aus einem Stadtteil, der in den Medien als sozialer Brennpunkt gilt. Für ihre Idee haben die Gründer Christine Bleks und Mustafa Tazeoğlu den Deutschen Nachbarschaftspreis gewonnen. Ab Dezember 2018 wird das Projekt auch in Gelsenkirchen angeboten. Danach soll Dortmund folgen.

Zwei Dreier-WGs gibt es seit 2014. Es kümmern sich also zur Zeit sechs Studierende, Auszubildende, Bundesfreiwilligendienstler, FSJler, Künstler und sozial engagierte Mitbürger um bis zu acht Paten. Ungefähr zwölf Quadratmeter haben die Zimmer, die man so lange kostenlos bewohnen darf, bis man mit dem Studium fertig ist oder den Bundesfreiwilligendienst beendet hat. Man sollte jedoch mindestens ein Jahr bleiben.

Im Tausch dafür geben die Bildungspaten den ungefähr 80 angemeldeten Kindern aus dem Stadtteil regelmäßig Nachhilfe. Die Paten helfen bei den Hausaufgaben, sie geben Nachhilfe und gestalten mit Ihnen gemeinsam die Freizeit. Dabei wird die lokale Infrastruktur von städtischen und religiösen Einrichtungen, wie Moscheen, Kirchen, Sportplätzen, Schulen, Turnhallen und Jugendzentren genutzt, die ihre Türen und Tore für die Teilnehmer des Projekts möglichst kostenlos öffnen. Die Kinder sind zwischen sechs und 14 Jahre alt. Wer den Kindern gegen ein kleines Taschengeld mehr Nachhilfestunden geben möchte, kann auch das tun. Finanziert wird das Projekt durch Spenden, Preisgelder und Förderer.

Damit die Möglichkeit gegeben ist, eine Beziehung zu den Jüngeren aufzubauen, werden die Paten festen Kindern zugeordnet, die sie jede Woche unterrichten. Viele der Schulkinder kommen aus bildungsfernen Schichten, haben Probleme mit den Grundlagen, haben wenig Selbstbewusstsein. Der Unterricht findet in der sogenannten Tauschbar statt. In dem Altbaugebäude, das mit den hohen Decken und Sofa im Flur so gar nicht an Schule oder Arbeit erinnert, hat jetzt jeder Bildungspate 90 Minuten Zeit, die Nachhilfestunde ganz persönlich zu gestalten. Die einzige Regel: Freizeit gehört auch dazu.

Infos unter www.tbfw-marxloh.org/

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