Ein Ökologe hat herausgefunden, dass Aufforstung zwei Drittel aller CO2-Emissionen ausgleichen könnte.

Der Ökologe Jean-Francoise Bastin von der ETH Zürich hat untersucht, welches Potenzial Aufforstung hat, um die Klimakrise einzudämmen und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis. Der Studie zufolge könnten bei derzeitigen Klima theoretisch 4400 Millionen Hektar Wald auf der Erde stehen. 900 Millionen Hektar davon würden weder für die Landwirtschaft noch für menschliche Siedlungen benötigt: Damit stünde ein Gebiet von der Größe der USA für Wald zur Verfügung. Damit könnte man zwei Drittel aller CO2-Emissionen ausgleichen.

Sind diese Wälder einmal herangewachsen, könnten sie 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern. Das entspricht rund zwei Dritteln der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die der Mensch seit der industriellen Revolution in die Atmosphäre geblasen hat. Allerdings würde es je nach Waldtyp 30 bis 60 Jahre dauern, bis diese Menge erreicht wäre – teilweise sogar noch länger.

Die Studie zeigt, in welchen Regionen der Erde neue Wälder am besten gepflanzt werden könnten. Wo heute Savannenklima herrscht, ist das Potenzial gering. In anderen, beispielsweise tropischen Regionen sind hingegen dichte Wälder möglich, in denen Bäume 90 bis 100 Prozent der Fläche bedecken. Die größten Potenziale entfallen demnach auf nur sechs Staaten, dort vereint sich mehr als die Hälfte des Aufforstungspotenzials: Platz eins belegt demnach Russland mit 151 Millionen Hektar, es folgen die USA mit 103 Millionen Hektar, Kanada mit einer Fläche von gut 78 Millionen Hektar, Australien mit 58 Millionen Hektar, Brasilien mit knapp 50 Millionen Hektar und China belegt mit 40 Millionen Hektar den sechsten Platz.

Die Strategie, Flächen neu zu bewalden, ist derzeit die beste Maßnahme gegen den Klimawandel. Die aktuelle Statistik macht allerdings wenig Hoffnung: Derzeit wachsen auf der Erde 3040 Milliarden Bäume. Pro Kopf entfallen auf jeden Menschen rund 400 Exemplare – das haben Forscher 2015 ermittelt. Doch die Zahl der Bäume schrumpft. Jährlich gehen zehn Milliarden Stück verloren. Die Menschheit hat den ursprünglichen Baumbestand wahrscheinlich schon um die Hälfte reduziert, vermuten die Forscher. Seit Langem ist bekannt, dass dieser Trend umgekehrt werden muss, um der Klimakrise entgegenzuwirken.

Umso wichtiger ist es nun, schnell zu handeln. Denn es dauert Jahrzehnte, bis Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche Kohlendioxidspeicher ausschöpfen können. Auch reduziert sich in einem insgesamt heißeren Erdklima die Fläche, die überhaupt für Wald geeignet ist. Auch aus dem tropischen Regenwald Südamerikas kommen keine guten Nachrichten. Derzeit erfordert der EU-weite Soja-Import von 35 Millionen Tonnen eine Produktionsfläche von rund 13 Millionen Hektar, vor allem in Brasilien und Argentinien. Die Fleischproduktion weltweit hat sich in den letzten 50 Jahren fast vervierfacht. Die Anbauflächen für Soja, das überwiegend zur Fütterung in der Tiermast eingesetzt wird, haben sich in den letzten 50 Jahren mehr als vervierfacht . Die Anbauflächen für Palmöl in den Regenwaldregionen Indonesien und Malaysia haben sich in den vergangenen 20 Jahren ebenfalls mehr als verdreifacht. Palmölplantagen nehmen allein in diesen beiden Ländern knapp 17 Millionen Hektar ein. Regenwald und Torfboden fallen dem Palmölboom zum Opfer – und setzen jährlich zwei Milliarden Tonnen CO2-Emissionen frei.

Infos zur Studie unter https://science.sciencemag.org/content/365/6448/76

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