Im Süden Berlins wollen Potsdamer Forscher einen rund 5000 Quadratmeter großen Waldgarten anlegen.

Urban Gardening, das städtische Gärtnern, liegt im Trend. Potsdamer Forscher wollen jetzt eine weitere Form entwickeln: Den urbanen Waldgarten. Die Umweltwissenschaftlerin Jennifer Schulz von der Universität Potsdam ist überzeugt: „Der urbane Waldgarten ist die Zukunft des Urban Gardening.“

Auf einem Gelände im Süden Berlins, das derzeit vom Park Britzer Garten genutzt wird, will sie mit Freiwilligen einen rund 5000 Quadratmeter großen Waldgarten anlegen, bewirtschaften und das Projekt wissenschaftlich begleiten. Weitere Städte sollen folgen.

Ein Waldgarten besteht vorwiegend aus essbaren Pflanzen, die sich in mehreren Vegetationsschichten teilweise überlappen, ganz ähnlich der Struktur von Wäldern. Obst- und Nussbäume, Gemüse, Beerensträucher, und Kräuter sollen langfristig miteinander angebaut und geerntet werden können. Was das Konzept unter anderem ausmacht, ist die Langfristigkeit. Geplant wird für einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Der Waldgarten vereint außerdem auf relativ kleiner Fläche viele Nutzpflanzen, die sich bei geschickter Planung gegenseitig bereichern und schützen.

Im heißen Sommer sorgt das Blätterdach zudem für Schatten und Kühle – ein Plus in Zeiten des Klimawandels. Ein weiterer Vorteil: Durch abgestorbene Pflanzenteile entsteht eine dichte Humusschicht, die Bodenfeuchte hält. Außerdem sind Waldgärten Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. Das Konzept kommt aus den Tropen, aber auch in Europa gibt es bereits Waldgärten. Für die Internationale Gartenausstellung in Berlin-Marzahn 2017 wurde auch schon ein Waldgarten angelegt.

Noch befindet sich das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt in Berlin in der Entwicklungsphase. Jennifer Schulz und Kollegen von der Universität Potsdam organisieren derzeit Workshops mit Interessierten. Läuft alles wie geplant, kann 2021 begonnen werden. Geeignete Flächen waren zum Glück leicht zu finden, denn in Berlin sollen auf rund 2,8 Hektar ohnehin neue Gartenflächen entstehen – als Ausgleich für Kolonien, die dem Ausbau der Autobahn 100 weichen mussten.

Das urbane Gärtnern verzeichnet in Deutschland seit zehn Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Laut Christa Müller, Vorstandsvorsitzende der Münchner Stiftung Anstiftung, die bundesweit urbane Gärten und ein Netzwerk dazu fördert, kann man davon ausgehen, dass die Zahl der urbanen Gartenprojekte schon bei über 1000 liegt. Derzeit voll im Trend: Die Nachnutzung von nicht mehr genutzten Friedhöfen.

Infos unter urbane-waldgaerten.de/

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