Der Berliner Verein Restlos glücklich will zurückgebliebene Kartoffeln retten, um der Lebensmittelverschwendung ein Ende zu setzen.

Gut 30 Menschen sind aus Berlin und Umland zum Sammeln gekommen, um bei acht Grad und strömendem Regen zurückgebliebene Kartoffeln zu retten. Fazit nach rund anderthalb Stunden: Rund 250 Kilo Kartoffeln konnten gerettet werden. Der Berliner Verein Restlos glücklich beobachtet zum Ende der Erntezeit in ländlichen Regionen Deutschlands eine zunehmende Menge an Gemüse, dass irgendwo bei der Erntemaschine durchs Raster gefallen ist.

18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden laut der Umweltstiftung WWF jedes Jahr in Deutschland verschwendet, darunter sind 20 bis 30 Prozent Gemüse, die erst gar nicht die Felder verlassen. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden weltweit rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen.

Die Gründe dafür sind vielfältig: In der Landwirtschaft verderben Erzeugnisse durch falsche Lagerung oder Schädlingsbefall. Sie werden durch Unwetter zerstört oder müssen entsorgt werden, weil es nicht genügend Abnehmer am Markt gibt. In der Industrie entstehen die meisten Lebensmittelverluste durch Transportschäden, falsche Lagerung und technische Ursachen in der Produktion. Auch die interne Qualitätssicherung und Überproduktion tragen hierzu bei. Im Groß- und Einzelhandel sorgen Kundenwünsche nach einer breiten und optisch ansprechenden Auswahl sowie Produktvorgaben dafür, dass viele Erzeugnisse durchs Raster fallen und entweder nicht vermarktungsfähig sind oder liegen bleiben und entsorgt werden. In der Gastronomie ist vor allem die unkalkulierbare Nachfrage ein entscheidender Faktor, der zusammen mit falscher Lagerung, strengen Hygiene- und Produktvorschriften sowie schlecht definierten Portionsgrößen (Kantinen) für Speiseabfälle sorgt.

Der gemeinnütziger Verein Restlos glücklich hat das Ziel, Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen. Mit seinen Projekten möchten sie für das Thema sensibilisieren und Menschen dazu bewegen, bewusster zu konsumieren. Dazu bieten sie Bildungsprojekte und Kochkurse an. Zum Beispiel kochen die mit Schulklassen oder geben Workshops und Kochkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Außerdem organisieren sie Caterings oder thematische Dinner-Abende. Dabei kocht der Verein mit überschüssigen Lebensmitteln und gibt diesen eine zweite Chance. Ob krummes Gemüse, falsch etikettierte Ware oder Fehllieferungen – all diese Lebensmittel verarbeitet der Verein zu leckeren und originellen Gerichten.

Bei Foodsharing können Privatleute in Supermärkten, Restaurants, bei Bäckereien, Bauern usw. kostenlos Essen abholen und auch selbst Essen zur Abholung anbieten. Foodwatch engagiert sich im Bereich Verbraucherschutz bei Lebensmitteln. Hier gibt es zahlreiche Infos und Mitmachaktionen.

Infos unter http://restlos-gluecklich.berlin

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