In Deutschland sind die CO2-Emissionen im Jahr 2019 um 7 Prozent oder 50 Millionen Tonnen gesunken.

Die CO2-Emissionen in Deutschland sind einer Studie des Berliner Thinktanks Agora Energiewende zufolge im Jahr 2019 um mehr als 50 Millionen Tonnen gesunken. Das bedeutet einen Rückgang von sieben Prozent gegenüber 2018. Das Ziel der Bundesregierung, die CO2-Emissionen bis Ende 2020 um 40 Prozent des Ausstoßes von 1990 zu drücken, wird sie mit aktuell 35 Prozent somit aber wahrsheinlich trotzdem verfehlen.

Verantwortlich für den Rückgang ist laut Agora der Energiesektor: Erstmals erzeugten Wind-, Wasserkraft, Solarstrom- und Biogasanlagen mehr Strom als Kohle- und Kernkraftwerke zusammen. Die Ursache dafür liege überwiegend im Zubau von Photovoltaikanlagen sowie einem guten Windjahr. Insgesamt deckten regenerativeEnergien knapp 42,6 Prozent der Stromnachfrage – und damit knappt fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Ausschlaggebend dafür waren insbesondere die gestiegenen Preise für CO2-Zertifikate im EU-Emissionshandel. Sie führten in Verbindung mit der gestiegenen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien und einem generell sinkenden Stromverbrauch dazu, dass Strom aus fossilen Kraftwerken einfach nicht mehr wettbewerbsfähig war. Viele fossile Kraftwerke mussten ihre Stromproduktion daher im Laufe des Jahres deutlich reduzieren: Die Stromerzeugung von Steinkohlekraftwerken sank um 31 Prozent, die von Braunkohlekraftwerken um 22 Prozent. Davon profitierten unter anderem Gaskraftwerke, die weniger CO2-Zertifikate für ihre Stromerzeugung benötigen. Der Stromabsatz der Gaskraftwerke erhöhte sich um elf Prozent.

Teilweise rückgängig gemacht wurden die CO2-Einsparungen auf dem Energiesektor jedoch von Gebäude-Emissionen und dem Verkehrssektor: Dort wurden deutlich mehr Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel verbraucht als im Vorjahr. Im Verkehr führte vor allem der steigende Anteil schwerer Fahrzeuge mit großen Verbrennungsmotoren wie SUVs zu einem Anstieg der Emissionen.

Die Experten der Studie warnen jedoch vor einem Engpass bei der Ökostrom-Versorgung. So müssten mehr erneuerbare Energien zugebaut werden, um den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 auszugleichen und auch genügend Strom für Elektroautos und Wärmepumpen zu erzeugen. Problematisch sei vor allem der fast zum Erliegen gekommene Ausbau der Windenergie. Denn der Ausbau bei der Windenergie sei in den letzten zwei Jahren um über 80 Prozent eingebrochen und somit fast zum Erliegen gekommen. Weil zudem im Jahr 2019 die Ausschreibungen für neue Windkraftanlagen nicht voll ausgeschöpft wurden, würden auch in den nächsten Jahren keine beeindruckenden Zubauzahlen bei der Windenergie erfolgen. Es seit an der Bundesregierung, jetzt rasch die Rahmenbedingungen so zu ändern, dass die Windkraft wieder vorankomme. Die Windkraft sei das Arbeitspferd der Energiewende, ohne Windkraft würde weder der Kohleausstieg noch die Klimaschutzziele erreicht werden.

Auch andere Studien gehen davon aus, dass der Stromverbrauch in den kommenden Jahren stark steigen wird, vor allem wegen der steigenden Zahl der Elektroautos, des steigenden Bedarfs an Wärmepumpen und der Nachfrage der Industrie bei grünem Wasserstoff. Der geplante Ausbau von Wind- und Solarstrom könne da nicht mithalten – was wiederum dazu führe, dass Deutschland sein Ziel, bis 2030 mindestens 65 Prozent des deutschen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken, nicht einhalten könne.

Der Thinktank Agora Energiewende wurde im Jahr 2012 von der European Climate Foundation und der Stiftung Mercator ins Leben gerufen, um die Herausforderungen der Energiewende anzupacken. Ihr Mandat besteht darin, akademisch belastbare und politisch umsetzbare Wege zu entwickeln, wie sich die Energiesysteme in Deutschland und zunehmend weltweit in Richtung sauberer Energie transformieren lassen – und Energie gleichzeitig sowohl bezahlbar als auch sicher bleibt. Dabei orientieren sie sich an den Klima- und Energiezielen der Bundesregierung und der Europäischen Union.

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