Die Unternehmensberater von McKinsey haben die volkswirtschaftlichen Folgen der Erderwärmung durchgerechnet: Ein Horrorszenario.

Der Klimawandel wird immer stärker als ernsthafte wirtschaftliche Bedrohung angesehen. Die einflussreichen Unternehmensberater von McKinsey warnen vor dramatischen Folgen für die weltweite Wirtschaft. Geschehe nichts, könne der Klimawandel „Hunderte Millionen Menschenleben, Billionen von Dollar an Wirtschaftskraft sowie das physische und das natürliche Kapital der Welt gefährden“, prognostiziert die McKinsey-Studie.

Das McKinsey Global Institute hat die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels für 105 Staaten in den kommenden 30 Jahren analysiert. Das Beratungsunternehmen lege ein „Business-as-usual“-Szenario zugrunde, in dem weltweit die Emissionen weiter steigen und nennenswerte Einsparmaßnahmen ausbleiben. Auf 132 Seiten wirft die Studie Schlaglichter auf verschiedene Sektoren und Länder.

Was die Hitzeextreme bedeuten, zeigt sich am Besten am Beispiel Indiens. Dort wird heute rund die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes unter freiem Himmel erwirtschaftet, hauptsächlich in der Landwirtschaft und im Bergbau. Die Studie prognostiziert, dass bei der jetzigen Entwicklung hier bis 2050 zwischen 160 und 200 Millionen Menschen in Regionen leben, die eine fünfprozentige Wahrscheinlichkeit für tödliche Hitzewellen haben. Tödlich sei hierbei als eine mindestens dreitägige Hitzephase mit mehr als 34 Grad im Schatten definiert, davon ausgehend, dass Menschen bei diesem Wetter acht Stunden im Freien arbeiten müssen. Da unter solchen Bedingungen nicht gearbeitet werden kann, würde die Produktivität Indiens sinken. Das könnte nach McKinsey-Berechnungen bis zu 4,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes kosten. Das wäre 2050 in Indiens Fall die gewaltige Summe von 1,8 Billionen Euro.

Doch Indien ist nicht allein. Weltweit schränkten Luftfeuchtigkeit und Hitzedas Arbeitspensum ein, das sich unter freiem Himmel erledigen lasse, heißt es in der Studie. Die Ausfälle werden sich nach McKinsey-Schätzung von heute zehn Prozent auf 15 bis 20 Prozent im Jahr 2050 nahezu verdoppeln. Stiegen die Emissionen weiter wie bisher, lebten bereits in zehn Jahren 250 bis 360 Millionen Menschen in Regionen, in denen tödliche Hitzewellen drohten. Bis 2050 könnte die Zahl auf 700 Millionen bis 1,2 Milliarden wachsen. Betroffen sind neben Indien Länder wie Pakistan, Bangladesch und Nigeria. Solche widrigen Bedingungen beeinträchtigten insbesondere Bergbau, Landwirtschaft und Bauindustrie. In diesen Sektoren seien bis 2050 jährlich im Schnitt vier bis sechs Billionen Dollar Umsatz weltweit gefährdet.

Genauso hart würde es viele andere Regionen im Getreidegürtel der Erde treffen. In nur sechs Regionen werden derzeit rund 60 Prozent des Mais, Reis Weizens und Sojas der Welt geerntet. Sie liegen alle an Plätzen, die künftig von mehr Wetterextremen bedroht sind. Steigt die Wahrscheinlichkeit von Ernteausfällen, klettern die Preise: „Historische Beispiele zeigen uns, dass kurzfristige Preisanstiege von 100 Prozent dann keine Seltenheit wären.“

Die Auswirkungen wären bis nach Deutschland zu spüren. Verringerte Fördermengen in Asien etwa bei Seltenen Erden würden die Lieferketten deutscher Konzerne stören, zudem hätte die exportorientierte deutsche Industrie ein Problem, ihre Produkte in Länder zu verkaufen, die auf Grund klimatischer Veränderungen weniger Geld zur Verfügung haben. In Europa trifft es auch die Landwirtschaft. Schon in den vergangenen Sommern erlebten wir hierzulande häufigere und längere Dürrephasen. Ein Phänomen, das sich in Zukunft verstärken dürfte. „2050 dürfte das Klima in Marseille mehr dem von Algier heute ähneln“, schreiben die Forscher. Das beeinträchtigt nicht nur die Bauern, sondern auch den Tourismus.

Auch auf den Fischfang hat der Klimawandel McKinsey zufolge drastischen Auswirkungen: Durch die Erwärmung der Ozeane könnte der Fischfang bis 2050 um acht Prozent zurückgehen und die Lebensgrundlage von 650 bis 800 Millionen Bürgern weltweit beeinträchtigen.

McKinsey rechnet unter jetzigen Bedingungen damit, dass 2050 bis zu 20 Prozent der Arbeitsstunden weltweit wetterbedingt ausfallen, doppelt so viele wie heute. Das würde die Weltwirtschaft bis zu 5,4 Billionen Euro im Jahr kosten.

Die Studie von McKinsey: https://www.mckinsey.com/~/media/McKinsey/Business%20Functions/Sustainability/Our%20Insights/Climate%20risk%20and%20response%20Physical%20hazards%20and%20socioeconomic%20impacts/MGI-Climate-risk-and-response-vF.ashx

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