Die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln kann helfen, den Klimawandel zu stoppen.

Wir müssen wissen, welches Lebensmittel wie viel CO2 verursacht, um unsere Ernährungsgewohnheiten grundsätzlich zu ändern. Die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln kann also dabei helfen, einen Beitrag zu weniger CO2-Emissionen zu leisten. Die Idee: Wenn wir erkennen, welches Lebensmittel eine besonders schlechte Klimabilanz aufweist, greifen wir beim nächsten Mal zu einer klimafreundlicheren Variante.

Wer die Restaurants des Halbleiterherstellers Infineon in München besucht, kann dort seit Kurzem die Klimabilanzen einsehen. Gäste können mit einer App abrufen, wie viel Treibhausgase das vegane Linsencurry oder der Rinderbraten mit Kartoffelknödel auf der Tageskarte verursachen. Eine Information, die jenen hilft, die sich klimafreundlicher ernähren wollen, und die allen Kantinenbesuchern bewusst macht, was sie sich tagtäglich auf den Teller laden – ein erster Schritt, um eigenes Verhalten zu ändern.

In der Tat macht es einen großen Unterschied, wie sich jeder Einzelne ernährt: Ein Veganer verursacht 80 Prozent weniger Emissionen als ein Fleischesser. Global betrachtet ist die Nahrungsmittelkette für 30 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich, angefangen auf dem Acker bis hin zu weggeworfenem Essen, das vernichtet werden muss. Das Problem wird sich weiter verschärfen, denn der weltweite Nahrungsmittelbedarf wird sich bis 2050 wahrscheinlich mehr als verdoppeln.

Es steht fest, das der Klimawandel nur gestoppt werden kann, wenn sich die Ernährungsgewohnheiten grundsätzlich ändern. Ein hoher Fleischkonsum ist vor allem in reichen Ländern wie Deutschland bis heute selbstverständlich, auch wenn die Zahl der Vegetarier, Veganer und Wenigfleischesser zunimmt. Currywurst, Schnitzel oder Spaghetti Bolognese sind nach wie vor die beliebtesten Gerichte in Betriebsgaststätten. Immerhin ein Viertel aller Deutschen essen regelmäßig in Kantinen und Mensen, das sind etwa 20 Millionen Menschen. Fürs Klima ist es also durchaus relevant, was dort gekocht und was gegessen wird. Eine Küche, in der nicht nur der Preis der Zutaten ein entscheidendes Kriterium ist, sondern auch die CO2-Werte, wird sich wandeln. Denn die Betreiber stellen schnell fest, dass sich die größte Wirkung mit Gemüsegerichten ohne Fleischbeilage erzielen lässt. Das verlangt jedoch neue Rezepte, und den Mut, anders zu kochen.

CO2-Emissionen zu berechnen ist dabei sehr komplex, wie das Beispiel einer Tomate zeigt. Ob die Tomate nun aus der Dose, einem niederländischen Gewächshaus oder aus Südamerika kommt, wirkt sich höchst unterschiedlich aus. Auch Anbau, Transporte, Dünger, Pestizide, Lagerung und Verpackung spielen eine Rolle. All dies fließt in Datenbanken und Software-Programme ein, mit denen sich jede Rezeptur schnell und einfach berechnen lässt. Anwender in der Küche bekommen so die Möglichkeit, ihre Einkäufe zu optimieren, und zwar so, dass sich die Klimabilanz verbessert.

Die Aufbauarbeit von Datenbanken, die die CO2-Emissionen von Lebensmitteln erfassen, wie etwa die Schweizer Firma Eaternity, werden präziser und zuverlässiger. Auch für die Lebensmittelindustrie werden sie wichtig. Hinter den Kulissen erfassen viele Hersteller ihre Emissionswerte sehr genau. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis solche Informationen auf Verpackungen im Supermarkt stehen. In welcher Form, ist noch unklar.

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