Nach der Corona-Krise leben wir ein einer besseren Gesellschaft, meint der Zukunftsforscher Matthias Horx.

Mathias Horx wirft einen optimistischen Blick in die Zukunft. Geht es nach dem bekanntesten deutschen Zukunftsforscher, werden wir nach der Corona-Krise in einer beseren Gesellschaft leben. Mathias Horx wendet dabei ein Verfahren an, das er Re-Gnose nennt. Anders als bei der Pro-Gnose, bei der wir in die Zukunft schauen und versuchen, etwas vorherzusagen, ist es bei der Re-Gnose genau anders herum: Wir schauen aus einer vorgestellten Zukunft zurück aufs Heute. Und so blickt Matthias Horx aus dem Herbst 2020 zurück auf heute. Er sitzt im kommenden September, also in genau einem halben Jahr, in einem Straßencafé, die Straßen sind wieder voller Menschen.

Der Zukunftsforscher im Herbst 2020 sieht eine Gesellschaft, die seit der Corona-Krise (die in Horx’ Welt nicht verschwunden sein wird, sondern mit dem wir werden leben müssen) in eine bessere Zukunft gegangen ist. So „werden wir uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führte“, schreibt Horx vom Platz in der Sonne im Herbst 2020. „Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die das Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.”

Die Gesellschaft, so der Forscher weiter, wird im Herbst 2020 höflicher geworden sein. Die Wutpöbeleien in Stadien werden abgenommen, die digitale Zukunft werden wir angenommen haben. Wir werden zur Ruhe gekommen sein, wir werden wieder Bücher lesen. Reality-Shows, Zynismus, Political-Correctness-Streitigkeiten, all das ist in Horx’ schöner neuer Welt entweder schon überwunden, oder es verschwindet gerade. Nach Horx werden wir erkennen, dass die Menschheit und die Menschlichkeit der viel gepriesenen künstlichen Intelligenz überlegen ist. Wir werden sehen, dass weder die Weltwirtschaft noch unser Leben – anders als immer wieder in Vor-Corona-Zeiten prognostiziert – nicht zusammenbrechen, nur weil Konjunktur und Börse eingebrochen sind.

Mathias Horx kommt nach diesen und weiteren optimistischen Annahmen zum fast schon utopischen Fazit: „Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte.“ Auch Vermögen spiele in der neuen Welt nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger seien gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.” Und er stellt eine wirklich spannende Frage: „Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?”

Es gibt aber zweifellos auch eine pessimistische Prognose: Nationen schotten sich immer mehr ab, die europäische Idee ist in dem Moment, in dem man sie wirklich sehr gut hätte gebrauchen können, am Praxistest gescheitert. Das Grundvertrauen in die globale Gesundheit der Menschheit und den medizinischen Fortschritt ist zumindest angekratzt. Der Datenschutz ist aus Gründen des Virenschutzes abgeschafft. Denn noch wissen wir nicht, wie wir aus dieser Krise herauskommen, welche Rückschlüsse wir ziehen und vor allem, wie nachhaltig sich unser jetziges Leben etwa mit weniger Konsum konservieren lässt.

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