Deutschlands Wald geht es so schlecht wie nie zuvor. Dürre, Sturm und Borkenkäfer haben 245.000 Hektar Waldfläche zerstört.

Deutschlands Forstwissenschaftler schlagen Alarm: Deutschlands Wald geht es so schlecht wie nie zuvor. Die Schäden in deutschen Wäldern hätten ein historisches Ausmaß erreicht: „Wir erleben gerade die schwerwiegendste Waldschaden-Situation seit Beginn der geregelten nachhaltigen Waldbetreuung und Waldbewirtschaftung, das heißt also seit mehr als 200 Jahren“, erklärt Waldschutz-Professor Michael Müller von der Technischen Universität Dresden. Auslöser seien Stürme, eine Massenvermehrung von laub- und nadelfressenden Insekten sowie die trockenen Jahre 2018 bis 2020.

Noch im Februar 2020 sprach Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) von 160 Millionen Kubikmetern Schadholz und von 245.000 Hektar Fläche, die wieder aufgeforstet werden müssen – diese Zahlen seien laut Forstexperten längst überholt. Bund und Länder stellen zwar für die Waldrettung in den kommenden vier Jahren knapp 800 Millionen Euro bereit, doch die Verteilung laufe schleppend und drohe an der Bürokratie zu scheitern.

Die Forstämter glauben sogar, dass der Höhepunkt der Waldschäden erst im Jahr 2021 erreicht sein wird. Der milde Winter habe die Larven, Puppen und Eier des Borkenkäfers kaum geschädigt. Außerdem hätten die Februarstürme in diesem Jahr viele Bäume umgeknickt. Diese dienten als Brutstätte für die Borkenkäfer. Auch die Schäden der vergangenen zwei Jahre seien an vielen Orten noch nicht beseitigt und viele Bäume von der Trockenheit der letzten Jahre noch geschwächt. Das verringere ihre Widerstandskraft gegenüber den Schädlingen.

Besonders von Waldschäden betroffen sind Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen. Forstbetriebe kämpfen seit Monaten mit Einbußen und kommen mit der durch Stürme verursachten Aufräumarbeit nicht hinterher. Der Höhepunkt der Borkenkäfer-Schäden werde wohl erst 2021 erreicht sein. Das heißt: Viel Schadholz wird noch anfallen. Holz, für das man derzeit kaum Erlöse am Markt bekommt. Das sei ein Zuschussgeschäft mit langfristig nicht absehbaren Folgen für die Forstwirtschaft.

Die Forstämter müssten eigentlich längst damit beschäftigt sein, die kahl gewordenen Waldflächen wieder aufzuforsten. Die betroffenen Wälder sind meist Monokulturen aus Nadelbäumen. Die Fichten und Kiefern wurden aus historischen Gründen gepflanzt, weil sie schnell wuchsen und daher wirtschaftlich lukrativ waren. 55 Prozent der Wälder in Deutschland bestehen aus Nadelwäldern. Die einst sinnvolle Strategie ist längst ein Risikofaktor: Dem Klimawandel halten die Monokulturen offensichtlich nicht stand.

Um den Wald für ein wärmeres Klima widerstandsfähiger zu machen, muss er umgebaut werden: In standortgerechte Laub- und Mischwälder, bestehend aus mindestens drei Baumarten. Hier setzen die Förster auch auf die natürliche Wiederbewaldung. Dabei benötige man die Unterstützung der Jäger, damit der überhöhte Wildbestand die jungen Bäume nicht auffrisst.

Dabei läuft der Waldumbau in Deutschland schon seit den 90iger Jahren, seit Jahrhundertstürme wie Wiebke und Lothar die Fichtenwälder nur so niederwalzten. Der Anteil der Nadelwälder dürfte sich in der Folge auf 25 Prozent reduzieren, aber der Umbau braucht Zeit, der Wald ist ein träges System.

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