Mit einem Anteil von 55,8 Prozent an der öffentlichen Nettostromerzeugung stellten die erneuerbaren Energien einen neuen Rekordwert auf.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat Daten zur öffentlichen Nettostromerzeugung für das erste Halbjahr 2020 vorgestellt. Daraus geht hervor, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix erstmals über 50 Prozent beträgt. Damit kommt der Strom aus der Steckdose in Deutschland erstmals mehrheitlich aus erneuerbaren Energien.

Solar- und Windenergieanlagen speisten gemeinsam 102,9 Terawattstunden (TWh) in das öffentliche Netz ein, gegenüber 92,3 TWh im ersten Halbjahr 2019. Die Stromproduktion aus Kohle ging dagegen stark zurück: Der Anteil der Braunkohle sank auf 13,7 Prozent, Steinkohle kommt nur noch auf 6 Prozent. Die Windenergie war mit einem Anteil von 30,6 Prozent erneut stärkste Energiequelle.

Ab dem zweiten Quartal 2020 machte sich die gesunkene Stromnachfrage aufgrund der durch die Corona-Pandemie rückläufigen Industrieproduktion bemerkbar. Die Last ging zurück auf 35,3 TWh im Juni (Juni 2019: 37,6 TWh), die Stromproduktion sank von 47,9 TWh im Januar auf 36,0 TWh im Juni. Insgesamt lag die Last im ersten Halbjahr bei 234,2 TWh, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 245,7 TWh im ersten Halbjahr 2019. Die Stromproduktion ging gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 21,7 TWh zurück auf 243,8 TWh. Ein Teil dieses Rückgangs ist auf die von 20,1 TWh auf 7,5 TWh gesunkenen Exporte zurückzuführen.

Photovoltaikanlagen speisten im ersten Halbjahr rund 27,9 TWh in das öffentliche Netz ein, eine Steigerung von 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (25,1 TWh). Die Solarstromanlagen profitierten dabei von den günstigen Wetterverhältnissen, die von April bis Juni jeweils mehr als 6 TWh Stromproduktion pro Monat erlaubten.

Die Windenergie produzierte in der ersten Jahreshälfte 2020 rund 75 TWh und lag damit etwa 11,7 Prozent über der Produktion im ersten Halbjahr 2019 (67,2 TWh). Durch die zahlreichen Winterstürme stieg ihr Anteil im Februar sogar auf 45 Prozent der Nettostromerzeugung. Die Wasserkraft produzierte im ersten Halbjahr rund 9,5 TWh, ein Minus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (10,5 TWh). Aus Biomasse wurden rund 23,7 TWh produziert, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. In Summe produzierten die erneuerbaren Energiequellen Solar, Wind, Wasser und Biomasse im ersten Halbjahr 2020 rund 136,1 TWh (Vorjahr: 125,6 TWh).

Die Nettostromproduktion aus Kernkraftwerken betrug im ersten Halbjahr 2020 rund 30,1 TWh, ein Rückgang um 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau (34,6 TWh). Braunkohlekraftwerke produzierten rund 33,6 TWh netto. Das sind 36,3 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken brach um 46 Prozent auf nur noch 14,4 TWh ein. Der starke Rückgang ist bedingt durch die gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate, die durchschnittlich bei 21,91 Euro pro Tonne CO2 lagen, und den stark gesunkenen Day-Ahead Börsenstrompreises von durchschnittlich 22,94 Euro/MWh (gegenüber 36,83 Euro/MWh in 2019). Bei einer Emissionen-Belastung von etwa 1 Tonne C2 pro erzeugter Megawattstunde Kohlestrom war die Wirtschaftlichkeit von Kohlekraftwerken kaum mehr gegeben.

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