Der Nationalpark Thayatal ist der kleinste in Österreich: Hier wird an der Zukunft des Waldes experimentiert.

Drei Dinge sind für den mit 1.360 Hektar kleinsten österreichischen Nationalpark Thayatal charakteristisch, die vielfältigen Pflanzenarten, Wiesenformen und der Schluchtenwald. Von den 2.950 Pflanzenarten, die bislang in ganz Österreich bestimmt werden konnten, kommen mindestens 1.290 im Nationalpark Tha­ya­tal vor. Ähnliches gilt für Insekten, Vögel oder Säugetiere.

Der eigentliche Hauptdarsteller des Nationalparks Thayatal ist aber der Wald. 92 Prozent der Fläche sind mit Bäumen bewachsen, die wenigen Lücken werden von Fett- und Feuchtwiesen, von Heide und Trockenrasen genutzt, die größtenteils durch früher dort weidende Schafe und Ziegen entstanden sind und nun zu den wichtigsten Hotspots der Biodiversität überhaupt zählen.

Der Bewuchs des Wald ist abwechslungsreich. Entlang der gewundenen Schleifen des Flusses Thaya ändert sich das Landschaftsbild ständig. Das liegt auch daran, dass hier zwei Klimazonen aufeinandertreffen. Der Westen ist vom kontinental kühlen Klima bestimmt, das Rotbuchen, Bergahorn, Eiben und sogar Bergulmen mögen. Im östlichen Teil, das durch trockene und warme pannonische Klima geprägten ist, sind Eichen- und Hainbuchenwälder zu finden.

Die Kernidee des Nationalparks Thayatal besteht darin, Natur Natur sein zu lassen. In den Anfängen des Schutzgebiets galt das allerdings nicht so ganz. Denn zunächst gab es hier trotz der für die Forstwirtschaft schwierigen Hanglagen keineswegs nur Primärwald. Wie in vielen anderen Regionen hatten die Wald­be­sit­zer lange auf schnell wachsende Nadelhölzer wie Fichten, Douglasien, Lärchen oder Kiefer gesetzt, alles eingebrachte, ortsfremde Baum­arten, die gar nicht an das hiesige Klima angepasst waren.

Auch die forstwirtschaftliche Nutzung selbst hat die Entwicklung des Waldes behindert. Bäume, deren Holz genutzt werden soll, werden geschlagen, sobald sie nicht mehr wachsen, also nach 20, 30 Jahren. So fehlen dem Wald zwei Drittel des Lebenszyklus der Bäume, denn auch die gewaltigen Kronen älterer und das Totholz sterbender Bäume sind wichtige Lebensräume für Flechten, Pilze und Tiere.

Im Nationalpark Thayatal lässt man der Natur Zeit, sich selbst zu entwickeln, und wartet ab, was sich in den Baum-Lücken durchsetzt. Das derzeit spannendste Projekt beschäftigt sich mit dem Klimawandel. Weltweit sind sich Forst­experten und Wald­besit­zer einig, dass der Wald umgebaut werden muss, wenn er die Folgen der globalen Erwärmung meistern soll. Im Nationalpark Thayatal hat man in Kooperation mit dem Bundesforschungszentrum Wald und der Universität für Bodenkultur herausgefunden, dass die dort beheimatete Traubeneiche besonders gut an heiße und trockene Umweltbedingungen angepasst ist. Sie wächst hier auf ungeschützt der Sonne ausgesetzten steilen Hängen, wo sie einiges auszuhalten hat.

Die Veränderungen, die in den letzten 20 Jahren im Natrionalpark Thaya­tal stattgefunden haben, sind schon sehr deutlich. Auf wenigen Quadratmetern zeigen sich junge Triebe einer Haselnuss, einer Cornelkirsche, eines Spindelkrauts und eines Ahorns – alles Arten, die an den Standort am besten angepasst sind.

Infos unter www.np-thayatal.at/de/pages/default.aspx

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