Das globale Nahrungsmittelsystem ist für 30 Prozent der weltweiten Gesamtemissionen von Treibhausgasen verantwortlich.

Einer aktuellen Studie der Universität Oxford zufolge ist es vor allem die Welternährung, die alle Bemühungen zum Klimaschutz zunichtemachen könnte. Bei der globalen Produktion von Nahrungsmitteln werden der Studie nach so viele Treibhausgase ausgestoßen, dass diese Emissionsmengen nach aktuellem Stand ausreichen würden, um das 1,5-Grad-Klimaziel zu verfehlen – selbst wenn alle anderen klimaschädlichen Emissionen schnell und vollständig verschwinden würden.

Nach Verkehr, Industrie und der Energieerzeugung, die mehr als 40 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verursachen, rangiert das globale Nahrungsmittelsystem mit 30 Prozent an zweiter Stelle. Zur schlechten Klimabilanz der Branche trägt vor allem die Viehzucht bei. Die Tiere geben bei der Verdauung Methan ab, dazu wird Wald für Weideflächen abgeholzt, der wiederum große Mengen CO₂ bindet. Auch für den Feldanbau werden Flächen gerodet. Dazu verursachen die Produktion und Verwendung von Düngemitteln und die Verbrennung fossiler Brennstoffe in der Lebensmittelherstellung und in den Versorgungsketten Emissionen. Insgesamt wurden durch die Nahrungsmittelproduktion weltweit von 2012 bis 2017 durchschnittlich 16 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr freigesetzt.

Hochgerechnet könnten die Emissionen aus dem Nahrungsmittelsystem von 2020 bis 2100 laut der Studie bis zu 1356 Gigatonnen betragen, wenn man nicht gegensteuert. Das reicht aus, um zwischen 2051 und 2063 den globalen Temperaturzuwachs von 1,5 Grad zu überschreiten, rechnen die Forscher vor. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte die 2-Grad-Grenze gerissen werden.

Für die Studie berücksichtigten die Wissenschaftler verschiedene dynamische Faktoren wie beispielsweise die Entwicklung der Weltbevölkerung und die Zunahmen von Ackerflächen oder Veränderungen bei Ernteerträgen. Auch Schätzungen zu Verlusten durch Lebensmittelverschwendung oder sich verändernde Ernährungsgewohnheiten flossen in die Prognose mit ein.

Aber nicht nur bei den Emissionen im Ernährungsbereich liegt die Menschheit viel zu hoch. Im Jahr 2019 wurden global noch 36,7 Gigatonnen CO₂ in die Atmosphäre ausgestoßen – mehr als in jedem anderen Jahr zuvor. Aber in einem Sonderbericht des Weltklimarats IPCC wird das Maximum der Kohlendioxidemissionen mit 420 (1,5-Grad-Ziel) und 1170 Gigatonnen CO₂ (2-Grad-Ziel) angegeben. Nur dann könne man mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent die gesetzten Vorgaben erfüllen.

Die meisten Emissionen im Nahrungsmittelbereich ließen sich bei einem höheren Fleischverzicht einsparen. Auch weniger Verbrauch von tierischen Produkten wie Milch oder Eier wirkten sich positiv aus. Zusätzlich könnten Landwirte mit Optimierungen von bewährten Methoden gegensteuern und effizienter arbeiten – etwa indem sie gezielter düngen oder ihre Rinder mit Zusätzen im Futter versorgen, die die Methanbildung hemmen.

Für klimafreundlichere Produktion von Nahrungsmitteln brauche es vor allem auch neue Technologien wie Gentechnik und Genom-Editierung (Molekularbiologie zur Veränderung der DNA). Das bedeute aber auch, dass der Ökolandbau mit seinen niedrigeren Erträgen sicher nicht als Patentrezept für den Klimaschutz gelten kann.

Infos unter https://science.sciencemag.org/content/370/6517/705

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