Das Waldsterben in Deutschland setzt sich auch 2020 weiter fort: Nur 20 Prozent der Bäume haben noch intakte Kronen.

Der Zustand des deutschen Waldes ist weiter besorgniserregend. Das Waldsterben setzte sich laut Waldzustandserhebung im Jahr 2020 weiter fort. Nur noch jeder fünfte Baum in deutschen Wäldern hat ein intaktes Kronendach. Das dramatische Fazit lautet: Es ist der schlechteste Wert seit Beginn der Auswertung im Jahr 1984. 79 Prozent der Baumkronen weisen mehr oder weniger große Schäden auf.

Ursachen vom Waldsterben waren die Stürme, die Dürre, der massive Borkenkäferbefall und auch die vermehrten Waldbrände der vergangenen drei Jahre. Sprunghaft angestiegen ist der Anteil der Bäume, die innerhalb eines Jahres abgestorben sind.

Für die Analyse werden rund 10.000 Bäume in Deutschland regelmäßig beobachtet. Aus dieser repräsentativen Stichprobe lässt sich der Zustand des gesamten deutschen Waldes hochrechnen. Von 2019 auf 2020 starben demnach rund 1,7 Prozent aller beobachteten Bäume ab. Auch das ist ein Negativrekord – denn er ist fast 10 mal so hoch wie in einem durchschnittlichen Jahr. Besonders deutlich war der Anstieg bei der Fichte: Rund 4,3 Prozent aller beobachteten Bäume starben ab, üblich sind Werte zwischen 0,1 und 0,2 Prozent.

Am Massensterben der Fichte war wohl zu einem großen Teil der Borkenkäfer schuld. Die Insekten haben im vergangenen Jahr ideale Bedingungen vorgefunden, denn 2020 war nach 2018 und 2019 das dritte Jahr in Folge mit einem trockenen Sommer. Wegen des Wassermangels konnten die Käfer leicht in Fichten eindringen. Die Bäume mussten massenweise gefällt werden. In einigen Bundesländern rückten sogar Bundeswehrsoldaten an, um tote Bäume zu bearbeiten.

Gesunden Wäldern dagegen kann der Borkenkäfer wenig anhaben. Die in Deutschland großflächig verbreiteten Fichten-Monokulturen gelten als besonders anfällig. Dennoch sind sie bei Forstwirten beliebt, weil Fichten schnell und gerade wachsen und sich so Gewinne erwirtschaften lassen. Die Strategie hat sich allerdings weder als wirtschaftlich noch als ökologisch nachhaltig erwiesen. Das Angebot an Fichtenholz ist massiv angestiegen, weil wegen des Borkenkäfers so viele Fichten gefällt wurden Die Folge waren rapide fallende Preise – laut Statistischem Bundesamt um rund 35 Prozent in drei Jahren.

Noch schlechter als der Fichte geht es den Buchen. Zwar sterben weniger dieser Laubbäume ab, doch schon seit mehr als zehn Jahren weisen zwischen 30 und 60 Prozent der Buchen eine deutliche Kronenverlichtung auf. Das bedeutet, den Bäumen fehlen 25 Prozent oder mehr der normalen Blattmasse. Im Jahr 2020 waren mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller Bäume in einem derart schlechtem Zustand. Gerade einmal 10 Prozent der Buchen hatte eine intakte Baumkrone. Einzig der Zustand der Eiche verbesserte sich ein wenig.

Wo der Wald nicht mehr zu retten ist, will die Politik nun beim Pflanzen neuer Bäume helfen. Insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro Fördergelder stehen für kommunale wie private Waldbesitzer bereit.

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