Nach neuen Studien sind erneuerbare Energien weltweit so umfassend verfügbar, dass sie den weltweiten Energiebedarf decken können.

Die Studie des britischen Thinktanks Carbon Tracker kommt zu dem Ergebnis, dass erneuerbare Energien weltweit so umfassend verfügbar sind, dass sie schon mit heutiger Technologie hundertmal so viel Ertrag bringen können wie der gesamte weltweite Energiebedarf. Der beläuft sich derzeit auf etwa 65 Petawattstunden (PWh) pro Jahr, das entspricht 65 Billiarden Wattstunden. Aber mit Sonnenstrom (5.800 PWh) und Windstrom (900 PWh) steht mehr als genug Ökoenergie zur Verfügung, um ihn sauber zu erzeugen.

Das größte Ölfeld der Erde ist das Ghawar-Feld in Saudi-Arabien. Es erstreckt sich über 8.400 Quadratkilometer, und sein Öl erzeugt jährlich Energie von knapp einer Petawattstunde (PWh). Würde man allerdings diese Fläche unter der Sonne Arabiens mit Photovoltaik-Modulen bedecken, ergäbe es einen jährlichen Ertrag von 1,6 Pwh.

Schon bisher sind nach diesen Kalkulationen 60 Prozent des Sonnenstroms und 15 Prozent der Windenergie wirtschaftlich. 2030 werde Photovoltaik überall auf der Welt und Wind immerhin zur Hälfte so billig sein, dass es alle anderen Energieformen unterbietet. Und auch wenn Sonnen- und Windstrom natürlich mehr Fläche brauchen als eine Ölquelle oder eine unterirdische Kohlegrube – alle nötigen Photovoltaik-Flächen zusammen würden nur 0,3 Prozent der Oberfläche des Planeten ausmachen, weniger als die Fläche, die derzeit fossile Infrastruktur belegt. Derzeit werde nur 0,01 Prozent des täglichen Sonnenscheins genutzt, erklären die Forscher.

Riesige Potenziale für erneuerbare Energien sehen die Wissenschaftler noch in Afrika, Südamerika und Australien. Auch Nordamerika und weite Teile Asiens haben noch mehr als zehnmal so viel Erneuerbaren-Potentiale, wie sie derzeit nutzen. Nur in Mitteleuropa seien die Potentiale weitestgehend ausgeschöpft.

Dabei hat sich die EU auf das Ziel verständigt, bis 2050 klimaneutral zu werden, bis 2030 sollen die CO2-Emissionen in Europa um mindestens 55 Prozent sinken. Der neue US-Präsident Joe Biden will mit einer ähnlichen Erklärung nachziehen. Doch einer Gruppe von Energiesystemforschern geht das bei Weitem nicht schnell genug. In einer Deklaration fordern sie, schon bis 2030 ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen – und zwar weltweit. Andere Bereiche wie Verkehr, Industrie oder Wärmeversorgung sollen möglichst bis 2035 folgen.

Der ambitionierte Zeitplan ergebe sich aus der Notwendigkeit, sogenannte Kipppunkte zu vermeiden. Sie hätten irreversible Veränderungen des Klimas zur Folge. So habe der grönländische Eisschild bei der gegenwärtigen Erwärmung schon 2030 einen Punkt erreicht, ab dem sein komplettes Abtauen nicht mehr aufzuhalten ist. Ähnliche Kipppunkte werden im Permafrost oder im westantarktischen Eisschild vermutet. Auch diese Forscher gehen davon aus, dass 100 Prozent erneuerbare Energien möglich seien, und dass die Transformation viel schneller passieren könne als erwartet. Darüber hinaus sei etwa die Produktion von Strom aus klimaneutralen Quellen für Verbraucher auch günstiger als eine mit hohem Anteil von Gas- oder Kohlestrom.

Infos zur Studie: https://carbontracker.org/reports/the-skys-the-limit-solar-wind/

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