Nach Berechnungen von Umweltschützern wird Deutschland auch nach dem verschärften Klimaschutzgesetz ab dem Jahr 2030 Klimaschulden machen.

Die Restmenge an CO2-Emissionen, die in Deutschland noch in die Luft gehen dürfen, um die globale Erwärmung unter zwei Grad zu halten, ist bereits 2030 so gut wie aufgebraucht. Nach Berechnungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace wird Deutschland auch nach dem verschärften Klimaschutzgesetz viel zu viel CO2 verbrauchen und ab dem Jahr 2030 Klimaschulden machen.

Auf Druck des Bundesverfassungsgerichts musste die Regierung ihr Klimaschutzgesetz nachschärfen und will nun bis 2030 statt 55 nun 65 Prozent weniger Treibhausgase gegenüber 1990 ausstoßen. Außerdem soll die Klimaneutralität bereits 2045 statt 2050 erreicht sein. Und auf Betreiben der Richter gibt es nun auch ein weiteres Zwischenziel: Im Jahr 2040 sollen bereits 88 Prozent weniger Treibhausgase produziert werden als 1990.

Die Autoren der Studie betonten, dass in dem vorgeschlagenen Treibhausgas-Reduktionspfad bis 2030 bereits 91 Prozent des CO2-Restbudgets aufgebraucht würden. Das eng limitierte CO2 -Budget werde dann bis 2045 zudem um 32 Prozent massiv überschritten. Dann würde mehr ausgestoßen, als laut dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zulässig ist, und auch die Ziele des Weltklimavertrages würden nicht eingehalten. Damit mache Deutschland bereits Anfang der 2030er-Jahre Klimaschulden.

Im alten Klimaschutzgesetz waren bis 2030 laut den Berechnungen sogar 96 Prozent des Restbudgets bereits aufgebraucht und Deutschland hätte sein Budget insgesamt um 64 Prozent überschritten. Das Fazit von Greenpeace: Nur ein vorgezogener Kohleausstieg bis 2030 kann Deutschland noch auf Kurs bringen.

Greenpeace rechnet mit den Zahlen des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) und den aktuell im Gesetz vorgesehenen Sektorzielen – also den jährlichen Einsparzielen – für die Bereiche Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude. Der SRU hatte bereits im Jahr 2019 gewarnt, dass Deutschland nur noch eine Restmenge von rund 6,7 Milliarden Tonnen CO2 übrig hat, wenn es den Weltklimavertrag einhalten will. Dieser Ansatz einer CO2-Restmenge bekam nun wieder Aufwind, weil sich die Richterinnen und Richter des Bundesverfassungsgerichts in ihrem Urteil auf die Zahlen des SRU bezogen. Sie urteilten, dass die CO2-Lasten gerechter verteilt werden müssen, damit die nächste Generation ab 2030 nicht einen Großteil des Klimaschutzes schultern muss.

Doch der Ansatz des CO2-Budget ist umstritten, denn er ist nur eine Option von vielen, wie sich Klimapfade errechnen lassen. Ein Problem ist, dass in den Berechnungen nicht sauber zwischen CO2 und Treibhausgasen wie Methan und Lachgas unterschieden werde. Eine Treibhausgas-Neutralität ist viel schwerer zu erreichen, weil sich Methan- und Lachgasemissionen aus der Landwirtschaft kaum eliminieren lassen. Laut Experten macht CO2 derzeit rund 88 Prozent der Treibhausgase aus. Das Verhältnis werde sich in Zukunft aber Richtung der anderen Treibhausgase verschieben.

Die Greenpeace-Studie: www.greenpeace.de/themen/klimakrise/besser-ist-nicht-gut-genug

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