Die Kosten durch Umweltschäden für die Gesellschaft sind hoch. Sie belaufen sich einer Studie zufolge in Deutschland auf insgesamt 671 Milliarden Euro.

Luftverschmutzung, Überdüngung und Plastikmüll: Jedes Jahr entstehen der Gesellschaft durch Umwelt- und Gesundheitsschäden Kosten, für die die Verursacher nur selten zur Kasse gebeten werden. Diese Kosten durch Umweltschäden belaufen sich laut einer Schätzung des Ariadne-Konsortiums aus mehr als 25 Forschungspartnern auf jährlich mehr als 13 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung.

Der Verlust des Wohlstands durch Umweltschäden ist nun erstmals in konkreten Euros sichtbar geworden. Die Studie hat so umfassend wie noch nie die externen Kosten des Wirtschaftens in Deutschland analysiert und kommt in einer ersten Synthese auf einen Schätzkorridor von 455 bis 671 Milliarden Euro.

Wie hoch die Umweltschäden durch die Produktion von Strom und Wärme und beim Personen- und Güterverkehr tatsächlich sind, hat jetzt das Umweltbundesamt (UBA) ermittelt, das eine aktualisierte Fassung seiner Methodenkonvention zur Ermittlung von Umweltkosten vorgelegt hat. Jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid (CO2) verursacht demnach Umweltschäden in Höhe von rund 180 Euro. Das kommt dem Wert recht nahe, den der Weltklimarat IPCC in seinem fünften Sachstandsbericht ermittelt hat: 173,50 Euro. Hochgerechnet auf den Treibhausgasausstoß von 906 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, den Deutschland 2016 verursacht hat, sind das Kosten von 164 Milliarden Euro für ein Jahr.

Während die Schäden bei einem Heizkessel noch begrenzt sind, kann der Betrieb von Wärme- oder Stromkraftwerken weitaus größere Auswirkungen auf die Umwelt haben. Eine Kilowattstunde Braunkohlestrom führt laut UBA zu Umweltschadenskosten von durchschnittlich knapp 21 Cent. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Strom aus Windenergie führt lediglich zu Umweltschäden in Höhe von weniger als 0,3 Cent. Für den Verkehr in Deutschland errechnete das UBA jährliche Umweltschäden von fast 1,5 Milliarden Euro für Feinstaub und weitere 7,3 Milliarden für Stickoxide.

Die Studie des Ariadne-Konsortiums schlägt auch einen Mechanismus vor, um den Koten von Umweltschäden entgegenzuwirken: Durch eine gezielte Besteuerung könnten Anreize für schonenderes Wirtschaften gesetzt werden. Der Staat könnte so jährlich zwischen 348 und 564 Milliarden Euro Steuergelder mehr einnehmen.

Durch eine konsequent auf Umweltschäden ausgerichtete Besteuerung könnte der Staat damit 44 bis 71 Prozent des gesamten heutigen Steueraufkommens zusätzlich mobilisieren. Andere Steuern könnten somit abgesenkt werden, um die Steuerzahler zu entlasten. Durch Steuersenkungen, direkte Rückerstattungen an die Menschen oder gezielte Transfers für besonders betroffene Haushalte hat die Politik viel Handlungsspielraum, um eine derartige Steuerreform sozial gerecht ausgestalten.

Die Expertinnen und Experten betonen in ihrer Studie vier Handlungsfelder: Die CO2-Preise im Emissionshandel müssten so weit angehoben werden, dass sie die tatsächlichen Kosten der durch den Klimawandel verursachten Schäden widerspiegeln. Auch in der Landwirtschaft müssten Umweltfolgen wie Treibhausgase und Stickstoffausstoß einberechnet werden. Die Stromsteuer müsste gezielter auf den Klimaschutz ausgerichtet werden. Für den Verkehr fordern die Wissenschaftler eine Mautgebühr, mit der Infrastruktur, Nahverkehr und andere Steuerentlastungen finanziert werden sollen.

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