Ungarns Ministerpräsident Orban ist auf die Liste der weltweit größten Feinde der Pressefreiheit gesetzt worden – als erster EU-Regierungschef.

Die Liste der Feinde der Pressefreiheit wird jedes Jahr länger und bietet zum ersten Mal auch ein Land in der Europäischen Union auf. Die Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen (RSF) führt in der aktuellen Liste der Feinde der Pressefreiheit den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban auf. Seit Viktor Orban und seine Fidesz-Partei 2010 an die Regierung gekommen seien, hätten sie Ungarns Medienlandschaft Schritt für Schritt unter ihre Kontrolle gebracht, kritisiert der Verband.

Die Liste der Feinde der Pressefreiheit umfasst 37 Staatsoberhäupter und Regierungschefs, die in besonders drastischer Weise die rücksichtslose Unterdrückung der Pressefreiheit verkörpern. Ebenfalls neu aufgeführt sind der immer wieder gegen Medien hetzende brasilianische Präsident Jair Bolsonaro und der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman. Ihm wirft RSF unter anderem wegen des Mordes an Jamal Khashoggi Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Auch die Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam steht neu auf der Liste der Feinde der Pressefreiheit. In der chinesischen Sonderverwaltungszone musste mit der Zeitung Apple Daily im Juni 2022 ein Symbol der Pressefreiheit ihren Betrieb einstellen. Daneben finden sich auf der Liste viele langjährige Feinde der Pressefreiheit, etwa Eritreas Präsident Isaias Afewerki, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, Syriens Machthaber Baschar al-Assad und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko.

Auf den Philippinen haben die Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten und auf unabhängige Medien seit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte 2016 stark zugenommen. In Myanmar hat Anfang Februar das Militär unter Juntachef Min Aung Hlaing wieder die Macht übernommen. Mit dem Putsch wurde die Pressefreiheit im Land innerhalb weniger Tage um zehn Jahre zurückgeworfen. Dutzende Journalistinnen und Journalisten wurden festgenommen und unabhängigen Medien die Lizenz entzogen.

Seit Nicaraguas Staatspräsident Daniel Ortega 2016 zum dritten Mal in Folge ins Amt gewählt wurde, wird die unabhängige Presse im Land mit Drohungen, Verfolgungen, Verleumdungskampagnen, willkürlichen Festnahmen, dem Entzug von Werbegeldern und dem „Gesetz zur Regulierung ausländischer Agenten“ gegängelt. Seit 2018 wurde zudem die Lieferung von Tinte, Papier und Kautschuk so stark eingeschränkt, dass die meisten gedruckten Zeitungen des Landes ihr Erscheinen einstellen mussten.

Erstmals auf der Liste der Feinde der Pressefreiheit vertreten ist Miguel Díaz-Canel, seit Oktober 2019 Staatspräsident von Kuba. Unter ihm wird die Null-Toleranz-Politik der Castros gegenüber unabhängigen Medien unvermindert fortgesetzt, auch wenn durch die Ausbreitung des Internets vereinzelt Freiräume entstanden sind.

In Russland brachte Putin nach seinem Amtsantritt im Jahr 2000 das Fernsehen sowie die wichtigsten unabhängigen Verlage unter die Kontrolle des Kreml. Seit den Massenprotesten im Winter 2011/12 verschärfte die Staatsmacht unter seiner Führung die Zensur auch im Internet massiv. Kritische Medienschaffende riskieren ihr Leben: Seit Putins Amtsantritt wurden mindestens 37 Reporterinnen und Reporter wegen ihrer Arbeit ermordet, kaum eines dieser Verbrechen wurde aufgeklärt.

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